Thorsten Müller führt im Oktober das Ein-Mann-Stück "Die Sternstunde des Josef Bieder" auf

Von Barbara Rennig

Nagold/Wildberg. "Theater gehört zu den blödesten Sachen, die es überhaupt gibt – völlig nutzlos, völlig überflüssig" – meint der geplagte Requisiteur Josef Bieder, der sich trotz abgesagter Vorstellung einem überraschend eingetroffenen Publikum gegenübersieht und sich hinreißen lässt, über den Irrsinn des Betriebes, seine heimlichen Leidenschaften, Theaterkabale und manche Pannen zu philosophieren. Da schlägt "Die Sternstunde des Josef Bieder" – als Ein-Mann-Stück in der Tat eine Herausforderung für einen Schauspieler. Und dieser stellt sich in Nagold demnächst Thorsten Müller auf der Bühne der Seminarturnhalle.

Mit dem Theaterfieber hatte sich der 45-jährige Unternehmer schon in der Schulzeit angesteckt, und diese "Infektion" ist bis heute nicht abgeklungen, im Gegenteil: Sie hat sich eher noch verstärkt. Der gebürtige Wildberger Thorsten Müller, dessen schauspielerisches Talent man in den Aufführungen von "Vorhang auf!", dem Theaterensemble der Seminarturnhalle, zuletzt als Mephisto in einer Faust-Parodie (2011), als schlitzohriger Sozialhilfeempfänger ("Und ewig rauschen die Gelder", 2012) oder im gleichen Jahr noch als Serge im Drei-Personen-Kammerspiel "Kunst" erlebte, war schon als Oberstufenschüler des Nagolder OHG begeistertes Mitglied der Theatergruppe unter Werner Lösch gewesen. Auch während seines Studiums in Biberach stieg er wieder auf die Bretter, die die sprichwörtliche Welt bedeuten. Im "Dramatischen Verein", dem ältesten Theaterverein der Republik, war der Student mit Mitte 20 die Idealbesetzung fürs Rollenfach des jugendlichen Liebhabers. In dieser Zeit lernte Thorsten Müller, auch durch die Begegnung mit namhaften Regisseuren, viel dazu und blieb dem Verein insgesamt über zehn Jahre als Schauspieler treu, auch als er bereits ins Berufsleben eingestiegen war.

Parallel dazu trat er Ende der 1990er-Jahre mit seinen ehemaligen Lehrern Wolfram Schenzer und Herbert Gückel, unterstützt von Klaus Melber am Klavier, im kabarettistischen Trio "Zeitenspötter" in Nagold auf. Und weil Thorsten Müller dadurch den Spaß am komischen Fach entdeckt hatte, gab er später mit Schenzer alleine das Programm "Wortschlag" (2008).

Auch als Thorsten Müller in den Schwarzwald zurückgekehrt war, blieb er vom Theatervirus infiziert, war Mitgründer des Ensembles "Vorhang auf!", das auf nunmehr zehn erfolgreiche Jahre der Theaterarbeit zurückblicken kann, als feste Abteilung des Fördervereins Alte Seminarturnhalle, in dem Thorsten Müller auch Vorstandsmitglied ist. Dem ersten Stück "Vater sucht eine Frau" (2005) folgten mit der Premiere am Dreikönigstag jährlich weitere Produktionen, die unter der Regie von Sandra Müller in der Tat zu einer Erfolgsgeschichte wurden. Wenn Thorsten Müller nicht in einer Hauptrolle auf der Bühne stand, unterstütze er die Proben als Regieassistent, zuletzt bei "Die acht Frauen" (2014).

Doch zur Zeit hat der talentierte Mime ein Doppelprogramm: Während bereits seit Mai die Proben der nächsten Produktion für Anfang 2015 laufen, probt Thorsten Müller – beides natürlich neben seinem Beruf – parallel für das Ein-Mann-Stück "Die Sternstunde des Josef Bieder": Zum einen eine Liebeserklärung an das Theater überhaupt, zum anderen ein ganz persönliches Geschenk Thorsten Müllers zum aktuellen 20-jährigen Jubiläum der Semi-Halle. Die höchst vergnügliche "Revue für einen Theaterrequisiteur" von Eberhard Streul und Otto Schenk gibt Thorsten Müller Raum, sein Theatertalent und seine große Begabung fürs Komische in allen Facetten auszuloten. Die Aufführungen sind am 24. und 25. Oktober, jeweils 20 Uhr; Kartenreservierung unter www.alte-seminarturnhalle.de.