Unadinger Kirchenchor blickt auf 275 Jahre zurück / Ortsverwaltung zahlt 1845 für Orgelschlagen und Gesang

Löffingen-Unadingen (gb). Feiertage wie Weihnachten oder Ostern sind für viele Bürger Tage der Entspannung und Erholung. Für die Mitglieder der Kirchenchöre heißt es eher Einsatz pur, denn mit ihrem Gesang – oft verschiedene Messen – bereichern sie die Liturgie und tragen wesentlich zur Feststimmung bei.

Zwar haben sich auch die Kirchenchöre gewandelt – was man sehr gut aus der 275-jährigen Chronik des Unadinger Kirchenchors erkennen kann – doch das Prinzip bleibt. So wird der Projektchor, bestehend aus den jungen Kirchenchorsängern und einigen Gastsängern, schon die Krippenfeier mit deutschen und englischen Weihnachtsliedern bereichern. Am zweiten Weihnachtsfeiertag wird der Unadinger Kirchenchor mit deutschen Weihnachtsliedern und dem "Transeamus", welches schon rund 275 Jahre alt ist und seit 1967 in Unadingen gesungen wird, um den Festgottesdienst zu bereichern.

Konrad Koßbiel – er konnte im vergangenen Jahr sein 60-jähriges Chor-Jubiläum feiern – erinnert sich noch an die Anfangsjahre. "Vor 1962, vor dem zweiten Vatikanischen Konzil war der Chor jeden Sonntag im Einsatz", so seine Erinnerung. Zehn bis 15 Messen pro Jahr waren keine Seltenheit. Heute hat der Chor, so der stellvertretende Vorsitzende Kuno Rombach, habe der Chor rund zwölf kirchliche und fünf weltliche Anlässe zu bewältigen. Hinzu kommen noch rund 40 Proben. 1975 absolvierten die 44 Sänger 60 Proben im Jahr.

Früher waren die Sänger alle aus Unadingen, heute gehören dem Chor auch Sänger aus Löffingen, Hausen vor Wald und Allmendshofen an. Gastsänger kommen aus Bachheim, Bräunlingen und Schwenningen.

Die Geschichte des Unadinger Kirchenchors geht bis ins Jahr 1739 zurück. "Das älteste Dokument datiert aus diesem Jahr", erklärt Kuno Rombach, der die Chorgeschichte zum Jubiläum aufgearbeitet hat. Das Bildmaterial hat Helmut Egy der Nachwelt festgehalten.

Gleich zwei hohe Auszeichnungen, die Palestrina-Medaille und die Zelter-Plakette durfte der Chor in diesem Jahr in Empfang nehmen. Heimatforscher Emil Ketterer war bei seinen Recherchen für die Unadinger Chronik im Pfarrarchiv auf dieses Dokument (Fabrikrechnung) gestoßen.

Ketterer hatte dieses Dokument übersetzt. Hier ist von 24 Kreutzern zu lesen für einen Fronleichnams Trunk für den Chorsänger Georg Baumann.

Es sind vor allem diese Rechnungen, welche an die längst vergangen Tage erinnern. Die Chorsänger wurden bis ins Jahr 1962 bezahlt für Beerdigungen, Seelenamt, Grabgesang, Hochzeiten oder Jahrtage. Interessanterweise bekamen diese unterschiedliche Vergütungen. Von Klassen ist gelegentlich die Rede, der Dirigent war erste Klasse, langjährige Sänger zweite Klasse und der Rest dritte Klasse.

1845 bezahlte die politische Gemeinde an die Kirchenfabrik für Orgelschlagen und Singen fünf Gulden, für die Sänger jeweils drei Gulden und Johann Marx für Unterricht und Singen fünf Gulden.

Der Lehrer war gleichzeitig Organist und Dirigent des Kirchenchors. Es war wohl Hauptlehrer Wilhelm Beile der den kleinen Chor vergrößerte. 1898 wurde das erste Kirchengesangbuch in Villingen gekauft. Es war für Lehrer Beile und zehn Stimmen.

Um 1900 hat der Chor nur ein gedrucktes Notenblatt gekauft um Geld zu sparen. Per Hand wurden die einzelnen Stimmen eingetragen und ein Notenheft erstellt. 1937 kostete der Notensatz für "Süßer die Glocken nie klingen" 2,50 Reichsmark. Heute kostet ein Notensatz für 30 Sänger inklusiv Partitur für den Dirigenten und Klavierauszug im Schnitt 110 Euro.

Was noch Bestand hat und dies seit 1935 ist die Cäcilienfeier. Auch hier zeigt sich die Kameradschaft, die im Kirchchor verankert ist.