Gefragt waren beim Tag der offenen Tür in der Nagolder Staatsklenge mit ihrem "Wahrzeichen", einer ziemlich schrägen Fichte, auch die Führungen. Foto: Priestersbach Foto: Schwarzwälder-Bote

Staatsklenge in Nagold feiert 150-jähriges Bestehen / Baum- und Strauchsamen für die Forstwirtschaft

Von Uwe Priestersbach

Nagold. Die Nagolder Staatsklenge feierte am Wochenende ihr 150-jähriges Bestehen. Neben einem Festakt mit Agrarminister Alexander Bonde stand auch ein gut besuchter Tag der offenen Tür auf dem Programm.

Den Auftakt bildete dabei eine Vernissage zur Ausstellung "Kunst in der Klenge", an der sich Bernhard Schmid mit seinen Holzskulpturen ebenso beteiligt, wie Klaus Oelßner mit Aquarellen und Ulrike Klummp mit Fotografien. Daneben gab es Motorsägenkunst mit Georg Fuchtel, ein Kinderprogramm mit dem Waldmobil sowie ein Ausstellung, in der die vergangenen 150 Jahre an der Klenge beleuchtet wurden.

Auf großes Interesse der Besucher stießen aber ebenso die Führungen durch die Staatsklenge – die einzige ihrer Art in Baden-Württemberg. Die heute staatliche Einrichtung versorgt seit 1865 hauptsächlich staatliche Forstbetriebe und Forstbaumschulen mit Saat- und Pflanzengut. Die Entstehungsgeschichte der Staatsklenge Nagold reicht bis weit in das 19. Jahrhundert zurück. Wegen des gewaltig steigenden Holzbedarfs durch Bevölkerungswachstum und Industrialisierung kam es zur großflächigen Entwaldung im Land. Jedoch musste die Forstwirtschaft in Deutschland gesichert werden, und die Wiederaufforstung wurde zu einem wichtigen Anliegen. Dazu wurde eine ungeheure Menge Saatgut benötigt, das unter anderem qualitativ hochwertig sein sollte. 1865 verlegte der Kaufmann Wilhelm Geigle seine Samenhandlung nach Nagold. Das war die Geburtsstunde der Staatsklenge Nagold. 1947 wurde die Forstsamendarre durch die Landesforstverwaltung übernommen.

Wie Forstdirektor Christoph Göckel, sei 2004 Leiter der Staatsklenge anmerkte, werden in Nagold die Samen von 35 Baum- und Straucharten aufbereitet und gelagert. "Wir legen hier den Grundstein für den Wald von Morgen", erklärt Göckel. Und so lautet das Motto der Staatsklenge auch: "Wir sorgen für Nachwuchs". So werden von den neun Mitarbeitern der Klenge viele Samen für die Zukunft gelagert, um für einen klimastabilen Wald gerüstet zu sein. Dabei betont der Forstdirektor: "Der Klimawandel ist für den Forst die größte Herausforderung." Die Fichte als früheren Brotbaum des Forstes sieht er dabei eher auf der Verliererstraße, aber die Tanne als Nadelbaumart habe sicher Zukunft. Verstärkt werde man zudem auf die Douglasie setzen, die derzeit aber nur mit drei Prozent im Staatswald vertreten ist. "Das ist in der Jugend eine Mimose, aber wenn sie sich etabliert hat, liefert sie hervorragendes Holz", weiß Christoph Göckel.

In den "etwa so wie Fort Knox gesicherten Kühlkammern" werden die Samen bei Temperaturen zwischen Minus fünf und Minus zehn Grad gelagert, und, wie der Forstdirektor anmerkte, entstehen beispielsweise aus einem Kilogramm Douglasiensamen rund 50 000 Bäume. "Wir sind aber auch Genbank für Saatgut von Holzarten, die derzeit nicht so gefragt sind", macht der Forstdirektor deutlich.