Auf dem Großen Heuberg erlebt ein Ortsvorsteher seine Entmachtungs-Premiere / Kanonenschüsse und knusprige Mäuse-Invasion

Von Werner Lissy

Meßstetten. Da stürmen die Hartamer Michele, die Notakratzer und die Tanzgarde das Hartheimer Rathaus, entmachten Ortsvorsteher Bodo Schüssler – und was macht er? Er bedankt sich auch noch dafür, indem er sich die Mühe macht, auf das Ganze zu reimen.

Es ist im Wortsinn ein Gedicht, wenn Bodo Schüssler den Schlüssel des Rathauses an den Vorsitzenden der Hartheimer Michele, Dietmar Ritter übergibt. Der war zuvor am gestrigen Schmotzigen Lob und Tadel über die Amtsführung des Ortsvorstehers losgeworden.

Im Beisein der Ortschaftsratsmitglieder ließ es Kanonier Viktor Kapla mit der historischen Kanone laut krachen, womit der närrische Endspurt bis zum Aschermittwoch begonnen hat. Gestärkt durch Imbiss und Umtrunk stürmten die Narren dann das Meßstetter Rathaus, wo Bürgermeister Lothar Mennig schon der Amtsenthebung harrte.

Ebenfalls gut gestärkt durch ein Frühstück im Bürgersaal des Rathauses stellten sich die Heinstetter Hau-Giebler, die Boscha-Hexa, die Gildemitglieder und die Musikanten des Musikvereins auf, um es zu stürmen und Ortsvorsteher Thomas Deufel zur Schlüsselübergabe zu zwingen. Zunftmeister Tobias Roth rief laut nach dem Deufel, der sich dann im Fenster des Sitzungssaales zeigte, sich aber zunächst zurückhaltend verhielt und die Musikanten aufforderte, das Heinstetter Narrenlied zu spielen.

Narren haben nicht viel tadelnde Worte, sondern loben sogar

Erst dann ließ sich der Ortsvorsteher erweichen und lud alle in den Sitzungssaal ein, wo Zunftmeister Tobias Roth auf das Tun und Wirken des neuen Ortsvorstehers in dessen noch junger Amtszeit einging. Grund für tadelnde Worte liegt da noch nicht vor, vielmehr fielen Lob und ermunternde sowie zur Vorsicht mahnende Bemerkungen. Deufel zahlte mit gleicher Münze zurück und dankte den Heinstetter Vereinen für die gute Dorfgemeinschaft und das rege Vereinsleben. Doch all das nützte nichts, schließlich musste er den Rathausschlüssel doch heraus rücken, den er – in überdimensionaler Form – an Roth übergab.

In Reimform verrieten die Boscha-Hexa manches Geheimnis aus dem Ortschafts- und Vereinsleben und ernteten viel Beifall. Dann zückten die Narren – schnipp-schnapp – blitzschnell eine Schere und schnitten dem Ortsvorsteher die Krawatte ab.

Zum Trost erhielt er ein Präsent und lud seinerseits – begleitet von schallenden Fasnetsliedern – zu Umtrunk und Imbiss ein.

Nachdem der Wurstwagen bei der Schule vorgefahren war und die Gildemitglieder Wecken mit Wurst an die Schüler verteilt hatten, machten sich Haugiebler, Boscha-Hexa, Gardemädchen und Musikanten auf den Weg, um die Schüler zu befreien, ehe sie im Kindergarten Wurst und Wecken verteilten und die Bank stürmten.

In tollen Faschingskostümen haben Kinder und Erzieherinnen vom Kindergarten in Unterdigisheim die Deichelmäus, die Brunnenmacher und die Musikanten des Musikvereins empfangen. Zunftmeisterin Ramona Pönisch stellte den Kindern die Narrenfiguren vor und begrüßte sie mit dem Narrenruf "Deichel-Mäus". Nachdem die Musikkapelle gespielt hatte, sangen die Kinder ein lustiges Lied und führten einen flotten Tanz auf, wofür sie leckere Laugenmäusle und Süßigkeiten bekamen.

Ein kleiner Umzug setzte sich danach in Richtung Festhalle und wieder zurück zum Kindergarten in Bewegung, wo auf alle ein Imbiss wartete, ehe die Kinder für die närrischen Tage von dem Kindergartenbesuch befreit wurden.