Ludwigsburg - Die Stadt Ludwigsburg zieht die Notbremse: Nicht mal ein Jahr nach der Eröffnung nimmt die Stadt den Betrieb ihrer Arena selbst in die Hand. Durch die katastrophal schwache Auslastung in der Startphase und die Entlassungswelle im gescheiterten Management gibt's das Sorgenkind zum symbolischen Preis von einem Euro.

Im Oktober 2009, bei der mit einem bombastischen Doppelkonzert der Rockband Scorpions und der Schlossfestspiele gefeierten Eröffnung der neuen Arena Ludwigsburg, hätte sich Konrad Seigfried wohl nicht träumen lassen, dass er nicht mal ein Jahr später als Geschäftsführer des Prestigeprojekts bestellt werden könnte. Doch genau diesen Zusatz-Job sieht der aus der Not geborene Rathaus-Plan zur Übernahme der Arena für den als Sozialbürgermeister eigentlich gut ausgelasteten Seigfried vor. Ursprünglich hatte die Stadt sogar nur einen Sachbearbeiter aus dem Liegenschaftsamt als neuen Hallenchef vorgeschlagen - erst in letzter Minute bekamen die Stadträte leichte Zweifel, ob ein bisher für den Grundstücksverkehr von Oßweil bis Grünbühl zuständiger Mann die richtige Außenwirkung für den Posten hat.

Den noch wichtigeren Job als Geschäftsführer der für den Hallenbetrieb verantwortlichen Tochtergesellschaft sollen sich die bisher für die Vermarktung des Forum am Schlosspark zuständige Petra Roser und Uwe Greipel-Dominik vom Fachbereich Kultur teilen. Als Ausgleich für den Mehraufwand erhalten sie einen eher spärlichen Gehaltsbonus von 400 Euro monatlich. Kurz: Das Arena-Management wird künftig quasi nebenher erledigt werden - interne Kräfte sollen eine Aufgabe stemmen, die gut bezahlte Marketing-Profis überfordert hat.

Zu der Billig-Lösung mit dem Rathauspersonal, am Mittwoch im Ludwigsburger Gemeinderat mit großer Mehrheit abgesegnet, gibt es kaum ernsthafte Alternativen. Soll die für Millionenbeträge aus dem Boden gestampfte Großhalle - allein die Arena hat 21 Millionen Euro gekostet, das Gesamtprojekt mit Tiefgaragen und Hotel erreicht gut die doppelte Größenordnung - nicht als Investitionsruine brach liegen, muss sich die Stadt zumindest vorerst um den Betrieb kümmern. Ein privater Investor ist bisher nicht in Sicht, eine Insolvenz würde massive Imageverluste bedeuten.

Die einst als kluger Schachzug geltende Idee, den Bau mit dem Betrieb zu koppeln, darf inzwischen als gescheitert gelten. Die mit der Errichtung beauftragte Baufirma BAM Deutschland hatte sich vertraglich verpflichtet, die Großhalle auch mit Leben zu füllen. Doch in den ersten Monaten nach der Eröffnung fand in der für Spitzensport und Popkonzerte konzipierten Arena kaum eine Veranstaltung statt. Weil zudem nur drei der elf Firmenlogen vermietet werden konnten und ohne den Verkauf der Namensrechte an der Arena jährlich 150.000 Euro in der Kalkulation fehlten, geriet die Tochterfirma schnell in eine finanzielle Schieflage. "Die Vermarktung begann, als uns die Finanzkrise erreicht hat", umreißt Stadtkämmerer Ulrich Kiedaisch das Dilemma.

Logische Folge der Flaute war ein Aderlass im Arena-Management: Im Mai erhielten alle fünf Mitarbeiter die Kündigung, auch ein zusätzlich als Ansprechpartner vor Ort abgestellter Angestellter der Vermarktungsagentur SEM musste sich unerwartet schnell einen neuen Job suchen.

Um wenigstens die Betriebskosten nicht aus dem Ruder laufen zu lassen, wurde bei einem Krisengespräch im Rathaus vereinbart, bei Technik und Personal stärker mit dem Forum am Schlosspark zu kooperieren - ein Sparmodell übrigens, das OB Werner Spec schon vor dem Arena-Start empfohlen haben will. Aus diesem Schulterschluss ist nun die Komplettübernahme geworden. Die BAM und die ebenfalls mit zehn Prozent beteiligte SEM waren nach dem Vermarktungs-Desaster heilfroh, ihre Anteile zum symbolischen Preis von einem Euro an die Stadt abzugeben - um sich elegant aus der Affäre zu ziehen, verzichten die früheren Vermarkter auf mehr als vier Millionen Euro und haben sogar die finanziellen Altlasten aus der Startphase gerne getilgt.

Die Stadt Ludwigsburg rechnet damit, dass sie für Betrieb und Erhaltung der Arena statt 300.000 etwa 450.000 Euro zuschießen muss - Kämmerer Kiedaisch hofft, dass der Verkauf der Namensrechte einen Teil des Defizits wieder einspielt. Beim Einkauf von Veranstaltungen für die Arena will das Rathaus zumindest in der Startphase auch auf externe Kräfte bauen, bei der Vermarktung von Business-Seats und Logen sollen die Basketballer eingebunden werden. Der Vertrag mit der SEM hingegen wird laut Rathaus-Plan "nicht fortgesetzt".