Erst Besucher, dann Zivi – jetzt ist Michael Ohngemach als Mitarbeiter für die Jugendarbeit zuständig

Von Axel H. Kunert

Nagold. Ein neues Gesicht im Nagolder Jugendhaus Youz. Und doch ein altbekanntes: Anfang April hat Michael Ohngemach in der offenen Jugendarbeit die Nachfolge von Johann Herner angetreten, der nach 18 Jahren im Youz ins Nagolder Rathaus ge wechselt ist, wo er neue Aufgaben im Ordnungsamt übernommen hat.

Für Michael Ohngemach ist es eine Rückkehr an eine alte Wirkungsstätte, die er eigentlich "nie wirklich ganz verlassen" hatte. Geboren in Wildberg-Effringen, hat Ohngemach in Nagold erst das OHG, später das Technische Gymnasium besucht. In der Zeit habe der heute "fast 30-Jährige" das Youz als Besucher kennengelernt, erst über die damaligen Graffiti-Projekte – das war so ab 1998. Dann als Musiker. Deathmetal-Musiker. "Ich konnte hier im Keller so richtig laut sein. Das ging zuhause nicht."

Was der damalige Gymnasiast und echte Rock’n’Roller aber im Youz auch lernte: "Ich kam hier mit Jugendlichen in Kontakt, mit denen ich sonst in meinem Alltag nie zusammengekommen wäre." Vorurteile, die auch er gehabt habe, verschwanden schnell. "Die waren hier auch alle nett. Typen, mit denen man sich gut unterhalten, gut die Zeit verbringen konnte." So kam es, dass Ohngemach auch seinen Zivildienst in den Jahren 2004/05 im Youz absolvierte. Sein besonderes Steckenpferd: die Halloween-Konzert-Reihe, Dank der der Kontakt ins Youz auch später nie wirklich abreißen sollte. Weil Ohngemach bei Organisation und Durchführung bis heute mitmacht.

"Da war ich sowas wie die Super-Nanny"

Das galt auch für die Zeit des Studiums – Soziale Arbeit an der Hochschule Ravensburg-Weingarten. Und den folgenden Tätigkeiten als Sozialarbeiter in der Region Böblingen, wo Ohngemach Projekte in der sozialpädagogischen Familienhilfe ("da war ich sowas wie die Super-Nanny – nur eben mit Bart und Piercing, was aber sehr gut funktioniert hat") oder mit Schulverweigerern betreut hat. Zuletzt hat er eine sozialpädagogische Tagesgruppe betreut.

Für die Neubesetzung der offenen Stelle in der offenen Jugendarbeit im Jugendhaus sei Ohngemach "die beste Wahl" gewesen, erläutert Youz-Chef Gerd Hufschmidt. "Wir hatten einen Anforderungskatalog aufgestellt, den er mit 97 Prozent erfüllt hat." Wo Ohngemach mit den "fehlenden drei Prozent" noch Nachholbedarf hat? "Beim Fußball." Als Torpfosten mache er sich zwar schon ganz gut, aber um mit den Jugendlichen im Youz mithalten zu können, müsse er noch ein wenig an sich arbeiten und härter trainieren, lachen Hufschmidt und Ohngemach.