Auf dem Gedenkstein stehen die Namen der Wäldener, die bei dem Gefecht ums Leben gekommen waren. Foto: Archiv Foto: Schwarzwälder-Bote

Französischer Zwangsarbeiter rettet Einwohnern das Leben / Sieben Zivilisten sterben / Gedenkstein auf Friedhof

Loßburg-Wälde. Kurz vor seinem Ende erreichten die Zerstörungen des Zweiten Weltkriegs auch das 400-Einwohner-Dorf Wälde. Am 19. April 1945 kam es dort zu einem Gefecht.

Was dabei genau vorgefallen war, hat Andrea Vogt versucht zu rekonstruieren. Hier ihr Ergebnis:

Eigentlich wollten die französischen Truppen von Freudenstadt nach Sulz und Oberndorf marschieren. Doch sie mussten durch das kleine Dorf im Haimbachtal. Bei dem Gefecht starben auch Zivilisten.

Fanatische Mitglieder des Volkssturms und sogenannte Werwölfe hatten sich in dem Dorf verschanzt. Die Zufahrtsstraße nach Wälde verbarrikadierten sie mit gefällten Bäumen. Die Franzosen wichen auf den schmalen Waldweg zwischen Sterneck und Wälde aus. Dabei rutschte ein Panzer im abschüssigen Gelände ab.

Esther Schaible hat die Ankunft der Franzosen selbst gesehen: "Wir hörten und sahen vormittags die Panzer den Sägeweg heraufkommen. Sie schossen zunächst warnend in die Luft." Die Werwölfe eröffneten das Feuer.

Die Menschen suchten Schutz in Kellern, Gräben und Waldstücken. Während sie flohen, wurden Andreas Reich und seine schwangere Tochter tödlich getroffen. Da die Werwölfe vom Hohen Rain aus, vielleicht auch aus Häusern schossen, erwiderten die Franzosen das Feuer auf alles, was sich bewegte.

Eine Mutter verließ den Keller, wollte in der Küche schnell etwas holen, wurde getroffen und starb. Besonders heftig traf es die Familie Link: Der Vater war Soldat, die Mutter mit ihren fünf Kindern im Keller. Die Häuser drum herum brannten.

Traute, eines der fünf Kinder, erzählt: "Als die schlimmsten Gefechte vorüber waren, holte uns ein französischer Soldat aus dem Keller. Er meinte, uns würde nichts geschehen. Er habe auch Frau und Kinder zuhause. Als wir mit dem Soldaten vor dem Haus standen, wurden wir von Werwölfen beschossen." Ihre Mutter und ein Kind starben, drei Kinder, darunter Traute, wurden verletzt. Französische Sanitäter brachten sie ins Krankenhaus nach Freudenstadt.

Dass nicht noch mehr Menschen umkamen, ist einem umsichtigen französischen Zwangsarbeiter, Josef genannt, zu verdanken. Er verließ mit weißer Fahne ein brennendes Bauernhaus und rettete so die Menschen, die mit ihm im Keller gesessen hatten. Sie warteten im Schutz der französischen Panzer das Ende der Gefechte ab. Später wurde Josef verwundet.

Bei der Durchsuchung der Häuser nach versteckten Kämpfern wurde geplündert. Die Wäldener Bürger mussten Reparationen in Form von Hausrat bezahlen. Die Franzosen nahmen zwölf Geiseln. Beim Abtransport der Geiseln nach Frankreich flohen Georg Graf und Otto Reich. Eine Geisel starb in Frankreich, die anderen kehrten nach vier Monaten zurück.

Sieben Zivilisten starben an diesem Tag, etliche wurden verwundet. Wahrscheinlich starben auch fünf französische Soldaten. Sieben Häuser, auch das Rathaus, brannten nieder. Um wen es sich bei den Werwölfen handelte, ist unklar. Einer versuchte, einen Handwagen zu stehlen, um unerkannt als Zivilist zu entkommen. Ein anderer verließ als Bauer getarnt das Dorf mit einer Kuh.

Der 15-jährige Otto Karl Berg aus Nürtingen hatte auf der Seite der Werwölfe gekämpft. Als er in ein nahes Wäldchen floh, traf ihn eine Kugel in den Bauch. Er lag schreiend am Abhang, doch während des Gefechts traute sich keiner, ihm zu helfen.

Er wurde zusammen mit den Zivilisten bestattet, sein Name steht auch auf dem Gedenkstein auf dem Friedhof.