Auch im Zollernalbkreis werden immer wieder Wohnungen angeboten, die es gar nicht gibt. Dafür kopieren die Betrüger Immobilienanzeigen aus dem Internet, geben diese als ihre eigenen aus und bieten sie zu viel zu günstigen Preisen an. (Symbolbild) Foto: Inna Dodor/Shutterstock

Immer wieder werden Häuser und Wohnungen in Immobilienportalen, sozialen Medien oder direkt per E-Mail angeboten, die es gar nicht gibt. Diese Betrugsmasche ist in den vergangenen Monaten auch im Zollernalbkreis vorgekommen. Die Polizei warnt vor solchen Tricks.

Zollernalbkreis - Eine traumhaft schöne 100 Quadratmeter große Drei-Zimmer-Neubauwohnung nahe der Innenstadt, aber in dennoch ruhiger Lage, möbliert und das für 550 Euro Warmmiete im Monat (inklusive Stellplatz!) - das klingt zu schön, um wahr zu sein. Und in den meisten Fällen ist es das auch.

"Bei solchen Angeboten sollte man schon hellhörig werden", rät Lilli Beck, Immobilienmaklerin und Verwaltungswirtin aus Balingen. Denn große, neuwertige Wohnungen in Top-Lage werden kaum für so wenig Geld angeboten. Oft stecken Betrüger hinter diesen Inseraten, die Immobiliensuchende um viel Geld bringen wollen. 

Fake-Wohnungen im Zollernalbkreis

In den vergangenen Monaten sind solche Fake-Wohnungen auch im Zollernalbkreis angeboten worden. "Ich dachte immer, solche Betrugsmaschen gibt's nur in Großstädten wie Frankfurt oder München", erzählt Lilli Beck. Bis sie von einem ihrer Kunden gefragt wurde, ob sie seine E-Mail-Adresse an Drittanbieter verkauft hätte. "Ich war geschockt. So etwas würde ich natürlich nie machen", sagt die Immobilienmaklerin. 

Der Kunde habe über ImmoScout24 bei ihr eine Wohnung angefragt und dann von einem Mann ein unglaubwürdiges Angebot erhalten. Daraufhin habe er sich bei ihr gemeldet und gefragt, ob sie die Wohnung kenne und ihr vorgeworfen, seine Daten verkauft zu haben. 

Kundin soll Geld überweisen, bevor sie die Wohnung besichtigen darf

Ähnlich lief es mit einer anderen Kundin: Sie habe ebenfalls über die Immobilienplattform Kontakt zu Beck aufgenommen und sei aus heiterem Himmel von einem Mann angeschrieben worden. Auch er habe ihr eine tolle Wohnung für wenig Geld angeboten und dabei Fragen zu ihrer Person gestellt. Die Kundin berichtete dem Betrüger im Anschluss per E-Mail, warum sie eine Wohnung suche. Daraufhin behauptete der Mann, dass er Tierarzt sei und kürzlich ein besseres Jobangebot in der Schweiz bekommen habe, weshalb er seine Wohnung vermieten müsse. Das mache er aber nur über Airbnb, weil das die größte Vermietungswebsite der Welt sei und Schutz für beide Parteien biete. 

Auf die Frage, ob die Kundin die Wohnung vorab besichtigen könne, antwortete ihr der Mann, dass er zuerst ein Inserat auf Airbnb einstelle und sie die Wohnung dort reservieren müsse, indem sie ihm einen Vorschuss auf die Miete sowie zwei Monatsmieten als Kaution überweise. Eine Besichtigung der Wohnung sei erst nach der Reservierung möglich, da er nicht in Deutschland sei. Natürlich bekomme sie ihr Geld zurück, wenn ihr die Wohnung bei der anschließenden Besichtigung nicht gefalle. Außerdem solle sie ihm eine Kopie ihres Ausweises zukommen lassen, wenn sie mit den Bedingungen einverstanden sei.

Mails werden abgefangen  

Die Kundin berichtete Beck anschließend von dem E-Mail-Verkehr mit dem Mann. Die Immobilienmaklerin war schockiert. "Zwischen den beiden Vorfällen lagen nur wenige Tage", berichtet sie. Deshalb habe sie sich sofort mit ImmoScout24 in Verbindung gesetzt, um herauszufinden, ob die Plattform die Daten der Kunden weitergibt oder ob ihr Konto möglicherweise gehackt wurde. 

ImmoScout24 versicherte Beck, dass die E-Mails an ihre Kunden nicht von ihrem Portal aus verschickt wurden. Es handle sich um Phishing Mails und sie hätten die Schließung der betrügerischen Website beauftragt. Die Betrugsmasche sei der Immobilienplattform bekannt. Sie arbeite mit Hochdruck daran, solche dubiosen Anzeigen zu verhindern. Außerdem verkaufen sie keine Kundendaten. Die Betrüger würden sich die Immobilien-Anzeigen kopieren und als ihre eigenen Inserate einstellen. Becks Konto sei auch nicht gehackt worden. 

Maklerin wird selbst von Betrüger angeschrieben

Die Immobilienmaklerin ist schockiert darüber, dass die E-Mails einfach abgefangen werden können. Einige Wochen nach diesen Vorfällen passierte jedoch das Unfassbare: Beck erstellte über ein Maklerportal ein neues Inserat. Um zu sehen, wie es ihren Kunden angezeigt wird, schickte sie es sich anschließend selbst per Mail zu. Was sie dann bekam, konnte sie kaum fassen: Sie wurde von einem Mann angeschrieben, der die Wohnung, die sie zuvor inseriert hatte, als seine ausgab und ihr ein Angebot machen wollte. "Ich bin selbst abgefischt worden", erklärt Beck. Daraufhin beschloss die Maklerin, andere Menschen zu warnen und postete in den sozialen Medien, dass es solche Betrugsmaschen auch im Raum Balingen gibt.

Polizei warnt vor Betrugsmasche 

Auch die Polizei warnt Immobiliensuchende vor dieser Betrugsmasche. Der Ablauf sei eigentlich immer gleich, meint Martin Raff, Pressesprecher des Polizeipräsidiums Reutlingen. Man bekomme ein günstiges Angebot und werde gebeten, vorab Geld zu überweisen. "Man sollte niemals Geld für eine Wohnung überweisen, die man noch nicht gesehen hat", rät Raff. Außerdem sei es üblich, den Vermieter vorab kennenzulernen, weil dieser in der Regel ein Interesse daran hätte zu wissen, wer in seine Wohnung einziehen möchte. Oft werden die Immobiliensuchenden außerdem von den Betrügern darum gebeten, das Geld auf ein ausländisches Bankkonto zu überweisen. Auch das könne ein Hinweis auf die Masche sein. 

Im Zollernalbkreis seien im Jahr 2022 nur wenige Fälle dieser Betrugsmasche angezeigt worden: "Die Zahlen liegen noch im einstelligen Bereich", berichtet Raff. Viele Menschen zeigen solche Vorfälle jedoch nicht an, wenn sie nicht zu Schaden gekommen sind. Auch Lilli Beck hat das bislang nicht getan. "Wir können allen Betroffenen nur raten, solche Vorfälle zu melden. Nur dann können wir Schwerpunkte erkennen, neue Betrugsmaschen herausfiltern und die Menschen davor warnen", erklärt der Polizeisprecher. 

Weitere Informationen:

Auf der Internetseite der Verbraucherzentrale wird über die Betrugsmasche informiert. Außerdem gibt es dort Tipps, wie Fake-Anzeigen erkannt werden können und wie sich Betroffene verhalten sollten, wenn sie Opfer der Mache geworden sind.