Die Deutsche-Bank-Filiale in Nagold wird im nächsten Jahr geschlossen. Foto: Fritsch Foto: Schwarzwälder-Bote

Wirtschaft: Künftig werden die hiesigen Kunden am Standort Pforzheim mitbetreut

Von Axel H. Kunert

Die Filiale der Deutschen Bank in Nagold wird im Laufe des kommenden Jahres geschlossen. Kunden werden ab dann von der Pforzheimer Filiale der Deutschen Bank in der Westlichen Karl-Friedrich-Straße 76 mit betreut werden.

Nagold/Pforzheim. Insgesamt würden bundesweit 188 Filialen geschlossen, zwölf davon in Baden-Württemberg. Bis zum Jahr 2018 sollen damit in Deutschland knapp 3000 Stellen bei der Deutschen Bank abgebaut werden – was man aber "so sozialverträglich wie möglich" gestalten wolle, wie es in einer offiziellen Stellungnahme heißt.

Was mit den zuletzt neun Mitarbeitern der Nagolder Filiale passiert, wollte die Bank auf Nachfrage nicht mitteilen. Mit der Schließung des Standortes Nagold gehe aber eine Aufwertung des Standortes Pforzheim einher, denn: "Alle Filialen der Bank bieten künftig Private Banking-Beratung, und auch den Service für unsere Geschäfts- und Firmenkunden bauen wir kräftig aus", wird Andreas Torner, Sprecher der Regionalen Geschäftsleitung Südwest der Deutsche Bank AG, in einer weiteren schriftlichen Mitteilung der Bank zitiert. "Die Deutsche Bank legt im kommenden Jahr Filialen zu größeren, deutlich leistungsfähigeren Standorten zusammen. Wir werden weiterhin mit mehr als 530 modernen Filialen in ganz Deutschland vertreten sein", so Turner weiter. Für die täglichen Bankgeschäfte der Kunden würde sich zudem nichts ändern: Kontoverbindung, IBAN und BIC blieben trotz der Verlagerung des Filialbetriebs unverändert gültig.

Von Nagold nach Pforzheim sind es 55 Kilometer

Gegenüber den Stuttgarter Nachrichten räumte ein Sprecher des Privatkundengeschäfts der Deutschen Bank ein, dass sich die Kunden trotzdem teils beträchtlich umstellen müssten. Auf dem Land wie in Nagold würden künftig erheblich größere Anfahrtswege für die Kunden entstehen. Von Nagold nach Pforzheim sind es immerhin 55 Auto-Kilometer. Man wolle, so der Sprecher weiter, in ländlichen Regionen künftig aber auch Finanzagenturen mit freien Beratern aufbauen. Diese sollen demnach einen Großteil des heutigen Beratungsangebots der Bank weiter fortführen und über eigene Selbstbedienungs-Zonen mit Geldautomaten verfügen. Rund 30 solcher Berater sollen es künftig bundesweit sein. Wie viele davon es in Baden-Württemberg geben wird, teilte die Bank aber nicht mit.

Begründet wird die Umbau-Maßnahme seitens der Deutschen Bank mit dem Wunsch nach einer verbesserten Kostenstruktur, aber auch mit veränderten Bedürfnissen Seitens der Kunden. Man werde künftig nur noch das im Dienstleistungs-Portfolio anbieten, was die Kunden durch ihr Verhalten tatsächlich auch nachfragten und was für das Unternehmen damit Wachstum verspreche. "Und wir werden schneller werden, indem wir Arbeitsabläufe und Kundenservice viel stärker elektronisch abwickeln werden als bisher, etwa die Bearbeitung von Baufinanzierungsanträgen oder Kontoeröffnungen. Die Digitalisierung eröffnet uns hier enorme Chancen, für unsere Kunden besser zu werden", heißt es dazu von Seiten der Bank. Weshalb die Bank weiter in eine moderne, auch digitale Ausstattung ihres Filialnetzes investiere mit Formaten wie Videoberatung und Co-Browsing, bei dem ein Berater seine Kunden virtuell auf der Internetseite der Bank begleitet.

Am künftig für Nagold zuständigen Filial-Standort Pforzheim werde zudem weiter in die Beratungs-Kapazitäten für mittelständische Firmenkunden investiert und hier zusätzliche Mitarbeiter eingestellt. Bundesweit will die Bank rund 140 neue Stellen in diesem Bereich schaffen; wieviele davon in Pforzheim, sei aber noch unklar. Die Kunden sollen aber auch dort von einem deutlich verbesserten Betreuungsverhältnis profitieren.

65 Filialen mit insgesamt 808 Mitarbeitern in Baden-Württemberg

Künftig könne sich jeder Berater auf weniger mittelständische Firmen konzentrieren und so mehr Zeit für die Beratung des einzelnen Unternehmens aufwenden. Für den Mittelstand richtet die Bank zudem einen speziellen, zentralen Firmenkundenservice ein, der für die Kunden bei alltäglichen Themen wie Konto, Zahlungsverkehr oder Service immer ansprechbar sei. Das entlaste die Berater und gebe ihnen zusätzliche Zeit für das Gespräch mit den Kunden.

Von dem Sparprogramm der Deutschen Bank ist das bevölkerungsreichste Bundesland Nordrhein-Westfalen am meisten betroffen. Dort sollen insgesamt 51 Filialen wegfallen. Aber auch in Baden-Württemberg werden neben Nagold weitere Filialen mit anderen zusammengelegt: so in Biberach, Schwenningen, Mannheim, Freiburg, Titisee-Neustadt, Geislingen, Rastatt, Schorndorf und Öhringen. Insgesamt unterhält die Deutsche Bank in Baden-Württemberg aktuell 65 Filialen mit insgesamt 808 Mitarbeitern. 2015 wurde hier ein Geschäftsvolumen von insgesamt 28,4 Milliarden Euro realisiert, davon entfielen 10,3 Milliarden Euro auf die Verwaltung von Anlage-Depots, 9,1 Milliarden Euro auf Kunden-Einlagen und 9 Milliarden Euro auf Kredite; davon 6,7 Milliarden Euro Baufinanzierungen.