Altar in einer katholischen Kirche in Bayern (Symbolfoto). Foto: Imago/MiS

Ein Paar hat Sex in einer katholischen Kirche und dokumentiert das in den sozialen Medien. Der Vorgang hat Konsequenzen – nicht nur für die Beiden, auch für die Kirchengemeinde. Denn der Altar der Kirche muss neu geweiht werden. Wir erklären, warum das so ist.

Nachdem ein Paar in einer katholischen Kirche in Schechen im oberbayerischen Landkreis Rosenheim Sex hatte, ist der Altar dort neu gesegnet worden. Die Segnung habe bereits vor Weihnachten stattgefunden, teilte ein Sprecher des Erzbistums München und Freising jetzt mit.

Der Altar sei für den Ritus abgeräumt worden. Der örtliche Pfarrer habe ihn dann im Rahmen eines Wortgottesdienstes mit Weihrauch und Weihwasser neu gesegnet, so der Sprecher.

Wie wird Sex in der Kirche bestraft?

Das Ortsschild mit der Aufschrift Schechen – Kreis Rosenheim steht am Ortseingang. Nachdem ein Paar Sex in einer oberbayerischen Kirche hatte, ist der Altar dort neu gesegnet worden. Foto: dpa/Peter Kneffel

Der Vorfall hatte im vergangenen November Schlagzeilen gemacht. Das Paar, das in der Kirche Sex hatte und diesen auch noch dokumentierte, musste sich deswegen vor der Justiz verantworten.

Die beteiligte Frau hat den entsprechenden Strafbefehl gegen sie inzwischen akzeptiert. Der für Anfang Februar 2024 geplante Prozess findet darum nicht statt, wie das Amtsgericht Rosenheim mitteilte. Wie hoch die Strafe war, wurde nicht mitgeteilt, weil Strafbefehlsverfahren grundsätzlich nicht-öffentlich sind.

Ihr Partner muss sich, weil er auch noch wegen gravierender weiterer Straftaten angeklagt ist, vor dem Landgericht Traunstein verantworten. Der Prozess gegen ihn läuft weiter, Ende Januar soll wieder verhandelt werden.

Dem gebürtigen Rosenheimer, der sich zu Prozessauftakt nach Gerichtsangaben nicht zu den zahlreichen Vorwürfen gegen ihn geäußert hatte, wird unter anderem Störung der Religionsausübung vorgeworfen.

Was bedeutet „beschimpfender Unfug“?

An einem „Ort, der dem Gottesdienst einer Religionsgesellschaft gewidmet“ sei, habe der Mann „beschimpfenden Unfug“ verübt, heißt es in der Anklageschrift des Amtsgerichts Rosenheim. Er ist zudem wegen Körperverletzung, Freiheitsberaubung, Bedrohung und Betrugs angeklagt.

„Beschimpfender Unfug“ ist ein Begriff aus der Rechtsprechung. Er liegt dann vor, wenn eine besonders derbe Miss- oder Verachtung gegenüber dem Verstorbenen zum Ausdruck gebracht wird.

In Paragraf 167 Strafgesetzbuch (StGB) „Störung der Religionsausübung“ heißt es:

„Wer 1. den Gottesdienst oder eine gottesdienstliche Handlung einer im Inland bestehenden Kirche oder anderen Religionsgesellschaft absichtlich und in grober Weise stört oder 2. an einem Ort, der dem Gottesdienst einer solchen Religionsgesellschaft gewidmet ist, beschimpfenden Unfug verübt, wird mit Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren oder mit Geldstrafe bestraft.“

Wie oft kommt eine Altar-Neuweihe vor?

Dass ein Altar nach einer sogenannten Schändung – beispielsweise auch durch Vandalismus – neu gesegnet werden muss, kommt nur sehr selten vor. Im Bistum Augsburg kam das in den vergangenen Jahren viermal vor, wie ein Sprecher erklärte. Alle anderen Bistümer meldeten keine bekannten Fälle.

In der Augsburger Diözese war das beispielsweise im Jahr 2017 in Vöhringen und Bellenberg im Dekanat Neu-Ulm der Fall. Dort waren die Kirchenräume samt Altar sowie Statuen großflächig beschmiert worden, auch mit antichristlichen Parolen. Ein weiterer Fall trug sich den Angaben zufolge 2018 in Gersthofen zu. Dabei wurden geweihte Hostien entwendet und verstreut.

Warum ist der Altar für die katholische Kirche so wichtig?

Für Katholiken ist der Altar einer Kirche zentral, weil er Christus selbst symbolisiert.

Der Altar ist in katholischem Verständnis kein einfacher Tisch, also profaner Gegenstand betrachtet, sondern er versinnbildlicht Jesus Christus als lebendigen Grund- und Eckstein der Kirche. Darum auch wird jeder Altar Christus geweiht und sozusagen sakralisiert, also geheiligt.

Warum werden im Altar Reliquien beigesetzt?

Im frühen Christentum wurden Kirchen und Altäre oft über Gräbern von Märtyrern errichtet. Da dies nicht bei jeder Kirche möglich war, entstand der Brauch, in die Altäre Reliquien von Heiligen einzulassen.

Der Kirchenlehrer Ambrosius von Mailand schrieb im vierten Jahrhundert zum Verhältnis von Reliquien und Altar: „ Er (Christus), der für alle gelitten hat, liegt auf dem Altar: Sie, durch sein Leiden erkauft, ruhen unter dem Altar.“

Seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil (1962-1965) ist nicht mehr vorgeschrieben, Reliquien im Altar beizusetzen, der Brauch soll aber in der Regel beibehalten werden.

Wie läuft die Weiheritus eines Altars ab?

Eine Altarweihe besteht aus Elementen, die sich auch bei einer Taufe und Priesterweihe wiederfinden. Die Weihe vollzieht sich durch den Ortsbischof einer Diözese im Rahmen der ersten Mess- und Eucharistiefeier. In der Regel zelebriert der Ortsbischof – im Erzbistum Köln also der Erzbischof – diesen Gottesdienst.

Folgende sechs Riten werden dabei angewendet:

Besprengung mit Weihwasser:Wie bei der Taufe wird der neue Altar mit Weihwasser bespritzt.

Salbung: Durch die Salbung mit Chrisamöl wird der Altar zum Symbol Christi. „Christus“ bedeutet „der Gesalbte“. Auch bei der Taufe wird jeder Mensch mit Chrisam gesalbt.

Verbrennen von Weihrauch: An fünf Stellen, die an die Wundmale Christi erinnern, wird auf dem Altar Weihrauch verbrannt. Die Stellen sind jeweils durch eingravierte Kreuze markiert.

Weihegebet: Das Weihegebet bringt zum Ausdruck, dass der Altar Christus geweiht wird und bittet gleichzeitig um Gottes Segen

Auflegen des Altartuchs und Anzünden der Kerzen: Das Auflegen des Altartuchs weist darauf hin, dass am Altar die Eucharistie gefeiert wird. Das Altartuch knüpft damit an die weltliche Tischdecke an, mit der auch heute bei festlichen Essen ein Tisch bedeckt wird. Die Kerzen am Altar weisen auf Christus als „das Licht der Welt“ hin.

Warum wird der Altar „Tisch des Herrn“ genannt?

Der Altar wird als „Tisch des Herrn“ – also Jesus Christus – bezeichnet und ist das Herzstück einer Kirche.

Am Altar feiert der Priester mit der Gemeinde die Eucharistie, das heißt nach katholischem Verständnis die Wandlung von Brot und Wein in Leib und Blut Christi. Weil am Altar die Gedächtnisfeier Jesu begangen wird, ist der Altar auch ein Sinnbild für Jesus Christus.

Hinweis der Redaktion: In einer früheren Version des Artikels wurde ein Foto des Altars der St. Eberhardkirche in Stuttgart gezeigt. In der Domkirche der Diözese Rottenburg-Stuttgart hat es nie einen derartigen Vorfall wie hier geschildert gegeben. Für eventuell aufgetretene Missverständnisse bitten wir ausdrücklich um Entschuldigung.