Viel erlebt hat Engelbert Horn, der heute 90 wird. Foto: Lissy Foto: Schwarzwälder-Bote

Unterdigisheimer Engelbert Horn wird heute 90 Jahre alt / Auf dem Schulweg ist er zum Skifahrer geworden

Meßstetten-Unterdigisheim (wl). Auf gute, arbeitsreiche und erfolgreiche Jahre, aber auch schmerzliche Erlebnisse blickt Engelbert Horn an seinem heutigen 90. Geburtstag zurück.

Der Jubilar ist auf dem "Wolfenhof" zwischen Unterdigisheim und Hartheim geboren, war der Älteste unter zwei weiteren Brüdern und einer Schwester, musste den weiten Weg zur Schule noch zu Fuß gehen und fuhr deshalb im Winter mit Skiern, worauf Mitschüler, die keine hatten, ganz schön neidisch waren.

Nach der Schulzeit ging es in eine Textilfirma am Ort, wo Horn bis zu seiner Einberufung zum Arbeitsdienst 1943 an Rundstrickmaschinen arbeitete. Beim Einsatz als Kradmelder an der Front in Frankreich traf ihn ein Granatsplitter in den Rücken, und so kam er über Berlin-Tempelhof verwundet mit einem Lazarettzug nach Tübingen.

Der Heimataufenthalt danach währte nicht lange, denn als die Franzosen kamen, mussten sich die Soldaten in Nusplingen melden und kamen über Tuttlingen nach Kehl ins Elsass in Gefangenschaft. Wer sich nicht freiwillig meldete, sei sofort erschossen worden, erinnert sich Horn. Bei den Bauern im Elsass zu arbeiten war für ihn eine willkommene Abwechslung, und gerne half er bei der Heuernte mit. Noch heute erinnert er sich an das gute Einvernehmen mit den Bauern.

Die Rückenverletzung heilte nur schlecht, und so kam Horn 1948 wieder ins Lager zum Arbeitsdienst, wo er in einer Tonrohrfabrik bei Hagenau arbeiten musste. Erst im März 1949 durfte er auf den Wolfenhof zurückkehren und arbeitete sofort wieder in der Textilfirma. Zwischenzeitlich ging es auf Brautschau, und er machte Paula Steidle den Hof, die er 1952 heiratete. Schon ein Jahr zuvor hatte er ein eigenes Haus gebaut, in dem 1954 die Söhne Herbert und 1957 Harald zur Welt kamen.

Engelbert Horn arbeitete dann von 1955 bis 1986 bei der Balinger Firma Bizerba, ging gerne mit der Familie auf Reisen – über viele Jahre verbrachte sie ihren Urlaub in Südtirol – und schwärmt heute noch davon. So wird ihm in der kommenden Woche einer seiner größten Wünsche, nochmals einige Tage in Südtirol zu verbringen, erfüllt. Allerdings muss er diesen Aufenthalt ohne seine 2013 verstorbene Frau Paula verbringen.

Engelbert Horn liebt die Gesellschaft, und so war er 1954 Gründungsmitglied des Männergesangvereins und des Wandervereins, in denen er Ehrenmitglied ist. Gerne nahm er am Dorfleben teil und ging der Verwandtschaft bei Tapezier- und Malerarbeiten zur Hand. Nun genießt er seinen Lebensabend und freut sich sehr, wenn die zwei Enkelkinder und die zwei Urenkel ihn besuchen. Einige häusliche Arbeiten kann der waschechte Unterdigisheimer noch erledigen, ansonsten stehen ihm die Familie und einmal wöchentlich die Nachbarschaftshilfe zur Seite.

Heute werden zahlreiche Gratulanten erwartet, und der Gesangverein singt ein Geburtstagsständchen. Doch wird es keine große Feier geben. Denn der Jubilar und die Kinder freuen sich auf einen schönen Urlaub in Südtirol.