"Musicando" mit Claudia Habermann (von links), Ute Haas-Woelke und Sabrina Michelfeit setzte in der Lauterbacher Kimmich-Galerie neue Akzente. Für die zahlreichen Besucher mussten zusätzliche Stühle herbeigeschafft werden. Fotos: Borho Foto: Schwarzwälder-Bote

Kammermusik: Konzert von "Musicando" in der Kimmich-Galerie Lauterbach findet großen Anklang

Mit der Verpflichtung des Kammermusik-Trio "Musicando" gelang dem Kunstverein "Wilhelm Kimmich" ein genialer Schachzug.

Von Georg Borho

Lauterbach. Zum Konzert in der gleichnamigen Galerie mussten zusätzliche Stühle herbeigeschafft werden. Kunst beschränke sich nicht nur auf die malerische Darstellung, betonte der Vertreter des Kunstvereins, Werner Körber, bei der Begrüßung. Das beträchtliche Potenzial an Gegenwartskunst und der Vielfalt an Kunstgattungen sei nicht nur großen Metropolen vorbehalten.

Das fulminante Galerie-Konzert bedarf keines weiteren Beweises. Dabei haben die drei begnadeten Musikerinnen Ute Haas-Woelke (Klavier), Sabrina Michelfeit (Klarinette) und Claudia Habermann (Sopran) erst einige Monate miteinander geprobt. In der eher seltenen Formation ergänzen sich alle drei zu einer musikalisch ausdrucksstarken Synthese. Im quirligen Timbre der quicklebendigen Klarinettistin und in der unverkennbaren Affinität der Sopranistin zu ihren brasilianischen Wurzeln, entfaltete sich die konzentrierte Spielfreude der Pianistin in jeder Phase zum äquivalent pulsierenden Herzstück. Die vor Charme sprühende, stets lächelnde Sabrina Michelfeit übernahm mit jugendlicher Unbekümmertheit zudem die fundierte Moderation.

Nach "Meine Seele hört im Sehen" und "Süße Stille, sanfte Quelle" aus "Neun deutsche Arien HWV 202-219" von G. F. Händel, empfahl sie beim "2. Satz Adagio aus dem Konzert Nr. 2 für Klarinette und Klavier" von Louis Spohr, man möge sich entspannt zurücklehnen. Das grandios interpretierte Werk lud zum Träumen ein. Erzeugte die lupenreine Interpretation von "Sechs deutsche Lieder op. 103" ebenfalls von Louis Spohr, in den Sätzen "Sei still mein Herz, "Zwiegesang", "Wiegenlied" und "Das heimliche Lied", bereits Gänsehaut-Gefühl, steigerte sich "L’amour est un oiseau rebelle" aus der Oper "Carmen" von Georges Bizet, besser bekannt als "Habanera", zu ersten Bravo-Rufen. Der Brasilianer Heitor Villa-Lobos, der international populärste Komponist seines Landes und bekennender Freund von Johann Sebastian Bach, hätte an der virtuosen Interpretation seiner "Aria aus Bachianas Brasileiras Cantilena Nr. 5", die Erinnerungen an die Straßencafés von Rio keimen ließ, bestimmt auch seine Freude gehabt.

Beim Solostück für Klavier und Klarinette "After you, Mr. Gershwin!" von dem ungarischen Komponisten Béla Kovács blitzten zum ungarischen Temperament Jazz-Elemente auf, was erneut mit langanhaltendem Beifall quittiert wurde. Bei "Barcarole" aus "Hoffmanns Erzählungen" von J. Offenbach lächelte die charmante Sopranistin ihrem Einsatz erwartungsfroh entgegen. Danach gelang mit der Arie "O mio babino caro!" von G. Puccini ein weiterer grandioser Programmhöhepunkt. Die darauf folgende Arie "Parto! Ma tu ben mio" von Mozart war kaum verklungen, da erhoben sich die restlos begeisterten Konzertbesucher spontan zu stehenden Ovationen.

Claudia Habermann, ausgestattet mit einer Rhythmusrassel, kündigte als Zugabe aus ihrer Heimat einen Vogel an, der nach Verdeutschung von Sabrina Michelfeit "vom Aussterben bedroht ist". Es bleibt zu hoffen, dies möge für ein Konzerterlebnis dieser Spannweite nicht zur Metapher werden. Während eine strahlende Ute Haas-Woelke der unerwartet gute Besuch beeindruckte, gestand Claudia Habermann, sie sei von den leuchtenden Augen der aufmerksam lauschenden Konzertbesucher inspiriert worden.