Berlin - Hauptsache gesund werden – dafür ist den Bundesbürgern zwar nicht jedes Mittel recht, aber eines immer noch: das Antibiotikum. Und nach wie vor wird es immer noch zu oft und ebenso falsch verschrieben: So verkündete erst Mitte Juni die Techniker Krankenkasse in ihrem aktuellen Gesundheitsreport, dass niedergelassene Ärzte allein im vergangenen Jahr 27 Prozent der erkältungsbedingt krankgeschriebenen Beschäftigten Antibiotika verordnet haben. 2008 waren es zwar mit 38 Prozent der Fall. Um die Zahlen noch weiter zu senken, hat sogar die EU inzwischen ein Ideenpapier vorgelegt, nach dem unter anderem die Verschreibungspraxis bei Antibiotika europaweit angeglichen werden soll. Doch die Gesundheitsexperten sind sich einig: Bis zu einem verantwortungsbewussten Umgang mit dem Mittel in der Medizin ist es noch ein langer Kampf.

Die Patienten müssen verantwortungsbewusster werden

An dem wollen sich inzwischen offensichtlich auch die Pharmaunternehmen beteiligen, die selbst Antibiotika herstellen: So hat der weltweit größte Medikamentenhersteller Pfizer in Berlin zu einem Forum geladen, bei dem Wissenschaftler, Ärzte und Experten aus der Pharmabranche darüber diskutierten, wie sich der Antibiotikaverbrauch und die falsche Anwendung verbessern ließe. Und sie kamen zu dem Schluss: Nicht nur die Ärzte müssen aufgeklärt werden, auch die Patienten müssen verantwortungsbewusster werden.

Zumindest zeigt das eine Studie, die Pfizer in Zusammenarbeit mit den Medizinern des Charité Berlins durchgeführt hat. In dieser wurden 2000 Bürger aus Berlin-Brandenburg nach ihrem Gesundheitswissen über Antibiotika befragt. Das Ergebnis: So richtig sattelfest sind diese im Umgang mit diesen Medikamenten nicht. Grund dafür sind viele Mythen und irrführende Annahmen, die am Ende zu einem unsicheren Umgang damit führen, so die Macher der Studie.

Viele glauben, Antibiotika beschleunigen die Heilung von Erkältungskrankheiten

So glaubt nach wie vor mehr als jeder Zweite, dass mit Antibiotika eine Verschlimmerung einer Erkältung verhindert werden kann. Und fast zwei Drittel der Befragten (69 Prozent) sind von der falschen Annahme überzeugt, dass man mit Antibiotika auch Virusinfektionen behandeln könne. Dabei helfen die Medikamente nur bei bakteriellen Infektionen.