Mitglieder der Lebenshilfe Oberes Nagoldtal zeigten Ulla Schmidt (Vierte von links) und Saskia Esken (Siebte von links) ihren Neubau in Nagold. Foto: Stadler Foto: Schwarzwälder-Bote

Prominenz: Bundestagsvizepräsidentin Ulla Schmidt besucht Lebenshilfe Oberes Nagoldtal / Esken lädt Kollegin zu Neubaubegehung

Von Sabine Stadler

Voller Spannung erwarteten der Vorsitzende Rolf Dietz und sein Stellvertreter Jürgen Kistner gemeinsam mit der Geschäftsleiterin Elke Salamon und Beschäftigten der Lebenshilfe Nagold den Besuch von Ulla Schmidt. Die ist Bundestagsvizepräsidentin und Bundesvorsitzende der Lebenshilfe.

Nagold. Für den Ortsverein der Lebenshilfe in Nagold war es eine echte Premiere. Zum ersten Mal in seiner fast 60-jährigen Geschichte durften Vorstand und Geschäftsführung einen solch hohen Gast in ihren beengten Räumlichkeiten begrüßen. Keine Geringere als Ulla Schmidt, Bundesvorsitzende der Lebenshilfe, ehemalige Bundesgesundheitsministerin und heutige Bundestagsvizepräsidentin gab sich auf Einladung ihrer Bundestagskollegin Saskia Esken die Ehre. Bei dem Besuch und dem Austausch vor Ort war auf beiden Seiten viel Herzlichkeit zu spüren.

Nach der Begrüßung durch den Vorsitzenden Rolf Dietz berichtete Ulla Schmidt, die seit 2012 Vorsitzende der Lebenshilfe auf Bundesebene ist, über den derzeitigen Stand des Bundesteilhabegesetzes, das die Lebenssituationen von Behinderten weiter verbessern soll und voraussichtlich am 1. Januar 2017 in Kraft treten wird. Nach ihrem eigenen Vortrag zeigte Schmidt großes Interesse an der Arbeit der Lebenshilfe im Oberen Nagoldtal.

Nur zehn Mitarbeiter sind Hauptamtliche

Reihum hatten der zweite Vorsitzende Jürgen Kistner sowie die Geschäftsstellenleiterin Elke Salamon mit ihren Kolleginnen und Kollegen Gelegenheit, sich und die Arbeit von 76 Beschäftigten in Nagold vorzustellen, davon sind nur zehn Hauptamtliche. Die meisten Mitarbeiter arbeiten ehrenamtlich auf der Basis einer Übungsleiterpauschale.

In allen Bereichen gibt es große Pläne, die teilweise bereits verwirklicht wurden, beginnend mit der Offenen Hilfe über die Schülerbetreuung bis hin zum Seniorenbereich leistet die Nagolder Lebenshilfe ausgezeichnete Arbeit. Individuelle Einzelbetreuungen sind ebenso an der Tagesordnung wie Familienarbeit.

Seit einem Jahr gibt es im Seniorenbereich, speziell für Demenzkranke, eine Gruppe, die sich zweimal wöchentlich zum gemeinsamen Kochen und anschließendem Mittagessen trifft. Dieses Angebot wird ab diesem Herbst täglich stattfinden und bietet noch Platz für Neuaufnahmen. Fahrdienste sind zu fast allen Gruppenangeboten eingerichtet.

Bei den Beschäftigten und Verantwortlichen der Lebenshilfe im Oberen Nagoldtal ist die Freude über ihre Arbeit und das Engagement für behinderte Menschen deutlich spürbar. Sie berichteten dem prominenten Gast mit Begeisterung über ihre Pläne und Ziele sowie ihre unkomplizierte und flexible Art der unbürokratischen Hilfe. "Wir bieten keine Standardpakete, unsere Arbeit ist vielfältig und oft ein Hilfemix", brachte es Geschäftsleiterin Salamon auf den Punkt. "Dadurch können die Betroffenen möglichst lange zu Hause im gewohnten Umfeld bleiben." Und darauf sind alle mächtig stolz.

Im Herbst werden die Umzugskisten gepackt

Stolz und voller Vorfreude zeigte sich das gesamte Team auch bei der Präsentation seines Neubaus, der mit 450 Quadratmetern Fläche gut viermal so groß ist wie die jetzt gemieteten Räumlichkeiten. Saskia Esken freute sich mit der Lebenshilfe über den tollen Fortschritt beim Bau. "Noch vor zwei Jahren war dieser Neubau lediglich ein Modell und jetzt steht quasi der Einzug vor der Tür", erklärte sie. Im Herbst werden die Umzugskisten gepackt. Der zweite Vorsitzende Kistner berichtete, dass dieser Bau überwiegend einer Erbschaft zu verdanken ist. An den Neubaukosten in Höhe von 1,35 Millionen Euro haben sich die "Aktion Mensch" und "Herzenssache" mit Zuschüssen beteiligt. Dennoch fehlen immer noch 300 000 Euro, um die Kosten zu finanzieren. Über Eigenleistungen und hoffentlich großzügigen Spenden hofft man, diese Finanzierungslücke noch zu schließen. Seitens der öffentlichen Hand gab es keine Förderung.

Spendenaktion mit Buntsandsteinen

Eine Möglichkeit zur Unterstützung für Spendewillige sind Buntsandsteine, auf denen mit Sandstrahltechnik der Spendername eingearbeitet wird. Für jeweils 1000 Euro werden diese Steine sichtbar am neuen Haus angebracht. Auf den Internetseiten der Lebenshilfe Nagold finden sich nähere Informationen zu dieser Spendenaktion.

Eine Führung durch die Baustelle mit Besichtigung von Büro- und Therapieräumen sowie Besprechungszimmer und künftigem Therapiebad mit abschließendem Erinnerungsfoto rundeten den Besuch von Ulla Schmidt und Saskia Esken ab.