Nach dreieinhalb Jahren an der Spitze der Agentur für Arbeit wird sich Jürgen Schwab im November von Nagold verabschieden. Foto: Bernklau

Jürgen Schwab, Chef der Agentur für Arbeit Nagold-Pforzheim, geht in den Ruhestand. Fusion über Bühne gebracht.

Nordschwarzwald/Nagold - Es war eine wichtige Mission. Und es war absehbar, dass es die letzte große Mission seines Berufslebens werden würde. Er sollte die Fusion der Arbeitsagenturen Nagold und Pforzheim über die Bühne bringen. Jetzt da er guten Gewissens Vollzug melden kann, verabschiedet sich Jürgen Schwab, Chef der Arbeitsagentur Nagold-Pforzheim, in den Ruhestand.

Als er im Mai 2012 sein Amt als Chef der Agentur für Arbeit in Nagold antrat, war der Auftrag für Jürgen Schwab klar. Er sollte die bereits beschlossene Fusion der Agenturen in Pforzheim und Nagold über die Bühne bringen, sollte die zwei Agenturen "organisatorisch und menschlich zusammenführen", wie der 63-Jährige das heute formuliert.

"In Pforzheim und Nagold gibt es ganz unterschiedliche Mentalitäten"

Vor allem das mit dem Menschlichen war offensichtlich nicht so einfach wie auf den ersten Blick gedacht. "Denn in Pforzheim und Nagold herrschen zwei ganz unterschiedliche Mentalitäten", wie Schwab feststellt. Doch genau diese Unterschiede machte sich der Agenturchef bei den Fusionsbemühungen zunutze. "Inzwischen ist es so, dass man sich da gegenseitig befruchtet, dass man gemerkt hat, dass man sich gegenseitig helfen kann und dies auch tut", fasst Schwab zusammen. Das wirke sich nicht nur auf den persönlichen Kontakt zwischen den Mitarbeitern der ehemals selbstständigen Arbeitsagenturen, sondern auch auf die konkrete Arbeit aus.

Natürlich habe es gedauert, bis die Anpassungen an die jeweils andere Arbeitsweise gegriffen hätten, doch inzwischen habe man diesen Anpassungsprozess längst hinter sich gelassen, so Schwab weiter. "Und da wo es Sinn gemacht hat, haben wir es bei den Unterschieden belassen."

Die Arbeit von Jürgen Schwab als Chef der fusionierten Agentur war freilich nicht nur interner Natur. Beim eigentlichen Kerngeschäft der Arbeitsverwaltung stand in den dreieinhalb Jahren der Amtszeit von Schwab vor allem ein Thema im Vordergrund: die Gewinnung von Fachkräften für die Region.

Ein Baustein war dabei das Engagement der Agentur in der Fachkräfteallianz Nordschwarzwald, in der sich Kommunen, IHK, Gewerkschaften und andere Akteure auf dem Arbeitsmarkt in der Region zusammengeschlossen haben. Solche regionalen Kooperationen sind es, die Schwab als probates Mittel sieht, den zwischen den Metropolen Stuttgart und Karlsruhe eingezwängten heterogenen Wirtschaftsstandort Nordschwarzwald weiter zu entwickeln. Deshalb stärkt er der nicht ganz unumstrittenen regionalen Wirtschaftsförderungsgesellschaft WFG auch demonstrativ den Rücken: "Eine funktionierende Wirtschaftsförderung ist wichtig", sagt der scheidende Agenturchef. "Sie kann die Sache für die ganze Region koordinieren." Aktuell passiere da einiges, doch das sei nicht genug: "Das Regionale sollte im Nordschwarzwald stärker zum Ausdruck kommen", regt Schwab an.

Eine weitere gemeinsame Aktion der Agentur mit der heimischen Wirtschaft zur Beseitigung des Fachkräftemangels betrifft ausländische Jugendliche. Im Rahmen eines speziellen Programms wurden 25 junge Menschen aus Italien und Portugal in ihrem Heimatland mit Sprachkursen vorbereitet und dann zunächst für ein Praktikum und im besten Fall für eine duale Ausbildung in die Region geholt. Während diese 25 Nachwuchskräfte in der Hotellerie und Gastronomie der Region einen Platz finden sollen, gibt es für das regionale Handwerk eine ähnlich gestrickte Aktion. In diesem Fall sollen junge Menschen aus Spanien und Bulgarien in den Nordschwarzwald geholt werden.

Neben dem Fachkräftemangel stand und steht das Problem der Langzeitarbeitslosen weit oben auf seiner Agenda. "Die müssen einfach von der guten wirtschaftlichen Situation besser profitieren", so Schwab, der als Königsweg zu einem Job die Qualifizierung der Betroffenen sieht. Auch um andere Benachteiligte wolle man sich in nächster Zeit intensiv kümmern. Assistierte Ausbildung heißt das Programm, bei dem benachteiligte Jugendliche ein besonders intensives Coaching bekommen sollen, das sie fit für den Beruf machen soll. "Die intensive Betreuung, die diese jungen Menschen brauchen, können die Unternehmen einfach nicht leisten", begründet er das Engagement der Arbeitsagentur.

Herausforderung und Chance zugleich sind für Jürgen Schwab die Asylanten, die in die Region kommen. Besonders die anerkannten Asylanten stellten ein wichtiges Potenzial für den regionalen Arbeitsmarkt dar. Da diese zuerst beim Jobcenter in Kontakt mit der Arbeitsverwaltung kämen, arbeite die Agentur da intensiv und eng mit dem Landkreis zusammen. "Da etwas Sinnvolles hinzubekommen ist sicherlich eine große Herausforderung", sagt Schwab.

"Das hat rein private Hintergründe"

Eine Herausforderung, der er sich nur noch kurze Zeit stellen muss. Denn am 5. November wird Schwab offiziell aus seinem Amt als Geschäftsführer der Agentur für Arbeit Nagold-Pforzheim verabschiedet. Dass der 63-Jährige genau jetzt in Ruhestand geht, war seine eigene Entscheidung und eine, die er schon am Jahresanfang getroffen hat. Und die auch nichts mit seinem Job zu tun hat. "Das hat rein private Hintergründe und nur etwas mit meiner persönlichen Lebensplanung zu tun", erzählt Schwab. "Ich hab eben noch etwas vor in meinem Leben."

Aus seiner Sicht kann er auch mit gutem Gewissen in Ruhestand gehen. "Ich denke, dass ich meine Mission, die Fusion der Agenturen gut über die Bühne zu bringen, erfüllt habe und eine gut bestellte Agentur Nagold-Pforzheim hinterlasse", sagt Schwab. Wer im November seine Nachfolge antritt, ist derzeit noch nicht klar, doch eines kann Schwab schon jetzt versichern: "Es wird einen reibungslosen Übergang geben."