Auf dem Bauernhof der Familie Marohn (von links): Karl-Friedrich Günther, Geschäftsführer des Kreisbauernverbands Freudenstadt, der Loßburger Bürgermeister Christoph Enderle und Hofbesitzer Martin Marohn. Foto: Wiegert Foto: Schwarzwälder-Bote

Loßburg unterstützt Halter von Raufutterfressern

Als Retter in der Finanznot ist der Förderbetrag nicht geeignet, aber auch gar nicht gedacht: Mit der Unterstützung der Halter von Raufutterfressern will die Gemeinde Loßburg vor allem ein klares Signal für die Bauern in der Gesamtgemeinde setzen.

Loßburg-24-Höfe. Seit Anfang des Jahres bekommen die Halter von sogenannten Raufutterfressern – Rinder, Kühe, Ziegen, Pferde und Schafe, aber auch Lamas und Kamele – auf Antrag eine Unterstützung von 20 Euro pro Hektar bewirtschaftetem Grünland und Jahr. Ausgewiesen hat der Loßburger Gemeinderat dies in einem im September gefassten Beschluss als "Aufwandsentschädigung für touristische Sonderleistungen", sprich für die Offenhaltung der Landschaft. Damit umgeht die Gemeinde den möglichen Verdacht auf Doppel-Subvention im Hinblick auf EU-Mittel, wie Bürgermeister Christoph Enderle bei der Vorstellung des Förderprogramms auf dem Hof der Familie Marohn in 24-Höfe sagte.

Die symbolische Wertschätzung und die Signalwirkung, die auf andere Gemeinden im Kreis Freudenstadt ausgehen soll, sind ohnehin größer als der finanzielle Effekt des Programms, wie auch Hofbesitzer Martin Marohn und Karl-Friedrich Günther, Geschäftsführer des Kreisbauernverbands Freudenstadt, betonten. Insgesamt dürfte sich der Förderbetrag auf 20 000 bis 25 000 Euro pro Jahr belaufen, schätzt die Loßburger Gemeindeverwaltung.

Pro Landwirt gibt’s die Unterstützung höchstens für eine Fläche von 100 Hektar. In Frage kommen für das Programm etwa 2450 Hektar Fläche in der Gesamtgemeinde. Insgesamt werden in Loßburg rund 3100 Hektar Fläche landwirtschaftlich genutzt.

Als Voraussetzung für die freiwillige Leistung der Gemeinde hat der Gemeinderat festgelegt, das die Finanzierungsmöglichkeit im jeweiligen Haushaltsjahr gegeben ist. Eine ähnliche kommunale Förderung gibt’s im Kreis Freudenstadt lediglich noch in Baiersbronn.

Für die Bauern sei die Unterstützung "nur ein Tropfen auf dem heißen Stein", wie Bürgermeister Enderle einräumt, aber doch eine Wertschätzung. Denn gerade die Landwirte, die Raufutterfresser halten, seien für die Offenhaltung der Landschaft und das Mähen von Brachen wichtig. Die Betreiber von Silogasanlagen und Nebenerwerbslandwirte ohne Viehhaltung werden mit dem kommunalen Programm nicht unterstützt. Allen Bauern in Loßburg kommt laut Enderle jedoch zugute, dass die Gemeinde ein weit verzweigtes Wegenetz zur Erschließung der Felder und Wälder unterhält.

Die Initiative für die Förderung ging vom Kreisbauernverband Freudenstadt aus, wie dessen Geschäftsführer Günther betont. Es sei gelungen, Bürgermeister Enderle und den Gemeinderat von der Notwendigkeit einer Unterstützung der Loßburger Landwirte zu überzeugen.

In Zeiten von Niedrigpreisen für landwirtschaftliche Erzeugnisse, vor allem Milchprodukte, falle es den Bauern zunehmend schwerer, ein ausreichendes Einkommen zu erwirtschaften. In der Landwirtschaft in Loßburg spielt laut Günther die Rinderhaltung und speziell die Milchviehhaltung die wichtigste Rolle. In der Gesamtgemeinde gab es 2015 noch 32 Milchviehbetriebe mit insgesamt 1094 Kühen, durchschnittlich also 34 Kühe je Betrieb. Auch in Loßburg müsse festgestellt werden, dass einzelne Milchviehbetriebe aufhören.

Selbst wenn der Milchpreis wieder steigt, ist die Situation der Milchbauern alles andere als rosig, betont Martin Marohn. Er ist auch Ortsobmann des Kreisbauernverbands in 24-Höfe. Beim Milchpreis gelte zwar die Devise "Der freie Markt wird’s regeln." Wenn aber vier große Molkereien in Deutschland rund zwei Drittel der hier produzierten Milch abnehmen, habe das nichts mehr mit freiem Markt zu tun. Schwer zu schaffen machen den Bauern auch immer strengere Tierschutzauflagen, wie der Landwirt betont. Marohn hält auf seinem Hof 200 Stück Vieh, davon 90 Kühe. Er begrüßt das Förderprogramm der Gemeinde, auch wenn der Betrag im Hinblick auf die Zahlen, mit denen Marohn rechnen muss, kaum ins Gewicht fällt.

Günther zieht eine knappe Bilanz: "2016 war ein beschissenes Jahr für die Landwirtschaft." Aber dass werde nicht so bleiben: "Gute Betriebe überleben", meint der Agrar-Funktionär. Die Milchquote, also die Mengenbegrenzung für den Einzelbetrieb, wurde abgeschafft. Nun, so Günther, müsse sich die Milchbranche im Zusammenspiel der Marktpartner – Milcherzeuger und Molkereien – neu finden. "Ich hoffe auf höhere Milchpreise", sagt er, "und sie sind in Sicht." Diesen Optimismus teilt Martin Marohn nicht.