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Bildung: Die Städtische Musikschule arbeitet mit unzähligen Partnern zusammen / Jahresbericht im Ausschuss

Man könnte ihn auch als den Herrn der Kooperationen bezeichnen: Nagolds Musikschulleiter Florian Hummel präsentierte dem Kulturausschuss seinen Jahresbericht. Und der steckte voller erfolgreicher Partnerschaften.

Nagold. Ein Schaubild wirft Florian Hummel gleich zu Beginn seines Vortrags an die Wand. Es zeigt die Vernetzungen der Musikschule. Fast entschuldigend fügt der Stadtmusikdirektor hinzu: "Da sind jetzt nichtmal alle drauf. Das ließe sich grafisch nicht mehr darstellen." Beeindruckt zeigt sich das Gremium von dem Schaubild, aber auch vor allem von dem, was Florian Hummel erzählt. Mit ein wenig Genugtuung lobt Bernd Gorenflo (Die Grünen) Hummels Aussagen: "Das zeigt also, dass es möglich ist zu kooperieren. Wenn man es will."

Das Wollen ist im Falle der Städtischen Musikschule keine Frage. Hummel ist ein kreativer Netzwerker in dieser Stadt, schon jeher gewesen. Die Palette reicht von der Zusammenarbeit bei Bläserklassen oder Blocklöten AGs mit diversen Schulen, der Ausbildung zusammen mit den Musikvereinen, geht über Angebote in Kindertagesstätten bis hin zu Konzerten, die im Youz veranstaltet werden, der Arbeit mit Behinderten der GWW oder auch dem größten Aushängeschild aller Kooperationen: dem Jugendorchester und dem Nagolder Kammerorchester mit dem Otto-Hahn-Gymnasium.

Und es geht immer weiter. Am morgigen 6. Oktober trifft sich an der Lembergschule erstmals eine Geigen AG. "Wir sind schon sehr gespannt, ob sich daraus eines Tages womöglich eine Streicherklasse entwickeln kann." Und so kommt auch Hummel zu dem Schluss: "Ich bin immer wieder überrascht, wie viele Partner wir haben."

Auf die nackten Zahlen geht Hummel kaum ein. Die stehen in einem ausführlichen Papier, das allen Räten vorliegt. Und im Ausschuss sind auch eher Einschätzungen zu anderen Themen gefragt, zum Beispiel der Anteil an Schülern mit Nagoldpass oder auch mit Migrationshintergrund.

"Wir spielen nicht nur Beethoven"

Florian Hummel erklärt, dass die Zahl der Nagoldpass-Inhaber sehr schwanke – zwischen 25 und 40, manchmal auch mehr. "Es wird aber genutzt. Es ist nach wir vor eine tolle Förderung." Eine Förderung für Kinder aus finanzschwachen Familien, wie sie zudem auch dank der Hilfe von Vereinen und Stiftungen möglich ist, wie Groß hilft Klein, Oben Auf und der Urschelstiftung. "Wir versuchen die Hürden so niedrig wie möglich zu halten", versicherte Hummel.

Zugenommen hätte auch die Zahl der Schüler mit Migrationshintergrund, wenngleich es da für ihn sehr schwer wäre, Zahlen zu liefern. Dabei singt Hummel ein Loblied auf das Programm "Singen, Bewegen, Sprechen" – ein Sprach- und Musikförderprogramm, das in mehreren Kindergärten angeboten wird. "Dadurch erreichen wir Hunderte", freut sich Hummel – und das in Kindergärten mit zum Teil bis zu 80 Prozent Migrationshintergrund. Stark zunehmend sei die Zahl von Kindern aus dem Programm, die mittlerweile auch Instrumente an der Musikschule lernen. "Es ist viel mehr als früher. Das ist überwältigend schön", freut sich Hummel. Lob über Lob also gibt es von ihm für dieses musische Sprachförderprogramm.

Und wie hält es die städtische Musikschule mit Pop-Musik? "Wir spielen nicht nur Beethoven", verdeutlichte Hummel auf Nachfrage. Den Pop-Bereich könne man nicht weglassen. Dabei verwies er auch auf die jüngsten Wettbewerbserfolge von vier Schülern im Bereich Pop, die bei "Jugend musiziert" Bundespreise gewannen. Als öffentliche Musikschule müsse man immer offen sein für das, was die Gesellschaft brauche, für jene Musik, die die Kinder spielen wollen. Hummel: "Notfalls muss sich der Musiklehrer das Stück eben auch erst einmal auf Youtube anhören, um zu sehen, wie es geht."

Apropos "Jugend musiziert": Nagolds Stadtmusikdirektor lobte auch in diesem Bereich, mit welchem Engagement seine Lehrer die Kinder auf diesen Wettbewerb vorbereiten. Im nächsten Jahr ist Nagold wieder Austragungsort des Regionalwettbewerbs. Und natürlich gibt es auch dafür wieder eine Kooperation zu vermelden: Die Preisträgerkonzerte will man im Rahmen des Kulturprogramms der ACK-Vesperkirche in der Stadtkirche veranstalten.

 Elementarer Unterricht: 356 Kinder. Dazu zählen Kurse wie Musikfantasie, Musikalische Früherziehung oder auch Singen-Bewegen-Sprechen.

 Instrumental- und Vokalunterricht: 659 Schüler. Am beliebtesten ist Klavier (137), gefolgt von Querflöte/Panflöte (69), Violine (59), Gitarre (52) und Gesang (50).

 Ensemble-Unterricht: Bläserklassen (71), Kammerorchester (60), Spielkreise/Instrumentengruppe (58), Kammermusik-Ensembles (26) und Jugendorchester (25).

 Gesamtzahlen: 1255 Schülerbelegungen, 25 Dozenten.

Sanierungen stehen am Gebäude der städtischen Musikschule im Glockenrain an. Bürgermeister Hagen Breitling kündigte in der Sitzung des Kulturausschusses an, dass sich das Gremium im nächsten Jahr mit dem Haus auseinandersetzen müsse. Breitling: "Die Frage ist, ob es einfach nur hilft, neue Farbe aufzutragen, oder ist es vielleicht doch mehr." Foto: Fritsch