Jahrestag: Emil Lamparth feiert heute 90. Geburtstag / Mitbegründer der Firma "helag"

Nagold. Sein Leben ist ein großes Stück Nordschwarzwälder Industriegeschichte: Heute feiert der Nagolder Unternehmer Emil Lamparth seinen 90. Geburtstag. An seiner Seite seit nun über 64 Jahren: Ehefrau Erika.

Im Jahre 1975 gründete Emil Lamparth gemeinsam mit seinen damaligen Geschäftspartnern Helmut Henninger und Werner Giebner die "helag-electronic gmbh". Das Trio kannte sich aus der gemeinsamen Zeit bei dem Nagolder Unternehmen Paul Dau, das damals gerade in Konkurs gegangen war. Innerhalb von Tagen sei zwischen ihnen der Entschluss gefallen, mit einem eigenen Unternehmen das in der Region vorhandene Knowhow als Elektronik-Zulieferer (damals für die Rundfunk-Industrie) zu halten und daraus eine eigene Existenz aufzubauen.

"Eine andere Alternative hatten wir ja auch nicht", erinnert sich Lamparth. Er selbst war damals ja schon fast fünfzig Jahre alt, eigentlich "altes Eisen" für den Arbeitsmarkt. Hatte eine Karriere als gelernter "kaufmännischer Handlungsgehilfe", wie es damals hieß, in verschiedenen Unternehmen und Branchen hinter sich.

Seine Welt war immer der Einkauf

Emil Lamparth selbst fand seine Aufgaben als geschäftsführender Gesellschafter der "helag" in den Bereichen Rechnungs- und Finanzwesen, Materialwirtschaft, Arbeitsvorbereitung, Fertigung, Personalwesen, EDV-Organisation, Versand und der allgemeinen Verwaltung. Seine ganze Leidenschaft aber, das beweisen seine sofort leuchtenden Augen als er heute beginnt davon zu erzählen, gehörte immer dem Einkauf. "Das war meine Welt." Er sei stets ein sehr harter Verhandler gewesen, aber dennoch immer fair und korrekt, bestätigt Tochter Birgit, die heute das Unternehmen führt. Und Emil Lamparth selbst erläutert mit ungebrochen hellwachem Geist, wie er Lieferanten zum Beispiel für bestimmte Metalle nach anspruchsvollsten Qualitätskriterien aussuchen musste, damit daheim die Produktion problemlos laufen konnte und die Kunden bestmögliche Produkte "made in Nagold" erhielten.

Ein anderes Thema, dem Emil Lamparth ganze Leidenschaft gehörte: der schmucke "helag"-Neubau im Industriegebiet auf dem Wolfsberg, der 2001 kurz vor Lamparths 75. Geburtstag bezogen werden konnte. Die gesamte Planung und Umsetzung lag in seiner Verantwortung.

Wünsche für die Zukunft hat er keine mehr

Für Lamparth selbst markierte dieser Meilenstein seiner unternehmerischen Laufbahn aber auch den Wechsel in den Ruhestand – eigentlich ein "Un"-Ruhestand, denn bis heute ist er als Berater für "helag" tätig.

Aber mit 90 Jahren sei das Leben doch schon sehr viel ruhiger geworden, sagt der private Emil Lamparth. "Wünsche für die Zukunft habe ich keine mehr." Gesund bleiben, vielleicht mal wieder runter an den Bodensee, wo die älteste Tochter Gisela lebt. Der Bodensee sei immer wie eine zweite Heimat für die Familie gewesen.

"Man ist eben doch nicht mehr der Jüngste", schmunzelt Lamparth. Fit habe er sich mit Schwimmen gehalten, Wandern und Radfahren. Alles heute nicht mehr so einfach. Aber aufs Rad steige er noch fast täglich, wenn es auch heute ein Heimtrainer am Fenster seines Hauses auf dem Lemberg sei. Gefeiert wird der Ehrentag "ganz ruhig mit Freunden und Familie" mit einem gemeinsam Essen, am Wochenende dann noch einmal, wenn die beiden Enkeltöchter kämen – längst selbst erwachsen, mit ihren Familien.