Kaum zu glauben, wie viele Löffinger im Mittelalter dem Hexenwahn zum Opfer fielen. Heimatforscher Harald Ketterer schlägt bei seinem Vortrag vor, für diese Opfer eine Gedenktafel zu errichten. Foto: Bächle Foto: Schwarzwälder-Bote

Historie: Heimatforscher Ketterer beleuchtet Hexenprozesse / Vortrag gut besucht

Löffingen. Eine unrühmliche Seite zeigte Löffingen in den Jahren 1635/1636. In diesem "Winter des Schreckens" wurden 33 Personen der Hexerei angeklagt und schließlich hingerichtet. Wie konnte es zu solchen Grausamkeiten kommen?, fragte Harald Ketterer, der sich wie sein bekannter Vater, Heimatforscher Emil Ketterer, mit Leib und Seele der Vergangenheit widmet.

Es war der Kampf der Kirche gegen die Ungläubigen und die unerklärlichen äußeren Einflüsse, welche zum Glauben an Hexen und Zauberer führte. Schließlich wurde der Glaube an Hexen sogar durch eine päpstliche Bulle abgesegnet. Im berühmt-berüchtigten Buch "Hexenhammer" von 1486 wurde dann genau das Verfahren gegen Hexen aufgeführt.

"Die Hexenprozesse in Löffingen hatten ihren Ursprung in den Prozessen gegen den verhassten Notar Tinctorius in Hüfingen", informierte Ketter bei einem gut besuchten Vortrag. Er und seine Frau wurden der Hexerei bezichtigt und schließlich hingerichtet. Im Zuge dieses Prozesses wurden unter der Folter zwei weitere Frauen aus Bräunlingen der Hexerei bezichtigt. Eine von ihnen beschuldigte die aus Löffingen stammende Barbara Schumpp der Hexerei. "Unter Folter gestand diese, dass sie als junge Frau vor 37 Jahren in Löffingen Hexerei betrieben habe. Sie sei auch zum Hexensabbat auf den Allenberg geflogen und habe dort Maria Kesser und Anna gesehen", so Ketterer. Pflichtgemäß wurden die Anschuldigungen nach Löffingen gemeldet und so begann sich das "Hexenrad" zu drehen.

Bereits am 8. Oktober 1635 begann das Verhör von zwei Frauen in Löffingen. Die Prozesse selber und die Hinrichtungen fanden in Blumberg als zuständige Fürstenbergische Obervogtei statt. Dort war der junge ehrgeizige Adolf Hammer von und zu Schrotzburg Vorsitzender des Gerichts. Im Lauf der Verhörs unter der Folter wurden immer mehr Personen beschuldigt, am Hexensabbat teilgenommen zu haben. "Schließlich kam es am 23. November 1635 zu fünf Hinrichtungen, am 4. Dezember zu zehn weiteren, am 22. Dezember wurden weitere elf Personen hingerichtet. Auch nach Neujahr ging es mit der Prozesswelle weiter, am 16. Januar 1636 erlitten fünf Männer und Frauen den Tod", so Ketterer. Erst mit der Hinrichtung des Stabhalters Matheis Glunk und seinem Knecht Barthle Benz aus Bachheim am 5. März 1636 endete schlagartig die Prozesslawine in Löffingen.

Mit dem Ende der Prozesse hörte das Drangsal der Angehörigen nicht auf. Sie mussten für die Haft und Hinrichtung noch bezahlen. Ihr Vieh wurde weggenommen und auch die wenige Barschaft. So war ihr weiteres Leben durch bitterste Armut geprägt.