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"7 Schwaben Speaker": Vom Benefiz-Auftritt zugunsten des Schwenniger Kinder-Hospiz profitierte auch das geplante Nagolder Hospiz

Von Axel H. Kunert

Nagold scheint ein gutes Pflaster für Benefiz-Veranstaltungen zu sein: "Ausverkauftes Haus" hieß es am Montag beim Auftritt der "7 Schwaben Speaker". Dabei fiel auf: Vor allem Frauen wollten die renommierten Coaches bei ihrem Auftritt für einen guten Zweck erleben.

Nagold. Wobei es – anders als ursprünglich gedacht – bei dieser Veranstaltung spontan sogar um einen "doppelten" guten Zweck ging: Ursprünglich hatte sich das schwäbische Motivations-Kollektiv das in Villingen-Schwennigen geplante Kinder- und Jugend-Hospiz "Sternschnuppe" als Empfänger des Erlöses ihres diesjährigen gemeinsamen Charity-Auftritts ausgesucht. Doch die Suche nach einem geeigneten Veranstaltungssaal war in diesem Jahr schwieriger als gedacht, so dass man schließlich auf Vermittlung des Schwarzwälder Boten, medialer Partner der "7 Schwaben Speaker", in der Alten Seminarturnhalle in Nagold landete. Allerdings: Hier gibt es ja auch ein eigenes Hospiz-Projekt, das aktuell um die Spenden-Bereitschaft der Öffentlichkeit buhlt. Ein Interessens-Konflikt?

Für die "klug schwätzenden 7 Schwaben" nur in der ersten Schrecksekunde, als sie von der vermeintlichen "Kollision" bei der Werbung um Spendengelder für die beiden geplanten Hospize erfuhren. Dann nahmen die "7 Schwaben" kurzerhand Kontakt mit dem Verein "Stationäres Hospiz Region Nagold" auf. Und holten das Team um Vorsitzende Barbara Fischer einfach mit ins Boot. Die Nagolder kümmerten sich bei diesem Event nun "auf eigene Kasse" um die Bewirtung der über 300 Gäste. So gab es letztlich nur strahlende Gesichter. Zumal die "7 Schwaben Speaker" obenauf als Gastgeschenk noch versprachen, spätestens in zwei Jahren wiederzukommen – und dann ausschließlich für das Nagolder Hospiz ihr Feuerwerk an guten Tipps und hilfreichen Ratschlägen für Alltag und Beruf abzufeuern.

66 Tage bis Verhalten ins Blut übergeht

Und dieses "Feuerwerk" hatte es auch jetzt schon in sich. Bereits bei der ersten "Speakerin" des Abends, der großartigen Tanja Köhler, ging es akustisch "richtig zur Sache" – ist Köhler doch die "erste Dudelsack-pfeifende Speakerin der Welt." Wie "7 Schwaben"-Moderatorin Denise Maurer die Powerfrau-Kollegin ankündigte. Bis zu 125 Dezibel gab’s von der Semi-Bühne. Denn Köhlers Great Highland Bagpipe ist "echtes Kriegsgerät". Wie man damit "motivieren" kann – was ja ein Speaker oder Coach üblicherweise tut? Es gehört Mut dazu, gerade solch ein Instrument zu spielen. Auch wenn man es sich das ganze Leben schon gewünscht hat. Über den eigenen Schatten zu springen. Veränderung wagen. Den richtigen Impuls finden, mit dem man jene 66 Tage übersteht, die eine neue Verhaltensweise braucht, bis sie uns in Blut übergeht. Wer Psychologin Köhler mit ihrem Dudelsack gehört hat, vergisst all dies nimmer mehr.

Studentin will auch "Speakerin" werden

Kleine Geschichte am Rande: Studentin Nadja aus Nagold, die die zweite Speakerin des Abends, Angelika Resch-Ebinger, beim Thema "moderne Umgangsformen" zur Demonstration einer "perfekten Begrüßung" auf die Bühne geholt hatte, war eigentlich zum Auftritt der "7 Schwaben" gekommen, um die "eben wirklich unvergessliche Tanja Köhler" wiederzusehen. Einst hatte die an Nadjas damaliger Schule ein Motivations-Projekt geleitet. Weshalb die heutige Rhetorik- und Anglizistik-Studentin nun auch unbedingt "Speakerin" werden will. "Menschen zu begeistern, ist einfach eine richtig tolle Sache", sagt Nadja. Womit wohl die nächste Generation "Schwaben Speaker" geboren ist.

Wobei der Esprit dieser "7 Schwaben" wirklich ansteckend ist. Nächstes Beispiel: Christiane Nill-Theobald. Ihr Thema: Die Renaissance des Leistungswillens – als Antwort auf Burnout und "Work-Life-Ballance" (Zitat: "Die ist Bullshit!"). Nill-Theobalds Rezept: (Wieder)entdecken, was einem Spaß bringt an der Arbeit. Mit welcher Arbeit man sich wirklich selbst verwirklichen kann. Und aufhören, Leben und Arbeit trennen zu wollen – als ob die Arbeit kein Teil des Lebens wäre. "Denn – sind Sie etwa nicht lebendig auf der Arbeit?" Und die Ex-Führungskraft aus der Energiebranche weiß, wovon sie spricht: Nach der Turbo-Karriere als "Wirtschaftsrampensau" hatte sie den Burnout – die "wirklich tiefe Depression". Aus der sie nur herauskam mit der Erkenntnis, nur noch das zu tun, was sie wirklich "immer schon machen wollte." Eben Speakerin sein.

Bleibt noch der einzige Mann an diesem Abend auf der Bühne ("7 Schwabe" Thomas Strobel, der zweite Mann im Team, war für die Organisation im Hintergrund zuständig): Nils Bäumer. Er rundete "den Ritt" durch die Motivations-Themen um den Aspekt "Kreativität" ab. Genaugenommen sei Bäumer die "Ideen-Hebamme der Nation", so Moderatorin Maurer in ihrer Ankündigung. Bäumers Weg dabei: Wie in der Science-Fiction-Literatur einfach alle Denkverbote über Bord schmeißen, wenn man Ideen (für die Lösung einer Herausforderung) sucht. Weshalb Bäumer zum StarWars-Lichtschwert das StarTrek-Shirt von Captain Kirk trug. "Geht gar nicht", würden Trekkies wie StarWars-Fans sofort sagen. "Geht nicht gibt’s nicht", lautet die Antwort von Bäumer. Das gelte für jeden kreativen Prozess. Schließlich haben ja selbst die damals als total utopisch geltenden Schiebetüren oder Kommunikatoren vom Raumschiff Enterprise den Weg in unseren Alltag geschafft.

Wer nun überlegt, wer die "siebente Schwäbin" war: das wäre Margit Müller gewesen, aber die war an diesem Tag verhindert. Macht nichts. Auch so war der Abend lehrreich und kurzweilig. Und zum Schluss beim großen Finale auch hochemotional. Als Tanja Köhler, Ideengeberin der Veranstaltung, von dem Fall "der kleinen Maya" aus ihrer Familie erzählte, die im Alter von nur fünf Jahren starb. Und damit den Speakern mit ihrem sozialen Engagement die Bedeutung der Hospize für die Gesellschaft eindrücklich vor Augen führte.