Starke Frauen: Wie Dorothea Meißner auf ungewöhnlichen Wegen IHK-Geschäftsführerin in Nagold wurde

Von Simone Heinzelmann

Nagold. Bei Dorothea Meißner denkt man nicht unbedingt an eine Frau, die Holzgiraffen verkauft und afrikanische Hochzeiten organisiert. Die 47-Jährige ist seit Mitte 2014 IHK-Geschäftsführerin. Sie sagt: "Das Leben hält immer etwas Spannendes für einen bereit. Man muss nur offen sein." Ihr Lebenslauf gibt ihr Recht.

Ihre Kindheit verbrachte Dorothea Meißner in Heidelberg und Pforzheim. Doch besondere Kindheitserinnerungen hat sie an Nagold – an ihren Großvater Wilhelm Sanwald. Sie und ihre beiden Brüder besuchten ihn oft in den Ferien. "Wir bekamen alle Matchboxautos", erzählt Dorothea Meißner und lacht. "Eine Puppe war nie dabei." Doch, so erinnert sie sich, wenn ihr Großvater mit ihr ins "Städtle" ging, legte er immer Wert darauf, dass ihre Mutter ihr ein "nettes Kleidle" anzog. Dass sie "zwischen zwei Brüdern" aufwuchs, hinterließ seine Spuren. "Ich bin immer schon sportlich aktiv gewesen und war viel draußen im Wald."

"Es wundert mich nicht, dass die Fördergelder so wenig abgefragt werden."

Nachdem sie in Pforzheim am Wirtschaftsgymnasium Abitur gemacht hatte, studierte sie Volkswirtschaftslehre in Heidelberg.

Ein Stipendium führte sie nach New York – bereits nach der Schule war sie als Au-Pair in den Vereinigten Staaten gewesen, in Washington. Nach ihrem Studium bewarb sie sich bei der IHK Nordschwarzwald und wurde dort persönliche Referentin des Hauptgeschäftsführers. Dann kümmerte sie sich um die Aus- und Weiterbildung im Kreis Freudenstadt. "Den direkten Kontakt mit den Firmen fand ich spannend", erzählt Dorothea Meißner begeistert.

Doch die junge Frau wollte noch etwas anderes sehen und wechselte zur IHK nach Dortmund, wo sie in der Assistenz und der abteilungsübergreifenden Projektarbeit tätig war. Ihre Arbeit führte sie auch nach Brüssel, wo die Ruhrgebietskammern eine Niederlassung haben. Sie gewann Einblicke in die EU- und Lobbyarbeit, spricht aber ganz offen von einem "Buch mit sieben Siegeln". "Es wundert mich nicht, dass die Fördergelder so wenig abgefragt werden."

Doch die junge Frau hatte immer noch nicht genug von der (Berufs-)Welt gesehen: "Mein Appetit war noch nicht gestillt", sagt sie und lacht. Ein Berufsbildungsprojekt der Gesellschaft für technische Zusammenarbeit führte sie nach Südafrika. "Wir haben ein kaufmännisches Berufsbild für Südafrika entwickelt", erzählt die 47-Jährige. "Und das Konzept der dualen Ausbildung vorgestellt." Knapp vier Jahre lang hat sie das Projekt mit begleitet und in Johannesburg gelebt.

Auch privat tat sich einiges. Dorothea Meißner hat in Südafrika geheiratet und ihre Tochter Alina kam 2003 "in den Armen einer dunkelhäutigen, kräftigen und sehr freundlichen Krankenschwester" in Johannesburg zur Welt. Ein bewaffneter Raubüberfall vor ihrem afrikanischen Zuhause war ein einschneidendes Erlebnis für Dorothea Meißner, doch der Zwischenfall konnte die mutige Frau nicht klein kriegen. Noch heute merkt man ihr ihre Begeisterung für die Zeit in Südafrika an. Auch unterhält sie dorthin noch viele freundschaftliche Beziehungen.

Von Johannesburg ging es für die junge Familie nach Neuss. Dorothea Meißner nahm eine dreijährige Erziehungspause. Doch Däumchen drehte sie deshalb nicht. Sie verkaufte afrikanische Holzgiraffen und organisierte Hochzeiten in Afrika. Schließlich übernahm sie in Teilzeit die Öffentlichkeits- und Netzwerkarbeit für die Internationale Schule in Neuss. In Neuss kam 2009 auch ihr Sohn Fabius zur Welt.

Doch die Sehnsucht nach der süddeutschen Heimat blieb. Und so war Dorothea Meißner mehr als Gesprächsbereit, als die Stelle der IHK-Geschäftsführung in Nagold zu besetzen war. Mitte Juli 2014 trat sie ihre Stelle an. Bereits im Mai hatte sie ihr neues Zuhause bezogen: das alte Schindelhaus ihres Großvaters.

"Das geht nur mit Disziplin. Ich stehe morgens um 5 Uhr auf."

Über ihren beruflichen Erfolg sagt Meißner: "Ich arbeite auch dafür." So sei sie wohl erzogen worden: "Von nichts kommt nichts." Auch bei ihrer neuen beruflichen Aufgabe müsse sie am Ball bleiben. Und das als Mutter von zwei Kindern. "Das geht nur mit Disziplin. Ich stehe morgens um 5 Uhr auf", erzählt Dorothea Meißner.

Hilfreich ist da auch ihr Lebensmotto: "Man muss das Beste aus jeder Situation machen."