Kloster Ettal Quelle: Unbekannt

Die katholische Kirche bemüht sich weiter um Aufklärung im Missbrauchsskandal, gleichzeitig werden immer mehr Fälle bekannt

München/Fulda/Limburg - Die katholische Kirche bemüht sich weiter um Aufklärung im Missbrauchsskandal, gleichzeitig werden immer mehr Fälle bekannt. So soll sich der Direktor eines Studienseminars der Kapuziner im oberbayerischen Burghausen an Jugendlichen vergangen haben.

Das teilte die Provinz der Bayerischen Kapuziner am Donnerstag in München mit. Das Erzbistum München-Freising hat es weiter mit Missbrauchsfällen im Kloster Ettal zu tun. Auch die Bistümer Limburg und Fulda beschäftigen sich mit der Aufklärung von Verdachtsfällen.

In Ettal will an diesem Freitag (11.00) der vom Kloster eingesetzte Sonderermittler und Münchner Strafverteidiger Thomas Pfister seinen vorläufigen Schlussbericht zu den internen Ermittlungen der Öffentlichkeit vorstellen. Unabhängig davon laufen die Ermittlungen bei der Staatsanwaltschaft München II. Das Kloster, zu dem ein Internat und ein Gymnasium gehören, hatte mindestens zwei Fälle von sexuellem Missbrauch an Schülern eingeräumt.

Das Erzbistum München-Freising erklärte am Donnerstag, es sehe trotz des Missbrauchsskandals eine gute Zukunft für Schule und Internat der Benediktinerabtei. "Ich begrüße es ausdrücklich, wie die Klostergemeinschaft und Schulleitung in Ettal eine rückhaltlose Aufklärung aller Verdachtsmomente und Vorgänge vorantreibt", teilte Generalvikar Peter Beer am Donnerstag in München mit. Der Generalvikar ist der Vertreter von Erzbischof Reinhard Marx.

Der zurückgetretene Abt des Klosters Ettal, Barnabas Bögle, und sein aus dem Amt geschiedener Schulleiter Maurus Kraß hatten den Papst Benedikt XVI. um eine Apostolische Visitation gebeten. Dabei handelt es sich um eine Untersuchung von Vorwürfen in einer katholischen Einrichtung durch einen päpstlichen Beauftragten - eine eher seltene Maßnahme. Eine Entscheidung über das Gesuch aus Ettal stand in Rom zunächst aus.        

"Schwerwiegende Übergriffe"

Bei den Fällen im Studienseminar der Kapuziner handle sich um "schwerwiegende Übergriffe" aus dem Schuljahr 1984/85, sagte der Leiter des Ordens in Bayern, Pater Josef Mittermaier. Die Fälle wurden 1991 zwar juristisch verfolgt, sind aber bereits verjährt. Nach mehreren Versetzungen wurde der Pater 2009 von allen priesterlichen Aufgaben entbunden.

Im Bistum Limburg bekräftigte Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst noch einmal, "rückhaltlos alles für die Aufklärung" tun zu wollen. Transparenz sei oberstes Gebot. Fünf Priester, von denen drei gestorben sind, sollen sich an Jungen und Mädchen vergangen haben. Die Fälle reichen bis in die 1940er Jahre zurück. Nach Angaben der Staatsanwaltschaft Limburg wurden gegen die zwei lebenden Verdächtigen Ermittlungsverfahren eingeleitet. Tebartz-van Elst nannte die Taten abscheulich, bat die Opfer um Entschuldigung und versprach Hilfe. Er betonte jedoch, Kindesmissbrauch "ist nicht nur ein Problem der Kirche, es ist ein Problem der Gesellschaft".

Im Bistum Fulda gebe es zwei Verdachtsfälle, die schon länger zurückliegen, bestätigte die Bischöfliche Pressestelle am Donnerstag auf Anfrage. Die Staatsanwaltschaft sei eingeschaltet. Allerdings wusste die Staatsanwaltschaft Fulda nichts von Ermittlungen. Der Fuldaer Bischof Heinz Josef Algermissen äußerte sich nicht zu den Vorwürfen. "Ich bin im Urlaub und kann nicht weiterhelfen", sagte er der "Fuldaer Zeitung" (Donnerstag). Das Bistum drückte seine Anteilnahme: "Das Bistum ist schockiert und bedauert jeden einzelnen Verdachtsfall."

(dpa)