Auch das ist das Café Asyl: Nagolder Bürger unterhalten sich angeregt mit Asylanwärtern. Foto: Ließmann Foto: Schwarzwälder-Bote

Café Asyl feiert das Einjährige

Von Kirsten Ließmann

Nagold. Ausgelassenes Johlen und Kinderlachen vernahm man kürzlich, wenn man sich zum Haus Waldeck aufmachte, das seit ziemlich genau einem Jahr wieder mit Leben gefüllt ist. Dies nahm der Arbeitskreis Asyl zum Anlass, um eine kleine, heimelige und dennoch vergnügliche Adventsfeier im Café Asyl auf die Beine zu stellen.

Es war der 18. Dezember vergangenen Jahres, an dem die ersten Asylanwärter, zwei Großfamilien, das Nebengebäude des Haus Waldeck bezogen. Seither ist viel geschehen. Nicht zuletzt dank etlicher engagierter Nagolder Bürger, die sich zu einem Arbeitskreis Asyl zusammenschlossen haben und deren Ansinnen es ist, die Flüchtlinge in jeglicher Form zu unterstützen und ihnen etwas Nestwärme zu geben. "Es macht uns unglaublich glücklich, wenn wir Rückmeldungen bekommen, dass es ihnen dank unserem Zutun um vieles besser geht, als in ihrer Heimat oder während ihrer Flucht, dass sie ihre Würde wiedergefunden haben", berichtet Gerd Igney zufrieden. Er ist neben Wolfgang Hübner und Helga Mühleisen einer der Vorstände des Arbeitskreises Asyl. Jener sieht sich als Unterstützer der "offiziellen Stellen", also in erster Linie für den sozialen Dienst des Landratsamtes, mit dem man in Nagold gut und vertrauensvoll zusammenarbeitet.

Offene Ohren für die Belange der Flüchtlinge und des Arbeitskreises haben zudem die diakonischen Einrichtungen, das Ausländeramt, das Ordnungsamt, das Nagolder Hauptamt, die Polizei und alle Nagolder Schulen. Außerdem haben die Kirchen, das Jugendhaus Youz und der Kinderschutzbund gute Augen für sämtliche Notwendigkeiten. Hinzu kommen Vereine, wie beispielsweise der Schwarzwald Bildungsverein, der vor Ort ein wunderschönes Fest zum Fastenbrechen gestaltete.

Überhaupt ist es dem Arbeitskreis ein Anliegen, den momentan 110 Bewohnern, davon sind 32 Kinder unter 15 Jahren, ein Stück weit Normalität zu schenken und den Asylbewerbern ein schnelles Einleben zu ermöglichen. Vier Sprachkurse werden ehrenamtlich je zweimal pro Woche angeboten, Kleinkinder wiederum werden spielerisch an die Sprache gewöhnt und in der Hausaufgabenbetreuung, die dreimal die Woche stattfindet, versucht man den etwas älteren Kindern mit Spaß an der Sache die deutsche Sprache zu vermitteln. Wer sie schnell lernt hat freilich größere Chancen auf Kontakte außerhalb des Haus Waldeck und als Erwachsener auf einen Job.

Doch hat der Arbeitskreis Asyl, der mittlerweile auf 98 Mitglieder angewachsen ist, noch weit mehr aufgebaut. Man hat einen "multinationalen" Gemeinschaftsraum errichtet und restauriert, das Café Asyl als Treffpunkt aufgebau , ein Magazin zur Annahme von gespendeten Kleidern und Dingen des täglichen Bedarfs eingerichtet, gab und gibt Hilfestellung in persönlichen Notsituationen, unterstützte bei der Einschulung der Kinder und organisierte den Kindergarten- und den Grundschulbesuch. Man aute eine Fahrradvermittlung samt -werkstatt auf und koordinierte Hilfsangebote von Nagolder Bürgern. Übrigens freut man sich im Verein jederzeit über aktiven, aber auch passiven Zuwachs, um gemeinsam noch mehr Aufgaben und Projekte stemmen zu können.

Kein Wunder also, dass man dieses kleine Jubiläum feiern wollte. Etliche Jugendliche, unter anderem von zwei Egenhauser Hauskreisen, spielten mit den Kindern im Freien und brachten die Kleinen zum Quietschen, während innen mit den restlichen Kleinen gebastelt wurde und die Erwachsenen das Gespräch suchten und dies bei Gebäck und Kaffee genossen. Als es draußen langsam dunkelte, gab der Posaunenchor ein kleines Konzert und logischerweise durften Schokoladennikoläuse, die man anschließend an die Kleinen austeilte, bei solch einer Feierlichkeit nicht fehlen.