Kabarettist Eberhard Sorg nennt die vielen Klischees seines Volksstammes / Streifzug durch die Mentalität

Von Monika Hettich-Marull Mönchweiler. Mit unzähligen Klischees ist er behaftet – der Volksstamm der Schwaben. Und das Fatale daran: Se stimmet alle! So zumindest sieht es Kabarettist Eberhard Sorg aus Stuttgart, der auf seiner baden-württembergischen Gasthaustour in Mönchweiler Station machte. Im Hotel-Gasthof Hirschen unterhielt er die zahlreichen Gäste aufs Feinste und räumte mit keinem Klischee auf, im Gegenteil. "Liebe, Luschd ond Läberkäs" war denn auch passender Titel für seinen Streifzug durch die Mentalität des Schwaben.

Wenn der Badner, so Sorg, den Titel lese, wisse er nicht, ob das Programm auch Jugendfrei sei. Doch keine Sorge: Der Schwabe als solcher muss sich eher fragen lassen: Hat er überhaupt Sex vor dem Tod – und wenn, wie oft. Deshalb stehe auch der Begriff "Luschd" für ganz andere Lebensbereiche. Die größte Luschd empfinde der Schwabe – natürlich – bei der schon legendären Kehrwoche. "Do kommt er drübernaus". Man habe sogar schon Schwaben gesehen, die im August an den Bäumen rütteln, weil sie nicht mehr erwarten können, dass endlich die Blätter fallen.

Doch es gibt noch eine Steigerung: "Wenn es schneit, gerät der Schwabe völlig in Ekstase." Dann renne er mit dem Eimer auf die Straße und fange die Schnellflocken – damit er sie nachher nicht wegschippen muss. Und de geschmolzene Schnee verwende er – sparsam wie er ist – anschließend zum Treppenhaus putzen.

Tief blickte der Schwabe Sorg in die Seele seiner Landsleute und brachte Eigenarten zum Vorschein. Dass vor allem Badner in seiner Veranstaltung seien, käme nicht von ungefähr. "Für den Schwaben wäre Kabarett nausgschmissenes Geld – das hat er nämlich jeden Tag, 24 Stunden lang." Ob auf dem Wochenmarkt, im Urlaub oder auf dem Campingplatz – der Schwabe ist immer vorne mit dabei.

Mit der Liebe habe es der Schwabe nicht so: "Des heißt bei uns Megetze", erklärte Sorg. Und diese "Megetze" beginne mit dem Kennenlernen.

Der Tipp des Vaters für die Tochter: Kontoauszüge, Bausparkassenpolice und sechs Schlüpfer übereinander – wegen der Verhütung. Der Sohn bekommt mit auf den Weg: Hübsch muss sie nicht sein, aber Grundstücke sollte sie haben. Denn – wie jeder Schwabe weiß – Schönheit vergehe, aber Hektar bestehe.

Sorg hatte unzählige Geschichten in petto – natürlich alle wahr (so zumindest schwor der schwäbische Kabarettist), kontrollierte seine Frau per Telefon in der Kur und nannte sie liebevoll "Kutterschäufele", bestellte bei seinem Freund Kehrwoche-Schilder für Frankreich mit der Aufschrift "Vive la Trottoir" sowie "Avec la Dreck" und machte als Installateur im Notruf echt schwäbische Geschäfte – ein echtes Kleverle halt.

Beim Besen-Rap und beim Absingen der schwäbischen Hymne auf Basis des Deutschland-Liedes verausgabte sich Sorg vollkommen. Er ließ das Publikum an einer Weltpremiere seines neuesten Gedichts teilhaben – von Lama und Lamamama – was für ein Drama, und erklärte, dass der letzte Satz des Schwaben, wenn ihm gar nichts mehr einfällt, immer "so ischs ällemol au wieder" sei. Im Herbst hat Sorg mit seinem neuen Programm "E – wie Epfel" Premiere, im Frühjahr könnte er eventuell wieder in Mönchweiler zu Gast sein.