Sternekoch Stefan Beiter und Service-Chefin Marina Hentsch sind das neue "Dreamteam" im Restaurant "Alte Post". Foto: Alte Post

Gastronomie: Stefan Beiter und Marina Hentsch wollen Gasthaus "Alte Post" zu altem Ruhm zurückführen.

Hechingen/Nagold - Mit Hechinger Hilfe soll das Nagolder Restaurant "Alte Post" den Weg zurück zum sterngekrönten Gourmet-Tempel finden. Stefan Beiter und Marina Hentsch, beide mit Ursprung im Hechinger Brielhof, führten dort nun gemeinsam Regie.

Das Nagolder Restaurant "Alte Post" hat Tradition, eigentlich auch einen hervorragenden Ruf und außergewöhnlich sind hier auch die Eigentümerverhältnisse. 50 Gesellschafter, unter ihnen die Stadt Nagold, Privatleute und Firmen, halten hier Anteile. Zuletzt allerdings verzeichnete das Restaurant viele Pächterwechsel. Man habe eben mehrmals "Pech" gehabt, erklärt Hans Nock, der Vorsitzender des Verwaltungsrats ist.

Dass das Haus aber ein enormes Potenzial habe, hätten das Wirtepaar Martin Göschel und Sarah Hillebrenner gezeigt, die 2014 für einen halbes Jahr hier Pächter waren. "Damals brummte der Laden richtig. Das zeigt, dass sie das richtige Konzept für dieses Haus hatten."

Eingespieltes Team will an alte Erfolge anschließen

Genau daran will man jetzt in der "Alten Post" anschließen. Wieder mit einem eingespielten Gespann, denn Stefan Beiter steht mit Marina Hentsch als Sommelière und Gastgeberin eine "alte Bekannte" als Chefin im Service zur Seite: Hentsch und Beiter kennen sich aus dem Hotel "Brielhof" in Hechingen, wo Beiter seine Lehrzeit als Koch absolvierte, Hentsch gehört dort zur Eigentümerfamilie.

"Wir hatten schon lange vor, wieder zusammenzuarbeiten", erzählt Hentsch, die bereits im Juni vergangenen Jahres in die "Alte Post" kam. Seit ihrer Ankunft in Nagold versuchte sie ihren "alten Freund" zurück in die baden-württembergische Heimat zu locken. Am Ende mit Erfolg.

"Wir waren noch nie so gut aufgestellt wie jetzt", zeigt sich Hans Nock hoffnungsfroh. Was beim Gespann Göschel/Hillebrenner damals noch nicht passte: "Die beiden waren als Pächter in die Alte Post gekommen. Mit Renditeerwartungen, die sich trotz teilweiser Komplettauslastung des Hauses nicht erfüllen ließen."

Die Lehre daraus: Das neue Gespann Beiter/Hentsch arbeitet im Angestelltenverhältnis. Und hat damit den Kopf frei, sich auf Service-Qualität und das Niveau der Küche zu konzentrieren. Das Restaurant verfügt über eine Etage mit hochwertigem Restaurant und einem Bistro im Erdgeschoss. Wobei Hentsch und Beiter es sich zur Aufgabe gemacht haben, mögliche "Hemmschwelle" vor dem Besuch eines ausgewiesenen Top-Restaurants zu senken.

Mehr einheimische Gäste sollen ins Restaurant gelockt werden

Beim erfolgreichen Vorgängerduo Göschel/Hillebrenner hätten vor allem auswärtige Gäste das Top-Restaurant besucht. "Wir möchten nun auch mehr die Nagolder und einheimischen Gäste anlocken und ihnen zeigen: Das hier ist euer Haus." Einige Umbauten werden vorgenommen um den Stil anzupassen. Die Neueröffnung des Bistros ist Mitte Juni geplant. Das Restaurant bleibt während der Umbauphase geöffnet.

Stefan Beiter hat sich nach seiner hervorragenden Lehre im Brielhof einen hervorragenden Ruf erarbeitet. Seit 2009 führte er in Coburg das Restaurant "Esszimmer", wo er seitdem ununterbrochen einen Michelin-Stern verliehen bekam. Marina Hentsch bezeichnet ihn gern "als deutschen Bocuse", denn er kocht wie der französische Köche-Papst gerne "kräftig und mit viel Dampf" in den Aromen, kombiniert lustvoll zum Beispiel Fisch und Fleisch auf einen Teller, und setzt ganz auf "Butter und Knoblauch" als ultimative Geschmacksverstärker. "Wenn Stefan seine Menüs zusammenstellt, bin ich als Sommelière voll gefordert", berichtet sie. Denn sie muss die passenden Weine dazu finden. Zu einem Dessert mit Whisky und Banane empfiehlt sie beispielsweise einen Muskateller, der eigentlich schon eine Beerenauslese sei – mit einer nicht zu dominanten Süße. Ihr Ziel formuliert sie so: "Wir möchten für unsere Gäste Erlebnisse schaffen, die haften bleiben. Die zu besonderen Erinnerungen werden." Toll Essen gehe man nicht – alleine – um nur satt zu werden. "Das natürlich auch." Aber es gehe auch um eine inspirierende Euphorie, um ein Wohlgefühl, mit dem man das Essen gemeinsam mit Freunden und Familie erleben wolle.

Info: Zur Person Stefan Beiter

Geboren am 17. August 1979 in Tübingen. Ausbildung: Hotel Brielhof, Hechingen. Weitere Stationen: Webers Gourmet im Turm, Stuttgart; Speisemeisterei, Öxle, Stuttgart, (stellvertretender Küchenchef), zwei Sterne; 2007: Kastell, Burg Wernberg, (stellvertretender. Küchenchef) zwei Sterne; 2008: Gourmetrestaurant Überfahrt, Christian Jürgens, Seehotel Überfahrt, Rottach-Egern, (stellvertretender Küchenchef) zwei Sterne; 2009 bis 2016: Esszimmer, Goldene Traube, Coburg (Chef de cuisine) ein Stern.