Eindrucksvolle Bilder und einfühlsame Beobachtungen: Der Film "Carmina – es lebe der Unterschied" widmet sich dem Thema Inklusion am Beispiel eines gemeinsamen Tanzprojekts behinderter und nicht behinderter Menschen. Foto: Veranstalter Foto: Schwarzwälder-Bote

Filmpremiere des Inklusionsprojekts "Carmina - es lebe der Unterschied" zeigt Achterbahnfahrt der Gefühle

Von Petra Haubold

Loßburg. Über 100 Besucher begleiteten den Start der Kinotour des Films "Carmina – es lebe der Unterschied" im Kinzighaus in Loßburg. Er dokumentiert ein inklusives Tanzprojekt vom Sommer 2013 mit eindrucksvollen Bildern und Berichten.

Filmkünstler Sebastian Heinzel begleitet bei diesem Projekt 150 behinderte und nicht-behinderte Menschen bei der Erarbeitung einer Choreografie zu Carl Orffs "Carmina Burana". Neben dem Regisseur diskutierten im Anschluss Projektleiter Philipp Einhäuser und Tänzerin Annika Hartwig mit den Gästen über das Thema Inklusion und gaben Einblick in die Entstehung des Projektes.

Der gut 80-minütige Film nimmt das Publikum mit auf eine Achterbahn der Gefühle und lässt die Zuschauer hautnah an den Proben der Akteure teilnehmen, die unter der Leitung des Choreografen Wolfgang Stange eine Performance zu Orffs Hauptwerk auf die Beine stellten. Die Dokumentation zeigt eindrucksvoll behinderte und nicht behinderte Menschen bei den dreiwöchigen Proben im Sommer 2013. Beteiligt waren Schüler der Albertville Realschule Winnenden und der Janusz-Korczak-Förderschule Welzheim sowie behinderte Menschen der Christopherus Lebens- und Arbeitsgemeinschaft Welzheim und einige Tänzer der Londoner Amici Dance Theatre Company.

Der Film berührt durch einfühlsame Beobachtungen und eine große Nähe zu den Darstellern, deren Hoffnungen, Konflikte und Ängsten. Mit den jugendlichen Protagonisten Lukas, Ali und Thomas wird eine individuelle Entwicklung belegt, die am Ende in der viel umjubelten Open-Air-Aufführung ihren Höhepunkt findet.

Spannend sind dabei immer wieder die krisenhaften Momente – beispielsweise als einige junge Tanzworkshop-Teilnehmer schon fast aufgeben wollen, weil das Tanzen "unmännlich" sei oder aus "Furcht vor Menschen mit Behinderung". Die Zuschauer erleben die Wandlung der Schüler aus einigen im Film eingespielten Aussagen und sie bekommen berührende Einblicke in das Sozialgefüge. "Die gucken einen so komisch an", sagt ein Mädchen in der ersten Probenwoche. "Eigentlich sind die nicht viel anders, die haben halt ab und zu ihre Minuten", fasst der damals 15- jährige Ali seine Gedanken in Worte. "Ein bisschen komisch ist es schon, doch manchmal macht es auch Spaß", so das Fazit einer Teenagerin.

Im Verlauf der Proben mussten die Filmemacher auch Rückmeldungen von besorgten Eltern, deren Kinder abends müde nach Hause kamen, verkraften. Die Idee hinter dem Film sei es, Menschen mit besonderem Körpergefühl und Menschen mit Behinderung zusammen zu bringen. Es war eine gewaltige Aufgabe, so eine Performance in nur drei Wochen auf die Beine zu stellen, erklärte der Choreograf. Die Realschüler hätten vor den Proben größtenteils noch nie Begegnungen mit Menschen mit Handicap gehabt. Dass in dem Film nicht nur der gängige Blick des "Gesunden" auf den "Gehandicapten" gezeigt wird, sondern sich aus der Mitte der Teilnehmer heraus zwei zusätzliche gemischte Filmteams bildeten, sorgte bei den Zuschauern immer wieder für Staunen. "Plötzlich sehen die Jugendlichen, dass sie mit netten, warmherzigen und liebenswerten Person zusammen sind", so die Aussage von Probeleiter Wolfgang Stange, die bei manchen Zuschauern Betroffenheit auslöste.

Viel Beifall gab es am Ende, als alle Akteure gemeinsam mit Orchester und Chor eine spannende Bühnenvorstellung boten. Regisseur Sebastian Heinzel freute sich über die viel beachtete "Schwarzwaldpremiere".

Als weiteres Projekt sollen die Lebensträume der Darsteller vorgestellt werden, so Heinzel, der auch Fragen zur Auswahl der Darsteller und zur Entstehung des Films beantwortete. Stärken durften sich die Gäste der Premiere an einem liebevoll zubereiteten Buffet. Der Film wird am 27. März im Subiaco-Kino und am 28. März im Kloster in Alpirsbach jeweils ab 20 Uhr wiederholt.