Schwarzafrikaner ergaunern mehr als eine halbe Million Euro / Opfer rächen sich brutal

Von George Stavrakis

Stuttgart. Es gibt Betrugsmaschen, die man sich nicht ausdenken kann. Und würde man es tun, sie würden als dümmlich oder viel zu abstrus abgetan. Man stelle sich folgendes Angebot vor: Ein Mann verspricht, eine bestimmte Summe an Bargeld zu verdreifachen. Durch Chemie, mit einer geheimen Tinktur. Einfach so.

Darauf sind vier Männer aus Kroatien hereingefallen. Weil sie, als sie den Betrug rochen, das Recht in die eigenen, ziemlich brutalen Hände genommen hatten, wurden sie vom Landgericht Stuttgart zu Gefängnisstrafen von zweieinhalb Jahren bis zu drei Jahren und neun Monaten verurteilt. Jetzt steht ein 46-Jähriger vor der 5. Strafkammer, dem Beihilfe zu besagter Selbstjustiz vorgeworfen wird.

Ein Mann aus Stuttgart hatte einem Kroaten im Februar 2012 die sogenannte Wash-Wash-Methode zur wundersamen Geldvermehrung vorgeschlagen.

Der Stuttgarter trat dabei als Vermittler einer schwarzafrikanischen Gruppe auf, bei der ein Mann namens Eddy das Sagen hatte. Der Kroate, Spross einer einflussreichen und offenbar gefürchteten kroatischen Familie, zeigte sich interessiert. Unter dem Vorwand, er wolle das Geld in ein Immobiliengeschäft in Stuttgart stecken, trieb er bei Bekannten in Kroatien sage und schreibe 565 000 Euro auf – in bar.

Aus Papierlappen werden Banknoten

Zuvor hatten ihm Eddy und Komplizen die magische Geldvermehrung bei einem Treffen im Schlossgarten vorgeführt. Eddy nahm Banknoten, packte sie mit zurechtgeschnittenen Papierlappen zusammen in eine schwarze Folie, nachdem er den Stapel mit der Wundertinktur beträufelt hatte. Wunder oh Wunder: Die Papierlappen hatten sich in Banknoten verwandelt. Ein genialer Taschenspielertrick, wohl eine Nummer zu gut für den Kroaten. Er händigte die 565 000 Euro zur chemischen Verdreifachung aus.

Bei einem solchen Betrag war natürlich etwas Wartezeit vonnöten. Als sich aber wochenlang nichts tat, bekam der Kroate Fracksausen. Er reiste am 13. Mai 2012 mit seinen Geldgebern aus Kroatien an und forderte von dem Vermittler in Stuttgart das Geld. Der Stuttgarter, sein Bruder und sein Vater fuhren mit den Kroaten in eine Gartenhütte nach Rohr, wo das Päckchen deponiert war. In dem Paket befanden sich – Überraschung – lediglich Papierstreifen. Und jetzt setzt das ein, weswegen die Männer und der jetzt angeklagte Nachzügler vor Gericht standen.

Die Männer drohten den drei Opfern den Tod an, stachen einem Opfer in den Oberschenkel und verletzten die anderen beiden mit einer Säge.

Kurze Zeit darauf wurden die Kroaten von der Polizei festgenommen, der 46-Jährige konnte jedoch in die kroatische Heimat fliehen. Jetzt will der Familienvater die Sache möglichst vom Tisch haben. Schließlich ist Kroatien inzwischen in der EU, eine Auslieferung drohte.

"Ich wurde gefragt, ob ich mit nach Stuttgart fahre. Ich musste es tun", sagt er. Mehr ist aus ihm nicht herauszubekommen. Es ist offensichtlich, dass er vor der einflussreichen kroatischen Familie Angst hat.

Die 5. Kammer verurteilt ihn schließlich wegen Beihilfe zur besonders schweren versuchten räuberischen Erpressung zu einem Jahr auf Bewährung. Der Grund: Er war nicht aktiv an den Quälereien der Stuttgarter Familie beteiligt. Der Vermittler ist strafrechtlich nicht zu belangen. Und Eddy? Er lacht sich ins Fäustchen. Denn er, seine Komplizen und das gesamte Geld sind spurlos verschwunden.