Die Kantine in der Lea. Dort ist es im November zu den Tumulten gekommen. Foto: Archiv

Verhandlung wegen Vorfällen in der Landeserstaufnahmestelle in Meßstetten geht weiter.

Hechingen/Meßstetten - Drei der vier Angeklagten räumten am dritten Verhandlungstag in Sachen Tumulte an der Landeserstaufnahmestelle (Lea) in Meßstetten ihr Fehlverhalten weitgehend ein. Der Vierte dementierte vor dem Landgericht Hechingen eine Beteiligung.

 "Ich weiß, dass mein Verhalten teilweise falsch war. Das tut mir leid", verlas der Verteidiger die schriftliche Stellungnahme des vermeintlichen Anführers der Tumulte in der Lea im vergangenen November. Dieser bestätigte, dass er den Aufruhr um das Ehepaar in der Kantine mitbekommen hatte. Das Paar wollte Brötchen mit nach draußen nehmen, was ein portugiesischer Security-Mitarbeiter untersagte. Der nach einem Schlag zu Boden gegangenen schwangeren Frau wollte er zusammen mit arabischen Landsleuten helfen. Dass sich der Security-Mitarbeiter mit Pfefferspray wehrte – "eine riesige Wolke" –, ordnete der Angeklagte als gezielte Abwehr gegen Asylanten ein.

Er räumte jedoch ein, dass sein anschließendes Verhalten – Anstacheln der Umstehenden – eine übertriebene Reaktion gewesen sei. Allerdings habe er, anders als in der Anklage aufgeführt, kein Absperrgitter auf einen der inzwischen eingetroffenen Polizeibeamten geworfen.

Was ihm zur Last gelegt wird, räumte der zweite Angeklagte weitgehend ein. Er habe sich vom ersten Angeklagten anstacheln lassen und sich diesem daraufhin angeschlossen. Einen Stein habe er jedoch nicht gegen eine Fensterscheibe geworfen. Auch er bedauerte sein Handeln.

Der jüngste im Bunde gab zu, dass er sich habe mitreißen lassen. Vor der Kantine hätten sich zeitweise rund hundert Menschen befunden. Viele der Flüchtlinge hätten geschrien, darunter Parolen wie "Wir wollen die Security umbringen" und "Syrer und Araber sind eine Faust". An diesem Geschrei habe sich der Jugendliche beteiligt. Außerdem erzählte er, dass Einige Wackersteine geworfen hätten – er zwar auch, jedoch nicht in Richtung der Polizei. Neben dieser Aussage wird die Jugendgerichtshilfe an einem der kommenden Verhandlungstage noch einen Bericht über den Angeklagten abgeben.

Blieb nur noch einer: Der vierte Angeklagte hatte sich am zweiten Verhandlungstag weder für noch gegen ein Einwilligen in die vorgeschlagene Verständigung entscheiden können. Eine Bedenkzeit wurde ihm vom Gericht bis gestern eingeräumt. Sein Verteidiger betonte, dass sein Mandant zwar aussagen werde, dies jedoch nicht als Geständnis gewertet werden solle. Über seinen Dolmetscher ließ der Angeklagte verkünden, dass er kein Geständnis ablegen wolle, ja nicht könne, da er nichts gemacht habe.

Mit zwei Bekannten habe er sich zur Zeit des Tumults in seinem Zimmer im dritten Stock unweit des Kantinengebäudes aufgehalten und mit diesen Karten gespielt. Erst durch den Krach sei er auf den Tumult aufmerksam geworden. Also öffnete er das Fenster und ließ sich zurufen, was geschehen war. Mehrfach betonte er, dass er das Zimmer den ganzen Abend lang nicht verlassen habe.

Auf genaues Nachfragen antwortete er zunächst ausweichend. Richter Marc Barunovic wollte etwa von ihm wissen, ob er an jenem 13. November sein Abendessen in der Kantine eingenommen hatte, worauf ihm der Angeklagte entgegnete, dass er ungern dort esse. Auch stritt er zunächst ab, von Security-Mitarbeitern auf seine Beteiligung angesprochen worden zu sein. Erst als er bereits nach Mosbach verlegt worden war, habe ihn die Nachricht erreicht, dass die Polizei ihn sprechen wolle.

Der Vorsitzende Richter Hannes Breucker ließ jedoch nicht locker, bis der Angeklagte schließlich einräumte, zwei Tage nach den Tumulten von einem Sicherheitsmitarbeiter aufgefordert worden zu sein, seine Personalien preis zu geben. Oberstaatsanwalt Karl-Heinz Beiter konfrontierte ihn mit der Anklage, in der ein Zeuge von einem jungen Mann in brauner Jacke sprach, der ihn mit einem übergroßen Stein in seiner rechten Hand bedroht habe. Auch das bestritt der Angeklagte. Beinahe widerwillig gab er zu, nachts zwischen ein und zwei Uhr zur Transferstelle gegangen zu sein, die sich auf der Rückseite des Kantinengebäudes befindet, allerdings nur, um sich zu informieren, wann er nach Mosbach fahren könne.

In Deutschland wolle er "ein gutes Leben haben" und seine Frau nachholen. Eine Beteiligung an den Tumulten werfe aber kein gutes Licht auf ihn.

Am 7. und 10. Juni wird die Verhandlung fortgesetzt. Dann werden ab 9 Uhr Polizisten, Security-Mitarbeiter und Flüchtlinge gehört.