Regen Gebrauch machten die Nagolder Senioren von der Möglichkeit, Rathaus-Mitarbeitern und dem Oberbürgermeister direkt ihre Anregungen und Wünsche mitzugeben. Foto: Schwarzwälder-Bote

OB Jürgen Großmann stellt Informationszentrum für Senioren in Aussicht

Von Axel H. Kunert

Nagold. Ein Ergebnis der ersten Bürgerinformations-Veranstaltung speziell für Senioren: Überwältigt vom Andrang und Interesse an dieser Veranstaltung versprach Oberbürgermeister Jürgen Großmann spontan, dieses Angebot künftig mindestens einmal im Jahr anbieten zu wollen.

Denn offenbar gibt es Seitens der Nagolder Senioren großen Bedarf, direkt mit der Stadtverwaltung und den verantwortlichen Mitarbeitern ins Gespräch zu kommen. Und dabei die ein oder andere Anregung und auch Beschwerde direkt an den Mann zu bringen. Immer wieder musste Großmann im Diskussions-Teil der Veranstaltung den Vortragenden sagen, "wir haben Ihr Anliegen notiert. Wir kümmern uns darum!"

Was die Senioren offensichtlich am meisten bewegte: die Wohnraumsituation. Anders, als es die Zahlen der Bürgerbefragung vermuten ließen erlebten anwesende Senioren im "Kubus" die Wohnstadt Nagold als ein teures, für untere Einkommensschichten auch "unbezahlbares" Pflaster. Der Anregung aus der Bürgerschaft, auf den bundesweit zum Erliegen gekommenen sozialen Wohnungsbau für Nagold mit einer eigenen Stadtbau-Gesellschaft zu reagieren, erteilt der Oberbürgermeister aber eine klare Absage – auch wenn das Thema "regelmäßig im Gemeinderat" diskutiert werde.

Neu bauen sei in Deutschland aufgrund der gestiegenen Anforderungen an eine bauliche Grundausstattung mit Barrierefreiheit, Fahrstühlen und energetischer Optimierung immer "eine sehr teure Angelegenheit". Daher würde auch ein sozialer Wohnungsbau nur teuren Wohnraum erzeugen. Das sei ein echtes Dilemma, so Großmann. Sinnvoller sei es daher gerade für Nagold, konsequent in die Innenstadtsanierung zu investieren und hier Anreize auch für die Gebäudeeigentümer zu schaffen, mit einer Sanierung auch neuen Wohnraum zu realisieren. Großmann machte auch keinen Hehl daraus, dass alle aktuell laufenden und demnächst startenden Wohnbauprojekte in Nagold die Situation nicht wesentlich verbessern werden.

Höchstens indirekt, denn, so die Erkenntnis des Rathauses, die neuen Wohnungen etwa am Riedbrunnen würden zu über 60 Prozent von alteingesessenen Nagoldern erworben und künftig genutzt werden. Was bedeute, dass an andere Stelle wiederum mutmaßlich günstigerer Wohnraum frei werde. "Da setzen sich dann innerstädtische Wanderbewegungen in Gang, von denen alle profitieren können" – auch die unteren Einkommensschichten.

Der OB kündigte aber auch an, dass man von Seiten der Stadtverwaltung dabei sei, in Nagold ein eigenes "Seniorenzentrum" zu schaffen, um so den Bürgern 60plus künftig eine feste Anlaufstelle zu bieten, sich mit Problemen und Anliegen direkt an die richtigen Ansprechpartner wenden zu können. Aktuell werde dieses Vorhaben im Gemeinderat diskutiert. Dort könnten sich dann auch betroffene Senioren hinwenden, die auch mit größter Anstrengung keine Wohnung fänden, die für ihre Witwenrente noch bezahlbar sei. Mögliche Lösungen liegen in diesem konkreten Fall in den verschiedenen sozialen Hilfen wie etwa Wohngeld und Heizkostenzuschüssen, über die dann gezielt das Seniorenzentrum beraten könnte.