Melanie Gutekunst (links) ist richtig stolz, dass die 21-jährige Jung-Gesellin Angelina Mazza bei der Weltmeisterschaft der Friseure in Sao Paulo am Start war. Foto: Priestersbach Foto: Schwarzwälder-Bote

Nachwuchs-Friseurin Angelina Mazza tritt bei Weltmeisterschaften der Berufe in Sao Paolo an – und wird 21.

Von Uwe Priestersbach

Nagold. Zwischen Fußball-Weltmeisterschaft und den Olympischen Spielen 2016 fanden jetzt in Brasilien die Weltmeisterschaften der Berufe statt – die sogenannten "WorldSkills". Mit am Start war auch Angelina Mazza von der Nagolder Gutekunst Hairstyling GmbH.

Die "WorldSkills" wurden mittlerweile zum 43. Mal ausgetragen und können auf eine lange Geschichte bis 1950 zurückblicken. Der Modus des Traditionswettbewerbs läuft dabei ähnlich ab wie die Olympischen Spiele: Die Teilnehmer treten in ihren jeweiligen Berufen gegeneinander an und kämpfen um Gold, Silber und Bronze. Das beste Land wird in der Nationenwertung ermittelt, bei der alle Medaillen addiert werden

Mit der bislang größten Nationalmannschaft machte sich das deutsche Team in die brasilianische Mega-Metropole Sao Paulo zur Weltmeisterschaft der Berufe auf. 41 Nachwuchstalente aus Industrie, Handwerk und Dienstleistungsbereich konnten sich dort mit ihren Kollegen aus aller Welt messen.

Rund 1200 Teilnehmer aus über 60 Ländern standen in Konkurrenz bei der Weltmeisterschaft der nicht-akademischen Berufe. Unterstützung erhielt die deutsche Mannschaft dabei von prominenter Seite – Bundeskanzlerin Angela Merkel hatte für das "Team Germany" die Schirmherrschaft übernommen. Die meisten deutschen Teilnehmer kamen aus Bayern und Baden-Württemberg – und sie gehören bundesweit zu den Besten ihres Berufsstandes, die sich im Vorfeld in harten Ausscheidungen qualifiziert hatten.

So auch die 21-jährige Angelina Mazza aus Dietersweiler, die als Deutschlands beste Junggesellin im Friseurhandwerk die deutschen Farben bei der Handwerker-Weltmeisterschaft in der brasilianischen Metropole Sao Paulo vertrat. Nach einem spannenden Finale auf der Hair & Style Management Messe in Stuttgart wurde Angelina Mazza im vergangenen Jahr zu Deutschlands Friseurstar für die "WorldSkills" gekürt.

Als feststand, dass die Nagolder Jung-Gesellin das WM-Ticket gelöst hatte, wurde in den letzten Monaten praktisch jeden Abend mit Geschäftsführerin und Mentorin Melanie Gutekunst hart trainiert – aber auch mit ihrem "Experten" und Meisterfriseur Oliver Bohn aus Lörrach, der Angelina Mazza auch nach Brasilien begleitete.

Dann nahte der Tag es Abflugs und die Spannung stieg. Insgesamt machte sich in Frankfurt ein Tross von rund 100 deutschen Teilnehmern, Offiziellen und Experten auf den Weg in die rund zwölf Millionen Einwohner zählende Metropole Sao Paulo. Ein gutes Omen dabei: Das Team Deutschland flog mit demselben Flugzeug nach Brasilien wie 2014 die Fußballer: Die Lufthansa hatte für den elfstündigen Flug den sogenannten "Siegerflieger" der deutschen Nationalmannschaft bereit gestellt.

"Das ist schon Wahnsinn, wie groß diese Stadt ist – da gibt es elfspurige Straßen", staunte Angelina Mazza nach ihrer Ankunft nicht schlecht. Allerdings fügte die Jung-Gesellin aus dem Schwarzwald auch hinzu: "Das ist keine Stadt, in der ich leben möchte." Nach einer dreitägigen Vorbereitung in einem Pre-Camp wurde es dann ernst. Alleine im Friseur-Handwerk gingen 61 Nationen an den Start. Jeder Teilnehmer erhielt einen eigenen Bereich auf dem riesigen Messegelände. Während des viertägigen Wettbewerbs mussten die Friseure in acht verschiedenen Kategorien ihr Können unter Beweis stellen. "Das war richtig anstrengend, und man ist da nonstop unter Strom gestanden", berichtet die deutsche Teilnehmerin. Doch auch die Konkurrenz war richtig stark, vor allem die Friseure aus Asien beeindruckten. "So etwas habe ich vorher noch nie gesehen, wie sauber und schnell die gearbeitet haben." Allerdings kamen ihr gerade die asiatischen Starter vor wie Soldaten, und sie wusste: "Die werden ein Jahr lang praktisch weggesperrt und machen nichts anderes als trainieren."

Mit sich selbst war Angelina Mazza indes nicht zufrieden: "Das war ziemlich nervenaufreibend, und es ist einiges schief gelaufen, was mir im Training nie passiert ist." Am Ende erreichte sie unter den 61 Teilnehmern den 21. Platz und bekannte: "Ich hatte mir schon mehr erhofft und weiß bis heute nicht, woran es lag." Den ersten Platz und damit die Goldmedaille errangen die Teilnehmer aus China vor dem französischen Team.

Ihre Platzierung im vorderen Mittelfeld nagt schon ein wenig am Ego der sympathischen Jung-Gesellin, zumal es keine zweite Chance gibt und sie weiß, dass sie es eigentlich besser kann. Trotz allem spricht Angelina Mazza in der Rückschau aber auch von einer tollen Zeit und einmaligen Erfahrung – und begeistert war sie von der Unterstützung aus der Heimat per Telefon oder E-Mail.

Jetzt ist für Angelina Mazza erst mal Urlaub angesagt, bevor sie sich neuen Herausforderungen zuwendet. Denn klar ist für die Nagolder Jung-Gesellin, dass sie auch künftig an Friseur-Wettbewerben teilnehmen will. "Das ist Wahnsinn, dass eine Mitarbeiterin von uns bei den Weltmeisterschaften dabei war", erklärt Geschäftsführerin Melanie Gutekunst. Gleichzeitig macht die Friseurmeisterin deutlich, dass man in Sachen Wettbewerbe weiter am Ball bleiben will. 2017 steigt schließlich die nächste "WorldSkills" in Katar – und wer weiß, ob dann nicht wieder eine Jung-Gesellin aus Nagold an den Start geht. "Uns wird es auf jeden Fall nicht langweilig", fügt Melanie Gutekunst lächelnd hinzu.