Beeindruckend: Wommy Wonder und Wolfgang Seljé legten in der Alten Seminarturnhalle einen fulminanten Auftritt hin. Foto: Stadler Foto: Schwarzwälder-Bote

Kleinkunst: Wommy Wonder im Duett mit Wolfgang Seljé in der Alten Seminarturnhalle

Baden-Württembergs erfolgreichster Solo-Travestiekünstler, Wommy Wonder, zündete mit seiner schwindelerregender Größe von über 2,40 Meter drei geballte Stunden ein Feuerwerk des schwarzen Humors. Dabei sang er auch im Duett mit dem schwäbischen Sinatra, Wolfgang Seljé.

Nagold. Die aufgestellten runden Tischchen reichten beim Bistroabend in der Alten Seminarturnhalle mit Stuttgarts größtem Fräulein samt Stöckels und Riesenfrisur bei Weitem nicht aus, um dem Andrang der Gäste Herr zu werden. Auf zusätzlichen Stühlen dazwischen fanden schließlich alle Platz, um die grandiose Bühnenshow von Wommy Wonder mitzuerleben. Als Geschenk hatte die Kult-Lady in den schillernden Gewändern in ihrem Programm "Na sowas!" einen Mix aus ernsten, tiefsinnigen sowie heiteren Liedern und Geschichten mitgebracht. Gemeinsam oder im Wechsel mit Wolfgang Seljé präsentierten beide ein eigens für Nagold zugeschnittenes Programm, dass die prallgefüllte Halle zu wahren Lachstürmen hinriss, bei dem auch der Beifall kein Ende nehmen wollte.

In Nagold erlebt man "Schwaben in Ekstase"

"Irgendwas isch immer", so Wommy Wonder, die mit ihrem aktuellen Bühnenprogramm in glitzernden Vokuhila-Kleidern, die einem Duschvorhang aus dem Erbe des Exbischofs von Limburg glichen, am Brückentag die Nagolder "Schwaben in Ekstase" versetzte. Schwaben in ihrer Besonderheit und im Vergleich zum Rest der Republik bekamen im Dialekt ihr Fett weg. Dazwischen trat Gast Seljé mit auf die Bühne, und gemeinsam sangen sie das eine oder andere schöne und tiefsinnige Duett.

Einzelne Sequenzen gehörten dem sich als schwäbischen Sinatra präsentierenden Seljé für Soloauftritte, bei denen er seine "Goodsle" besang, die dem meist englischen Original ähnelten, sich aber in Originalität und Witz deutlich abhoben. Aus dem Beatles-Titel "Let it be" wurde das schwäbische "‘s dät i nie" – kurze Passagen, die das Publikum begeisterten und zum Mitklatschen oder auch zum Mitmachen und Mitsingen einluden. Wommy, die sich als Kind für optisch optimierungsbedürftig sah, keine einfache Kindheit hatte und zudem nie ein leichtes Mädchen war, ließ ihrem schwarzen Humor drei Stunden lang freien Lauf und plauderte über das Leben, die Oma, Erinnerungen, Spaßbremsen und Döner-Diäten, bei denen man sich solange im Kreis dreht, bis das Fleisch abfällt.

Wommy Wonder, alias Michael Panzer hat eine besondere Verbindung zur Alten Seminarturnhalle. Seit der Grundsteinlegung für den Nagolder Kulturverein, dem er selber als Mitglied sehr verbunden ist, war er schon zum achten oder neunten Mal hier Gast auf den "Brettern, die die Miete bedeuten".

Mehrfach am Abend war ein neues Kleid mit einer zu Wommy passenden Fräulein-Hochfrisur fällig, dazwischen erschien der junggebliebene Sagrotan-Teufel mit Staubsaugerführerschein der Klasse 3, alias Elfriede Schäufele auf der Bühne, genauer gesagt davor und inmitten des Publikums. Nicht nur die als "Schnupperkante" bezeichnete erste Reihe bekam die mit hochgeschnalltem Busen und geknotetem Kopftuch zu passendem Blümchenkleid gewandete Raumpflegerin hautnah zu spüren. Sie präsentierte sich nicht als Appetithäppchen, sondern als Büffet für 25 Leute bei der der Winterspeck weg und die Frühlingsrollen jetzt da sind. Dazwischen trank sie einem Gast das Weizenbier leer und wetterte über den singenden Breitmaulfrosch, besser bekannt als Helene Fischer sowie Andrea Berg, die sie für einen abgeschminkten Bauarbeiter hält.

Die Stimmung im Saal brodelte und das Publikum wollte Wommy und ihren mitgebrachten Gast noch nicht gehen lassen. Unter rhythmischem Klatschen forderte das Seminarhallen-Publikum eine Zugabe. Viele Handy-Taschenlampen leuchteten im Publikum auf und begleiteten die gemeinsam gesungene Schlussnummer "Liebe ohne Leiden". Unter langanhaltendem Applaus wurden Wommy Wonder und Wolfgang Seljé von der Bühne verabschiedet.