Vollen Sound mit ganz eigenem Stil boten die Sechs von "Blues Blasters" bei der Blues-Night im Kinzighaus. Fotos: Morlok Foto: Schwarzwälder-Bote

Blues-Night: Mal übermütig, mal depressiver Oldie / "Dust & Diesel Bluesband" macht den Anfang

Der Blues lebt – und bei der "Blues Night" in Loßburg schaute er in mehreren Gestalten vorbei.

Loßburg. Er kam als übermütiger Jungspund, als depressiver Oldie, als Mann von der Straße, aber auch als Geschichtenerzähler oder als der Typ, der immer, wenn er aufwacht, bemerkt, dass die Frau mal wieder abgehauen ist und, was noch schlimmer ist, die Schnapsflasche bis zum letzten Rest leer ist, ins Kinzighaus. Mitgebracht hatten den Blues vier Bands, die ihn alle seine vielen Ausprägungen so richtig ausleben ließen – bis weit nach Mitternacht.

Eröffnet wurde das kleine Festival, das die Musiker in Eigenregie auf die Beine stellten, von der "Dust & Diesel Bluesband" aus Leinfelden-Echterdingen und gleich ihr erster Titel "Mel", ein Instrumentalstück, löste Begeisterungsstürme aus. Gitarrist Sebastian Paulus spielte den ersten Riff mit einer solchen Meisterschaft, dass allein dies schon den ganzen Eintrittspreis wert war.

Paulus, der seine Band als "Konvolut alter Männer, die sich mit zwei jungen Damen aufgehübscht haben" beschrieb, führt das Vermächtnis des 2016 verstorbenen Bandgründers Friedemann Bornträger weiter, denn gespielt werden fast nur eigene Stücke, die vom harten Leben auf den Landstraße und den Highways der USA erzählen.

Mal treibend, mal ruhig tragend

Die zwei anderen "alten Männer" sind der Schlagzeuger Dieter Fuchs, der sich hinter seinem Drumset wie ein Wirbelwind bewegte und der fantastische Organist Helmut Nothum, der mit seiner original Hammond-B3-Organ einen Soundteppich der Extraklasse legte. Mal treibend, mal ruhig tragend standen seine Klangbilder im Raum und selbst ein Laie hörte, dass hier ein Großer seiner Zunft am Werk war. Julia Reinicke, die Lady am Bass, arbeitete exakt zusammen mit Fuchs in der Groove-Abteilung, dass sie in jeder anderen Band eigentlich der Star wäre. Bei "Dust & Diesel" stellte sie ihr großes Können jedoch – dem guten Ton verpflichtet – im Hintergrund zur Verfügung.

Die zweite Lady in der Band ist die italienische Sängerin Katja Boccia. Vom Timbre und Stimmfarbe her erinnerte sie an eine gutdisponierte Marla Glen, von ihrer Kraft her an den jungen Joe Cocker und die Intensität, mit der sie die Stücke lebte, kam tief aus ihrem Innern.

Hardy John, Bandleader von "John and Blues Friends", dem Headliner des Abends, nutzte die Gelegenheit, um mit einer Einlage per Blues-Harp ganz dicht an Signora Boccia ranzukommen. "Die Mundharmonika ist nur erfunden worden, damit man mit der Auserwählten an einer Mikrofonstange lutschen kann", war der lockere Kommentar von Sebastian Paulus dazu.

Die Geschichte des Blues wurde dann von "Blues Blaster Seven" musikalisch weitererzählt. Die Band, die derzeit nur aus sechs Musikern besteht – ein zweiter Saxofonist wird dringend gesucht – nimmt bekannte Songs, zerlegt sie in ihre Einzelteile und baut sie in ihrem eigenen Stil wieder zusammen. Was dabei herauskam, war so mitreißend, dass es kaum einen der vielen Zuschauer auf dem Platz hielt. "Wenn du den Blues spielst, dann musst du das in den Eiern spüren" formulierte einer der Musiker das Gefühl, wenn man live unterwegs ist, recht drastisch.

Breitgetretene Wege nicht beschritten

"Souled Out", die Band um Rockshouter Ralf "Ralfinger" Lutz produziert "Musik für Erwachsene." Seit 2005 sind die fünf in Sachen Rock, Blues und Soul unterwegs und präsentieren ein abwechslungsreiches Programm, bei dem sie die breitgetretenen Wege des musikalischen Mainstreams noch nicht einmal ansatzweise betreten. Als letzte Band des Abends gingen die Loßburger Lokalmatadore "John and Blues-Friends" an den Start. Die Gastgeber und diesjährigen Festivalorganisatoren um Hartmut "Hardy" John, starteten einen weiteren Großangriff auf die Grundfesten des Kinzighauses.

Fazit: Geniale Musik, gespielt von vier wunderbaren Bands.