Seit vier Jahren fährt die in Russland geborene Ksenia Raile täglich von Grafenhausen nach Löffingen. Foto: Schwarzwälder-Bote

Löffinger Firma WST beschäftigt Mitarbeiter vieler Nationen / Familienfeste vertiefen Zusammengehörigkeit

Von Gerold Bächle

Löffingen. Integration ist derzeit in aller Munde. Bei der Präzisionstechnikfirma WST in Löffingen wird nicht nur darüber gesprochen, sondern seit vielen Jahren sind die Menschen mit Migrationshintergrund in die "Mitarbeiter-Familie-WST" integriert.

18 unterschiedliche Nationen stehen an den Maschinen, sind aber auch im mittleren Management tätig. 73 Prozent des 370-köpfigen, mehr als 100 Teilzeitbeschäftigte umfassenden Mitarbeiterstamms haben ausländische Wurzeln. Gefördert wird das Zusammengehörigkeitsgefühl auch durch Familienfeste, hierauf legen Georg uns Sabine Willmann sehr großen Wert.

Osman Akbiyik (41 Jahre, Türkei): Der Maschinenbediener ist seit 19 Jahren in Deutschland und seit zwölf Jahren bei WST. Im Zweigbetrieb Hüfingen stellt er Wellenflansche für Allradantriebe her. Neben WST arbeitet er seit zwölf Jahren als Taxi-Fahrer. Hier werde auch die deutsche Kultur in allen Facetten aufgezeigt. "Heute lebe ich nach der deutschen und türkischen Kultur und bin voll integriert", sagt er. Einmal im Jahr fährt er in die Türkei in den Urlaub, auch um sein Türkisch aufzufrischen.

Najed Al-Metheb (34, Syrien): "Ich bin sehr dankbar, dass ich nach der schwierigen Flucht in Deutschland ein friedliches und neues Zuhause und hier seit sechs Monaten eine tolle Arbeit gefunden habe". Der studierte Buchhalter musste aus politischen Gründen fliehen. Er kommt aus der erfolgreichen Mittelschicht, die Eltern hatten mehrere Bäckereibetriebe. Bei WST fühlt er sich als Maschinenbediener wohl und auch in Löffingen durch den Helferkreis gut betreut.

Dusan Dinic (44, Serbien): Als er vor 18 Jahren nach Deutschland kam, verstand er kein Wort. Ein Mitarbeiter bei Fürstenberg Holz in Hüfingen (hier arbeitete er 14 Jahre) brachte ihm die Sprache vor allem mittels Zeichnungen bei. Heute beherrscht er nicht nur sehr gut die deutsche Sprache, sondern ist auch bei WST als stellvertretender Abteilungsleiter im Hüfinger Werk ein geschätzter Mitarbeiter. In seiner Freizeit engagiert er sich als Jugendtrainer bei der DJK Donaueschingen im Fußball.

Zsolt Farkas (35, Ungarn): Ungarn wird zwar als sicheres Land eingeschätzt, doch die dortige Politik veranlasste den Produktionshelfer nach Deutschland zu gehen. Seine Eltern hatten eine Bäckerei und Restaurant. In Löffingen vor allem auch bei WST in der Logistik fühle er sich einfach wohl, erklärt der gelernte Bäcker, der vor drei Wochen geheiratet hat und mit der Politik in Ungarn nicht zufrieden war.

Visar Kelmendi (27, Kosovo): Seit 19 Jahren ist er ein Löffinger und hier durch den Fußball (Spieler beim SV Göschweiler und A-Jugendtrainer beim FC Löffingen) voll integriert. Seinen Weg zu WST fand er als Mini-Jobber. Nach dem Masterstudium im Fach Bauplanung ist der Kosovare in der Logistik tätig und ist derzeit bei der Bauplanung und Überwachung der Großbauprojekte von WST mit integriert und trägt mit Verantwortung.

Ksenia Raile (24, Russland): Seit 14 Jahren ist sie in Deutschland. Die Einrichterin des Drehautomaten Index ist seit vier Jahren bei WST beschäftigt. Obwohl sie täglich von Grafenhausen nach Löffingen fährt, möchte sie die Arbeit nicht eintauschen. "Hier fühle ich mich richtig wohl". Ab und zu fahre sie noch mit ihren Eltern nach Russland, um Verwandte zu besuchen.

Marina Rupp (55, Russland): Fachkraft der Qualitätssicherung, wohnt seit 17 Jahren in Löffingen. Vor sieben Jahren kam die Mutter zweier erwachsener Töchter zu WST. Die Töchter sind nun in Deutschland auch schon verheiratet. "Wir lieben es, in Deutschland zu sein, auch mein Mann, der in Pfohren arbeitet. Russland weid immer unsere Heimat bleiben aber Deutschland ist dann gleich hintenan."

Diego Valente (44, Argentinien): Der gelernte Koch und fußballbegeisterte Messi-Fan kam von Südamerika 1996 nach Spanien, seit 2003 ist er in Deutschland und seit zwei Jahren bei WST als Maschinenbediener. "Die Entscheidung war richtig, nach Deutschland zu gehen, und in meinem Wohnort Göschweiler finde ich es richtig toll".

Aytac Er (46): Der in Deutschland Geborene mit türkischen Wurzeln hat bei WST, hier ist er seit 2004 beschäftigt, die Chance bekommen, sich nach oben zu arbeiten. Die Sicherheitsfachkraft wurde bereits zum dritten Mal zum Betriebsratsvorsitzenden gewählt. Als "Deutsch-Türke" sieht er die Integration bei WST als vorbildlich, zumal die Geschäftsführung "ganz dahinter stehe". Der Betriebsratsvorsitzende wohnt mit seiner Frau und den beiden Kindern in Döggingen. Zum aktuellen Asylproblem meint Aytac Er, dass dies in den Ländern Europas viel zu spät erkannt wurde.