Kolossal: Schwäbisch Gmünd präsentierte zur Fahnenübergabe seine Staufersaga. Unzählige Zuschauer verfolgten das Spektakel. Foto: LGS

Staufer-Stadt kommt zur Stabübergabe mit mehr als 1000 Gästen.Bonde: "Nagold hat Großes geleistet".

Nagold - Bevor Nagold in seine einwöchige Verlängerung ging, gab es schon einmal einen verlockenden Vorgeschmack auf die nächste Landesgartenschau im Jahr 2014: Mit seiner grandiosen Stauferinszenierung machte Schwäbisch Gmünd 10 000 Landesgartenschau-Besuchern Lust auf mehr.

Wenn eine Landesgartenschau zu Ende geht, feiern die gegenwärtige und die nachfolgende Ausrichterstadt in Baden-Württemberg traditionell gemeinsam. Den Höhepunkt bildet ein Festakt, bei dem quasi der Staffelstab weitergegeben wird. Dafür war eigens der für Landesgartenschauen zuständige Minister Alexander Bonde angereist, der sich schon vor der Eröffnung im April als großer Anhänger des Projekts in Nagold gezeigt hatte. Mit der städtebaulichen Verschmelzung von Stadt und Natur unter dem Motto "Grüne Urbanität", so seine damaligen Worte, gelinge es, aus den Möglichkeiten dieses Infrastrukturprogramms "das Bestmögliche" herauszuholen. Diesen Eindruck konnte er nun, am Ende des fünfeinhalb Monate dauernden Events, mit dem diese nachhaltige Aufwertung gewissermaßen gekrönt und gefeiert wurde, nur bestätigen: "Wie mitten in der Innenstadt neue Naturräume geschaffen wurden, zeigt den Sinn und Zweck von Landesgartenschauen mustergültig auf." Sein klares Fazit: "Nagold hat Großes geleistet – und das gilt für beide Ebenen: sowohl für die Umsetzung einer eindrucksvollen Stadtentwicklung als auch für die Veranstaltung eines vielseitigen Festivals für alle Generationen. Dieses Kapitel hat für die Zukunft neue Maßstäbe gesetzt."

Neue Maßstäbe setzte auch Schwäbisch Gmünd mit seiner "Staufersaga", dem Historienspektakel, das die Landesgartenschau-Stadt 2014 unter der Regie von Stephan Kirchenbauer-Arnold für ihr 850-jähriges Stadtjubiläum in diesem Jahr auf die Beine gestellt hatte. Den Auftakt machten das historische Stauferlager im Stadtpark Kleb und der große Umzug durch die Innenstadt. Dabei zogen viele Hundert Gewandete mit ihren mittelalterlichen Kostümen durch die Altstadt und erweckten die Zeit der Stauferkaiser zum Leben. Doch fehlten auch die anderen Akteure dieser Zeit nicht: Der Klerus war mit Mönchen und Nonnen vertreten, furchtlose Kämpfer erinnerten an die tapferen Ritter und Soldaten, dazu gaben sich Tanzgruppen und Fahnenschwinger die Ehre. Und auch das gemeine Volk war unterwegs: Handwerker präsentierten ihre Zünfte, Gaukler unterhielten mit ihren Spielen und selbst die Bettler, Hübschlerinnen und Leprakranken hatten ihren Auftritt. Der bunte Lindwurm wand sich durch die Stadt bis zur Hauptbühne im Riedbrunnenpark, wo die Gäste noch einmal ganz großes Theater zeigten. Nicht nur mit historischen, sondern auch mit modernen Beiträgen ging es dabei flott, bunt und mitreißend zu.

So war der Boden bestens bereitet für den Höhepunkt: die Fahnenübergabe. Dazu zogen unter Fanfarenklängen so viele Gewandete ein, wie nur in das Festzelt passten. "Kann ein Festakt erhabener beginnen?", freute sich Moderatorin Sanda Müller, die locker und amüsant durchs Programm führte. Nagolds Oberbürgermeister Jürgen Großmann schloss sich ihr an: "Wahnsinn, was Sie auf die Beine gestellt haben", lobte er. Sein Schwäbisch Gmünder Amtskollege Richard Arnold zeigte sich beeindruckt vom Enthusiasmus im Nordschwarzwald und versprach: "Wir nehmen die Flamme der Begeisterung mit und werden sie in Schwäbisch Gmünd neu entzünden." Mitnehmen wollte er natürlich auch das Landesgartenschau-Symbol – was den ein oder anderen Festredner zu Scherzen veranlasste. Nicht nur Minister Alexander Bonde stellte sich "die spannende Frage, ob Jürgen Großmann die Fahne heute rausrückt". Richard Arnold begründete gar das ganze Historienschauspiel mit Bedenken im Vorfeld:"Wären wir nicht mit über 1000 Gmündern nach Nagold eingefallen, hättet ihr die Fahne vielleicht versteckt."

Zur ausgelassenen Stimmung mischte sich gleichwohl ein wenig Wehmut. Hubert Möhrle freute sich über den riesigen Erfolg des Großereignisses, das am Samstag die Millionenmarke geknackt hatte. Doch eine Fahnenübergabe bedeute auch, dass eine Landesgartenschau zu Ende gehe, wenn sich auch in diesem Fall eine einwöchige, "Bürgerfest" genannte Verlängerung anschließe. Dem Vorsitzenden der Förderungsgesellschaft für die Baden-Württembergischen Landesgartenschauen (FGS) oblag denn auch die Aufgabe, Geschäftsführer Manfred Wenninger zu verabschieden – für ihn ist diese Landesgartenschau die letzte in leitender Rolle. Manfred Wenninger erklärte, er behalte Nagold als letzte Station seiner über 30-jährigen Gartenschau-Tätigkeit in besonderer Erinnerung. Wobei ihn vor allem eines mit Stolz erfülle: "dass sich die baden-württembergischen Landesgartenschauen, die ich von Anfang an mitbetreut habe, zu einem solchen Erfolgskonzept entwickelt haben".