Die Einsamkeit des Siegers in Coronazeiten: Lewis Hamilton "genießt" seinen Triumph. Foto: Klamar

Formel 1: Leclerc schießt Vettel bei Hamilton-Sieg ab. Dicke Luft nach dem Debakel. 

Bei Ferrari brodelt es nach dem nächsten Debakel gewaltig. Charles Leclerc hat seinen Ferrari-Stallrivalen Sebastian Vettel in Runde 2 abgeschossen. Während beide Ferrari ausschieden, dominierte Lewis Hamilton in Spielberg.

Gequält vom Ferrari-Totalschaden von Österreich flüchtete sich Vettel in Durchhalteparolen. Der von seinem Stallrivalen Leclerc verschuldeter Crash beim zweiten Formel-1-Rennen in Spielberg stürzte die Scuderia am Sonntag endgültig tief in die Krise. "Es ist extrem bitter", sagte Vettel, den auch die Abbitte des Monegassen beim souveränen ersten Saisonsieg von Mercedes-Pilot Lewis Hamilton nicht trösten konnte. "Wir müssen weiterkämpfen und versuchen, alles zu geben."

Die Ferrari-Abschiedstour des viermaligen Weltmeisters wird immer mehr zur Qual. "Das ist das schlimmste Ende für uns", resümierte Teamchef Mattia Binotto nach einem Wochenende zum Vergessen. Der Druck auf den Mann mit der Harry-Potter-Brille nimmt nach dem nächsten Debakel zu.

Mercedes feierte dagegen dank Dominator Hamilton und Valtteri Bottas einen verdienten Doppelerfolg. Max Verstappen im Red Bull komplettierte das Podium. "Ich bin so glücklich, wieder auf dem ersten Platz zu stehen", sagte Titelverteidiger Hamilton nach seinem 85. Karrieresieg. "Das ist ein großer, großer Schritt nach vorne."

Voller Stolz reckte Hamilton auf dem Podium zum Black-Power-Gruß seine rechte Faust in den Himmel und nahm dann von einem ferngesteuerten Servierwagen seine Trophäe in Empfang. Als "extrem zufriedenstellend" bezeichnete Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff das Wochenende.

Eine Woche nach seinem ernüchternden zehnten Platz zum Auftakt an gleicher Stelle war der Grand Prix der Steiermark für den Deutschen früh vorbei. Weil ihm Leclerc, in der Vorwoche noch Zweiter, mit einem unbedachten Manöver in Kurve drei heftig ins Auto fuhr und sein Heckflügel sofort wegbrach, musste der Hesse den ohnehin lahmenden Ferrari an der Box abstellen. "Ich habe nicht damit gerechnet, dass Charles etwas versucht. Ich denke nicht, dass da Platz war", beschrieb Vettel die Kollision. Nur vier Runden später war auch für Leclerc Schluss. "Ich habe es komplett verbockt, mein Fehler", sagte der 22-Jährige.

Der Youngster hatte sich bei dem Crash den Unterboden ruiniert. "Ich habe einen sehr schlechten Job gemacht und das Team im Stich gelassen", sagte Leclerc. Binotto dürfte sich nun wieder unangenehme Fragen von der Konzernspitze anhören. "Das tut schon weh", räumte er ein. Es brodelt bei Ferrari. Das Upgrade-Paket mit neuem Frontflügel und neuem Unterboden konnte sich nach dem Crash nicht beweisen. In der schwierigen Regen-Qualifikation waren die beiden Autos aber wieder nicht konkurrenzfähig. Von der Spitze sind die Italiener derzeit weit entfernt – wohl auch nächste Woche in Ungarn.