Im Garten Gethsemane wird Jesus verhaftet. Foto: Franke Foto: Schwarzwälder-Bote

Fast wie in Jerusalem – nur kälter: Meßstetter Orte werden zu Kreuzwegstationen

Von Peter Franke

Meßstetten. Es war eine Premiere mit Wirkung: Erstmals ist in Meßstetten der Kreuzweg szenisch nachgestellt worden – vor allem für Kinder und Jugendliche eine interessante Erfahrung.

Unschuldig wird da einer zum Tod verurteilt. Er muss das Urteil nicht nur ertragen – es wird auch noch vollstreckt. Dabei hätte der Verurteilte alle Möglichkeiten gehabt, seinem Tod zu entgehen: Als Sohn Gottes hätte er nur ein Wort sagen müssen, und alles wäre vorbei gewesen.

Das ist bisweilen auch für gestandene Bürger nur schwer fassbar. Kinder können mit dieser Ungeheuerlichkeit oft unbefangener umgehen als Erwachsene, besonders, wenn sie im Spiel nacherleben dürfen, was da geschah, warum Gott schwieg und warum es so wichtig für alle Menschen war, dass Jesus für sie starb. Deshalb wurde nun in Meßstetten erstmals von evangelischer Seite aus ein Kreuzweg initiiert, an dem einige Stationen des Leidensweges Jesu szenisch nachgestellt wurden.

Bei leichtem Schneetreiben begann die nachgespielte Geschichte am Wasserturm. An der ersten Station spielten die Teilnehmer Jesu Einzug in Jerusalem nach: Aus einem Helferkreis der Kirchengemeinde und Mitarbeitern des Evangelischen Jugendwerks hatte sich eine temporäre Schauspielgruppe gebildet. In dem Mitmachtheater wirkten die Jüngeren als Statisten, wedelten fleißig mit "Palmblättern" und riefen "Hosianna".

Danach waren alle in den Kirchsaal der katholischen Gemeinde eingeladen, um das "Abendmahl" zu erleben. Diese Station dort zu spielen, sollte gleichzeitig als Geste gegenüber den Mitchristen in der Stadt gelten. Bedauerlicherweise sei es nämlich nicht möglich gewesen, in der Kürze der Zeit zwischen Idee und Realisierung den Kreuzweg gemeinsam als ökumenische Aktion zu gestalten, sagen die Veranstalter.

Zum Garten Gethsemane wurde die Wagnershalde. Nach den traurigen Szenen dort bot der großzügig gepflasterte Rathausplatz eine gute Kulisse für die Verurteilung Jesu zum Tode. Eigentlich sollte es nun in die Aussegnungshalle gehen, doch wegen des Wetters marschierte die etwa 50 Leute starke Truppe direkt in die Lamprechtskirche, wo symbolisch das Urteil vollstreckt wurde.

Dass es bei diesem tragischen Ende nicht bleiben durfte, konnten die Kinder zuletzt bei der angedeuteten Auferstehung erahnen. Die lange Wanderung mit ihren vielen neuen Eindrücken fand dann ihr Ende bei Gebäck und warmen Getränken im Gemeindehaus der evangelischen Gemeinde, wo Pfarrer Rüdiger Schard allen Helfern dankte.

Eifriges Geschnatter unter den Kindern verriet, dass zumindest bei ihnen die Freude am Leben deutlich schwerer wiegt, als das Martyrium vom Leiden und Sterben Jesu Christi.