Wegen der Bombendrohung gegen die Arbeitsagentur Nagold (im Hintergrund) sperrte die Polizei mit einem Großaufgebot die Straßen rund um den Komplex. Foto: Bernklau

Unbekannter Mann kündigt telefonisch Explosion in Nagold an. Spezialhunde finden im Gebäude keinen Sprengsatz.

Nagold - Eine Bombendrohung gegen die Arbeitsagentur in Nagold hat am Dienstagmorgen die Stadt und ein großes Polizeiaufgebot in Atem gehalten. Agentur und Umgebung wurden abgeriegelt und evakuiert. Doch die eingesetzten Spezialhunde fanden keinen Sprengsatz.

Der Mann wählt die Notrufnummer 110, landet schließlich bei der Polizei in Calw. Der Mann, der nach ersten Erkenntnissen der Ermittler von einem öffentlichen Telefon an der Bushaltestelle gegenüber dem Rathaus des Nagolder Teilorts Pfrondorf aus anruft, spricht mit osteuropäischem Akzent. Seine Drohung, die er gegen 6.13 Uhr gegenüber der Calwer Polizei ausstößt, ist klar: Um 9 Uhr werde die Arbeitsagentur in Nagold in die Luft fliegen. Die Polizei nimmt die Drohung ernst, beginnt mit einem großangelegten Einsatz, zu dem insgesamt 45 Beamte ausrücken.

Es ist 8.25 Uhr als Wolfgang Schäfer, Rechtsanwalt und Fraktionschef der CDU im Nagolder Gemeinderat, von seinem Haus aus beobachtet, dass erste Streifenwagen eine Straße an der Arbeitsagentur abriegeln. Schäfer, der in direkter Nachbarschaft zur Arbeitsagentur wohnt und auch seine Kanzlei hat, geht auf die Straße, um herauszufinden, was los ist. Immer mehr Streifenwagen tauchen rund um den großen Komplex am Rande von Nagolds Zentrum auf, riegeln die Straßen rund um den Komplex ab.

Schäfer bringt in Erfahrung, dass es eine Bombendrohung gegen die Agentur gab. Wenig später beginnt die Polizei, die Agentur und die Häuser in unmittelbarer Nähe zur Arbeitsagentur zu räumen, auch Schäfers Privathaus und seine Kanzlei. Gleiches passiert mit den Räumlichkeiten der Nachhilfeschule von Frank Schwarz, der um 8.45 Uhr erfährt, dass die Polizei im Haus ist und das Gebäude evakuiert. Ein Prozess – mit elf Zeugen, Staatsanwaltschaft, Verteidiger und Gerichtspersonal – im Amtsgericht, das direkt neben der Arbeitsagentur liegt, wird abgebrochen, das Gerichtgebäude selbst geräumt.

"Selbst bettlägerige Anwohner haben sie evakuiert", beobachtet Wolfgang Schäfer, dem heftige Gedanken durch den Kopf schießen: Was ist, wenn tatsächlich eine Bombe hochgeht, das eigene Haus und die Kanzlei zerstört wird oder auch die Alte Seminarturnhalle, wo der Anwalt die Geschicke des Fördervereins lenkt? "Es klingt vielleicht etwas übertrieben, aber es hätte meine Welt zusammenbrechen können", sagt Schäfer im Gespräch mit unserer Zeitung.

Um 10 Uhr, inzwischen steht auch das Rote Kreuz und die Nagolder Feuerwehr in Alarmbereitschaft, kommen Sprengstoffsuchhunde der Pforzheimer, Böblinger und Calwer Polizeidirektion an der Agentur an. Bis um 11 Uhr durchsuchen sie den großen Gebäudekomplex. Doch einen Sprengsatz finden sie nicht. Um 11 Uhr hebt die Polizei die Straßensperrung auf. Der Spuk ist erst einmal vorbei.

Agentur bleibt den ganzen Tag geschlossen

Die Agentur für Arbeit Nagold, bei der gestern niemand zu erreichen war, bleibt an diesem Tag geschlossen, schmucklose Zettel an den Türen und Fenstern informieren eventuelle Besucher darüber, ohne auf die dramatischen Hintergründe einzugehen.

Die Ermittlungen der Kripo zum unbekannten Anrufer gehen derweil weiter. Immerhin ist dieser Anruf kein Kavaliersdelikt, sondern eine ernst zu nehmende Straftat, wie Polizeisprecherin Sabine Doll betont. Neben den strafrechtlichen Konsequenzen erwarten den Täter auch zivilrechtliche Forderungen in Höhe von mehreren tausend Euro.

Um dem unbekannten Droh-Anrufer auf die Spur zu kommen, sucht die Polizei jetzt Zeugen, die den Mann gegen 6.15 Uhr an dem öffentlichen Fernsprecher in der Ortsmitte von Nagold-Pfrondorf gesehen oder andere wichtige Beobachtungen gemacht haben. Die Polizei Nagold, Telefon 07452/ 930 50, oder die Kriminalpolizei Calw, Telefon 07051/1610, nehmen sachdienliche Hinweise entgegen.