Im Rahmen des Konzerts wurden mehrere langjährige Musiker geehrt. Foto: Schwarzwälder-Bote

Auftritt: Weihnachtskonzert wird zum Holzapfel-Jubiläumkonzert

Mötzingen. Ein Abend ganz auf den Dirigenten zugeschnitten: Seit zehn Jahren leitet Ralf Holzapfel den Musikverein Mötzingen. Der machte sein traditionelles Weihnachtskonzert daher zum Jubiläumskonzert – und sorgte damit für ein emotionales Erlebnis.

Am Ende muss Ralf Holzapfel dann doch mit den Tränen kämpfen. Denn dass sich Benjamin Gärtner, der zusammen mit Jamin Haarer als Moderator durch den Abend geführt hat, nach der Zugabe schnurstracks den Taktstock schnappt und die Musiker das Stück "Von Freund zu Freund" spielen lässt, macht den sonst so redseligen Dirigenten tatsächlich für einen Moment sprachlos. "Zehn Jahre Fleiß, zehn Jahre Ehrgeiz, der bis heute nicht nachgelassen hat", sagt Gärtner, während die Musiker eine von Holzapfels Lieblingspolkas spielen, "Du bist unser Dirigent, aber auch unser Freund." Holzapfel räumt ein: "Das war schon heftig, das hat mich berührt. Der Höhepunkt der letzten zehn Jahre."

Dem emotionalen Finale geht ein Weihnachtskonzert voraus, das nicht stärker die Handschrift Holzapfels hätte tragen können. Für den Auftakt sorgt die neu gegründete Jugendkapelle der Musikvereine aus Mötzingen und Öschelbronn unter der Leitung von Holzapfel und seiner Öschelbronner Dirigentenkollegin Birgit Wohlhüter.

Zu Beginn des Monats hatte sie ihre Feuertaufe in Gäufelden, nun folgt die Premiere in Mötzingen. "Eine Steigerung ist zu erkennen", meint Gerhard Weißenböck, Vorsitzender des Blasmusikkreisverbandes Böblingen. Er war auch in Gäufelden dabei und findet nach den vier in Mötzingen gespielten Stücken: "Die jungen Leute sind auf dem richtigen Weg."

Es folgt der knapp zweistündige Part des Blasorchesters, der genau das abbildet, wofür Holzapfels musikalische Arbeit in Mötzingen seit zehn Jahren steht: Musik muss Emotionen freisetzen. "Ich will Musik fürs Publikum machen", sagt der Dirigent, "und das geht am besten mit Filmmusiken."

Mit "Fluch der Karibik" und "Der Herr der Ringe" ist dieses Genre gleich mit zwei Stücken im Weihnachtskonzert vertreten – beide mehr als zehn Minuten lang und mit Videosequenzen untermalt, die auf einer Leinwand neben der Bühne abgespielt werden. Perfektes Timing: Als die Musiker die Melodien des dritten "Herr der Ringe"-Teils ("Die Rückkehr des Königs") spielen, läuft eben dieser im gleichen Moment im Fernsehen.

Doch nicht nur in diesem Fall hat der Musikverein mit seiner Programmauswahl ein gutes Händchen. Die Musiker selbst haben im Vorfeld wählen dürfen, welche Stücke der vergangenen zehn Weihnachtskonzerte unter Holzapfels Ägide sie spielen wollen. Marsch ("Zum Städtel hinaus") und Polka ("Ein halbes Jahrhundert") sind ebenso vertreten wie Jacob de Haans "Ross Roy" und John Williams "Olympic Spirit". Dazu zeigen die Mötzinger Musiker auch optisch Einsatz: Beim Musical "Tanz der Vampire" lassen sie Fledermäuse über sich kreisen, beim Jazz-Stück "Dixieland Jam" werden sie zur Big Band – samt legeren Strohhüten auf dem Kopf.

Und dann ist da noch ein Rock-Medley von Deep Purple, bei dem die Musiker vom im Rollstuhl sitzenden Daniel Dieter an der E-Gitarre begleitet werden. Ein völlig ungewohnter Sound, auf den Holzapfel das Publikum schon vor dem Stück vorbereitet: "Der eine oder andere wird denken, dass da die Grenze überschritten wird. Das wird für Diskussionen sorgen. Genau das ist ja Sinn und Zweck."

Aber auch der originelle Ausflug ins Rock-Genre kommt nicht an das emotionale Finale des Weihnachtskonzertes heran. Mehrere Male winkt Holzapfel nach dem langen Applaus der Technik zu, bitte endlich den Vorhang zu schließen. Denn trotz Jubiläumskonzert sei das aus Sicht des Dirigenten dann fast doch ein wenig zu viel gewesen: "Klar genieße ich Applaus, aber ich will nicht im Rampenlicht stehen. Der, der vorne steht, ist gar nichts ohne seine Musiker. Ohne sie wäre es nicht zu den zehn Jahren gekommen."

Traditionell ehrt der Musikverein Mötzingen bei seinem Weihnachtskonzert seine aktiven Musiker für langjährige Treue. Fünf von ihnen wurden in diesem Jahr vom Kreisverbandsvorsitzenden Gerhard Weißenböck ausgezeichnet. Für 40 Jahre wurde Ralf Holzapfel geehrt, für   30 Jahre Reiner Baumann. Seit   20 Jahre ist Stefanie Vidovic dabei, seit   zehn Jahren Marina Nill und Michelle Müser.