Eine Fußball-Begegnung auf Augenhöhe: Seit Beginn dieses Schuljahrs kicken junge Lea-Bewohner gemeinsam mit den Jungen aus Klasse elf des Meßstetter Gymnasiums. Alfred Sauter fungierte dieses Mal als Schiri. Foto: Weiger

Gelebte Völkerverständigung: Gymnasiasten und Lea-Bewohner spielen gemeinsam Fußball.

Meßstetten -  Eckball fürs Gymnasium. Leider nicht verwandelt. Die Lea-Kicker führen denkbar knapp 2:1, und die Partie geht stetig hin und her. Können die Meßstetter Schüler das Spiel noch drehen? Das spannende Fußballmatch ist Teil einer besonderen Sportstunde.

Dass die Schüler zwanglos mit neun jungen Lea-Bewohnern Fußball spielen, ist einer guten Idee von Harald Menzel zu verdanken. Als die Landeserstaufnahmestelle in Meßstetten vor fast genau einem Jahr ihre Arbeit aufnahm, überlegte der Sportlehrer, wie mühelos gerade der Sport junge Menschen zusammenbringt – und zwar auf Augenhöhe. Warum also kein gemeinsames Angebot zwischen Lea und Gymnasium starten? Seit diesem Schuljahr besuchen einige Lea-Bewohner donnerstags nun die aktuelle Fußballeinheit der Jungen aus Klasse elf mit Pflichtfach Sport.

Wie klappt die Verständigung? "Vollkommen problemlos", betont Harald Menzel lächelnd, "weil eben jeder die Regeln kennt." Man wisse ohne große Erklärungen, wann beim Fußball ein Foul gepfiffen werde oder wann ein Eckball fällig sei. Ansonsten werde auf Englisch kommuniziert. Johannes Herre, im Frühsommer selbst noch Abiturient am Meßstetter Gymnasium, absolviert ein Freiwilliges Soziales Jahr bei Streetworker Axel Leukhardt. Erfahrungsgemäß seien es junge Männer im Alter zwischen 17 und 20 Jahren, die den Weg in die Heuberghalle fänden, erzählt Herre. Der junge Mann wirbt im Übrigen aktiv für das Sportangebot – und das mit Erfolg. Heute ist als Schiedsrichter Alfred Sauter, ehrenamtlicher Helfer in der Lea und Meßstetter Fußball-Urgestein, dabei.

Obwohl es auf dem Spielfeld gut zur Sache geht, hat Sauter nicht wirklich viel zu tun: Alle spielen sehr fair, deutsche und englische Wortfetzen fliegen hin und her. Die Besucher aus der Lea, die zumeist aus Syrien stammen und offenbar erfahrene Kicker sind, haben augenscheinlich Spaß an der Abwechslung. Das beruht auf Meßstetter Seite durchaus auf Gegenseitigkeit – gelebte Völkerverständigung. Harald Menzel und Schülersprecher Vincent Schreiber, der ebenfalls mitkickt, stellen sich vor, das sportliche Angebot breiter aufzustellen – und künftig mehr auf weibliche Verstärkung zu setzen. Tor! 3:1 für die Gäste.

Die Partie ist für die Meßstetter Schüler wohl gelaufen. Doch ums Ergebnis, um Sieg oder Niederlage, geht es nicht. "Ich möchte meinen Schülern echte menschliche Begegnungen ermöglichen", sagt Harald Menzel, der die Partie von außen aufmerksam verfolgt. "Es ist immer besser, wenn sich junge Menschen selbst ein Bild machen und nicht nur auf das vertrauen, was gerade Stadtgespräch ist."