Machbarkeitsstudie bewertet Anschluss Nagolds an Stuttgarter Schienennetz positiv / "Ganze Raumschaft profitiert"

Von Michael Stock

Gäufelden-Nebringen. Buchstäblich in Fahrt kommen möchte Nagolds Stadtoberhaupt Jürgen Großmann, wenn es um das Thema S-Bahn-Anbindung nach Stuttgart geht. Ein erster Schritt ist gemacht: Die vom Kreis Calw und der Stadt Nagold in Auftrag gegebene Machbarkeitsstudie liegt nun vor – und gibt grünes Licht.

Als gestern Udo Sparmann von der Transport Technologie-Consult Karlsruhe GmbH die Überprüfung bezüglich einer Umsetzung des Projekts vorstellte, war nicht nur Nagolds Oberbürgermeister zugegen, sondern gleich fünf seiner Kollegen. Denn auch Bernd Dürr (Bondorf), Stephan Neher (Rottenburg), Thomas Sprißler (Herrenberg) sowie Armin Jöchle (Eutingen) mussten ein Interesse daran haben, was bei der Studie herauskommt. Wie ihr zu entnehmen ist, könnten sie erheblich von der Verlängerung profitieren.

"Wir müssen so viele Leute wie möglich auf die Schienen bringen", formulierte Großmann das Ziel. Und wirtschaftlich sinnvoll müsse es auch sein. Sparmann und seine Gutachter halten eine S-Bahn-Verlängerung von Herrenberg bis Nagold für baulich und betrieblich machbar. Wäre ein kompletter Neubau mit Kosten in Höhe von 130 Millionen Euro noch völlig utopisch gewesen, würden sich die Investitionssummen für die neue Maßnahme auf 30 Millionen Euro für 30 Kilometer Strecke belaufen. Laut Sparmann im Vergleich eine kostengünstige Variante. 80 Prozent könnten außerdem durch das Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetz (GVFG) bezuschusst werden.

Ein wichtiger Punkt bei den Beförderungszeiten ist Sparmann die Umsteigefreiheit. Auch wenn beispielsweise die Fahrzeit von Nagold in die Stadtmitte mit der S-Bahn und Umsteigen in den Bus fünf Minuten kürzer ist als die in einer durchgehenden S1, würde sich Umsteigen "allein schon wegen der Anschlussproblematik mit dem Bus" negativ auf die Fahrgastzahl auswirken. Eine befriedigende Umsteigezeit zwischen den S-Bahnen und der Kulturbahn im Bahnhof Nagold sei in beiden Fahrtrichtungen machbar, ohne die Infrastruktur der Kulturbahn erneut zu ändern.

"Auch die Gemeinden an der Gäubahn haben einen großen verkehrlichen Nutzen und das Obere Nagoldtal enthält eine Schienendirektverbindung an die Region", so Sparmann. Alle Bürgermeister äußerten sich positiv bezüglich des Projekts.

"Ich sehe es relaxed, bei uns stehen die wenigsten Veränderungen an", sagte etwa Sprißler. Handlungsbedarf bestünde aber beispielsweise am Eutinger Bahnhof, der unter anderem über keine gesicherten Bahnsteigzugänge verfügt. Infrastrukturmaßnahmen würden auch in die Elektrifizierung der Strecke und des Hochdorfer Tunnels fließen.

Eine verlängerte Strecke der S1 soll rund 2650 zusätzliche Fahrgäste in die Züge locken, und Großmann betonte, dass nicht nur Pendler aus der Stadt, sondern auch in die Stadt fahren würden. Verkehren würde der Kurzzug mit 70 Meter Länge und 200 Sitzplätzen tagsüber alle 30 Minuten und jede Stunde am Abend. "Es ist richtig, in dieser Zeit das Thema auch in der Öffentlichkeit voranzubringen und nicht mehr loszulassen", warb Großmann. Dabei gelte es als Nagelprobe, dass alle Beteiligten zusammenfänden und die Details geklärt werden. Das sahen auch seine Kollegen so, die auf intensive Gespräche untereinander drängen.

Sparmann wies noch einmal darauf hin, dass man erst am Anfang stehe, alles erst im Groben und noch lange nichts entschieden sei: "Die eigentliche Aufgabe beginnt erst jetzt", so Sparmann.