Walkerin Felicitas Klaussner mit "Wobo" Wolfgang Borho. Fotos: Borho Foto: Schwarzwälder-Bote

Narren tischen beim Sonnenball in Lauterbach harte Wahrheiten auf / Wenn’s der Pfarrer spannend macht

Von Georg Borho

Lauterbach. Der Lauterbacher Sonnenball hat von seiner närrischen Schlagkraft nichts eingebüßt. Für Nachwuchs ist gesorgt. Jedenfalls warfen die Ministranten schon mal die Narrenkappe in den Ring.

Mit den beiden Nachwuchs-Moderatoren Patrick Held und Thomas Storz gaben auch zwei Mitglieder der KjG ihre närrische Visitenkarte ab. Die Ministranten spulten die Zeit zunächst bis Allerheiligen 2014 zurück. Jede Menge Gelassenheit war gefragt, als Pfarrer Kocholl fünf vor zwölf zum Gottesdienst immer noch nicht erschienen war. "Trotzdem cool bleiben, es geht keine Zeit verloren, Kocholl wird sicherlich schneller machen und selbst eine 15-minütige Verspätung wieder locker reinholen".

Da passte der nächste Programmpunkt wie die Faust aufs Auge. Ein sangesfreudiges Quintett des Kirchenchors, begleitet von Dominic King, behauptete von sich: "Aber mir reicht’s, wenn i weiß, dass i kennt, wenn i wett". Recht philosophisch ging’s dann auch weiter, als kein Geringerer als der polnische Philosophie-Nobelpreisträger Borislav Szykoszhoryzink (Markus Kaupp) in die Bütt stieg und an die Freunde der Philosophie unter anderem diese existenziellen Fragen stellte: Wenn Kind Ferkel, was sein Mama? Gehen auch Mäuse abends in die Falle? Was passieren, wenn man sich zweimal halb totlacht?"

Nach einer Finger-Artistik in atemberaubender Geschwindigkeit, forderte das begeisterte Publikum von den Ministranten prompt die erste Zugabe. "Klassiker" Hans-Peter Fetz, als LED-geschädigter Nachtwächter ("Leuchten ist mein Hobby") stellte fest, nur noch Schramberg habe Hauptschulzimmer. "Dia wara scho immer dümmer." Übrigens täten es manche nicht blicken, dass, wenn auf dem Sportplatz das Flutlicht brenne, tatsächlich manche kicken. Der Altmeister in der Bütt rührte in gewohnter Weise genüsslich Lokalkolorit in den Kakao. "Bim Rothus in dia Kanalisation, entstoht e Kleintierzuchtstation. Ratte hot’s do scho älleweil ghet".

Erfolgreich sein, bedeute fit und schlank sein. Es sei so einfach, "du musst nu wellen un zwischadurch gelbe Rüben schelen", verkündete die Walkerin Felicitas Klaussner voller Tatendrang. "Was au no überflüssig zählt, sin dia Männer dieser Welt". Sie mache ohne männliche Barriere von nun an Karriere. Nachdem stürmisch eine Zugabe gefordert wurde, gestand sie: "Bienastich isch an Jammer für die Figur, doch Balsam für die Seele pur".

Viel nackte Haut zeigten drei Synchronschwimmer der KjG ("einsame Spitze") und mussten ihren tollen Auftritt prompt wiederholen. Reichlich Ouzo floss, ganz im Sinne eines Klassikers, als der griechische Künstler Wobo (Wolfgang Borho) in die Bütt stieg. Der leidenschaftliche Patriot wünschte sich "keine Rubel nach Athen" und bedauerte, es gebe auch keine Euro für Athen, "Schäubles schwarze Null müsse schließlich stehn". Er gestand sich ein: "Es war der Wein von Mykonos, den ich mir in die Rübe goss".

In einem perfekt gestylten griechischen Outfit präsentierte sich Liedermacher Dominic King mit Geschichten aus der frühen Vergangenheit, späteren Vergangenheit und der Gegenwart. Beim Refrain stimmte das Publikum begeistert mit ein: "Denk mol an früher, hei weisch no, des war a geile Zit, mit Träne in de Auge denk i manchmol zurück. Es war nit immer toll, manchmol war mr von de Roll, momentan weiß i nit, wie des enden soll."

Der Stimmungspegel im Saal wurde von Alleinunterhalter "Ernst’l" auf konstant hohem Niveau gehalten.