Glücklich über die gelungene Arbeit (von links): Jürgen Großmann, Heike und Reinhold Fleckenstein, Hans Nock und Ralf Ziener. Foto: Nils Horst

Nagolds Bauhof montiert nach eineinhalb Jahren Restaurationszeit das Wirtshausschild wieder an Hauswand an.

Nagold - Neu und golden erstrahlt es und ragt knapp vier Meter von der Fassade des Hauses: Das historische Wirtshausschild findet nach eineinhalb Jahren Ruhe- und Restaurationszeit seinen Weg zurück zur Alten Post am Vorstadtplatz in Nagold. Zur Feier des Tages kamen gestern Beteiligte und Investoren zusammen.

"Die erste Bewährungsprobe hat es schon mal bestanden", äußerte sich Oberbürgermeister Jürgen Großmann erfreut über das Wirtshausschild und sah sich das stürmische Wetter am gestrigen Vormittag vom Restaurant zur Alten Post aus genau an.

Sechs Monate haben die Restauratoren nun gebraucht, um das detailgetreue Schild der Stadt Nagold in seinem neuen Glanz wieder herzurichten. "Ich hatte großen Respekt vor der Arbeit", sagte der Reutlinger Metallbauer Roland Hamm, dessen Firma für die Metallarbeit zuständig war. "Hauptsächlich haben wir es vom Rost befreit, was 30 Prozent ausmachte."

Vor 102 Jahren fertigte der Freudenstädter Kunstschmied Baldenhofer das Wirtshausschild bereits an. Seine letzte Sanierung erhielt es im Jahre 1984. "Allerdings war diese nur oberflächlich", wusste Monika Geiselhart, die sich mit ihrem Malerbetrieb aus Pfullingen um die Vergoldung des Schildes kümmerte. "Die Arbeit war wirklich sehr detailliert", erzählte sie, wobei der Reiz für sie dabei nicht in der Vergoldung lag, sondern "in der imposanten Größe". Roland Hamm stimmte ihr zu. "Das war auch für mich das größte Schild, das ich je bearbeitet habe."

Seit 2012 beriet sich die Stadt Nagold über die Restaurierung. Sprecher der Eigentümergesellschaft Hans Nock bat die Stadt damals um finanzielle Unterstützung. "Aber selbst wir hätten das nicht alleine stemmen können", erinnerte sich OB Jürgen Großmann. "Wahrscheinlich wären wir nur bis zu den Metallarbeiten gekommen."

Einen besonderen Dank richtete er daraufhin an Heike und Reinhold Fleckenstein. Das Unternehmerpaar aus Nagold steuerte die Hälfte der Kosten von insgesamt 60 000 Euro hinzu. "Als die Stadt uns fragte, ob wir uns finanziell beteiligen wollten, mussten wir gar nicht lange überlegen", sagte Reinhold Fleckenstein. Die Alte Post und das Wirtshausschild seien für ihn eine Einheit. "Jetzt hängt es wieder dort, wo es hingehört." Auch Hans Nock kann dem nur zustimmen. "Ich bin froh, dass wir unser Gesicht wiederhaben." Der Weg dahin dauerte nun eineinhalb Jahre. "2013 haben wir das Schild zunächst in einem Hochsicherheitstrakt beim Teufelareal untergebracht", sagte der OB und schmunzelte. Aus Angst vor Diebstählen sei die Aktion heimlich arrangiert worden, sodass keiner mitbekam, wo sich das Wirtshausschild befand. "Unser erster Restaurator Alois Mros musste seine Arbeit leider aus persönlichen Gründen abbrechen", führte der OB die Geschichte fort.

Dann richtete er seine Worte an Monika Geiselhart und Roland Hamm, die mit der Kernsanierung "höchste Geschicklichkeit und künstlerische Fähigkeiten bewiesen haben". Laut Monika Geiselhart sei die Schmiedearbeit in einem sehr schlechten Zustand gewesen, der sich besonders durch Korrosionsschäden zeigte.

"Die Metallbauer haben gute und aufwendige Vorarbeit geleistet", äußerte sich die Farbdesignerin zufrieden. Ihre Firma selbst sei im Anschluss vor allem für die Vergoldung und grafische Gestaltung zuständig gewesen. "Gold ist ein hervorragender Schutz gegen Verwitterung", sagte sie. "Und der ist das Schild immer ausgesetzt, egal ob Hagel, Wind oder Regen."

Seit Montag hängt das alte Kunstwerk nun mit seinen rund 5000 hauchdünnen Blättern aus Gold wieder an seinem Platz an der Hausfassade. Da wusste Hans Nock nur noch eines zu sagen: "Endlich ist die Alte Post wieder vollständig."