Laufen, Wandern, Biken – der Spaß an der Bewegung an der frischen Luft führte Lukas Ehrle als Kind zum Tunrverein Villingen. Foto: Birgit Heinig

Lukas Ehrle ist ein Ausnahmetalent, ob in der Schule oder auf dem Sportplatz und in den Bergen. Jetzt geht er zum Studium nach New Orleans und fiebert dem professionellen Training mit Gleichgesinnten entgegen.

Lukas Ehrle ist ein Ausnahmetalent – in jeder Hinsicht. Gerade hat er sein Abitur mit einem Notendurchschnitt von 1,0 abgelegt. Und als amtierender U20-Europameister im Berglauf träumt er von Olympia.

Laufen, laufen, laufen – kaum ein Tag vergeht, an dem der 18-Jährige aus Villingen nicht in seinem Sport trainiert. Zum Glück liegt die Zeit jetzt erst einmal hinter ihm, die ihm zwischen den Bewegungs- auch immer wieder Lerneinheiten aufzwang, an dem er sein Trainingsprogramm dem Stundenplan am Romäusring-Gymnasium anpassen musste.

Collegesport vorbildlich

„Das war schon etwas stressig“, gibt der Einser-Schüler zu und setzt darauf, dass er seine Ausbildung und den Sport ab jetzt besser unter einen Hut bringen kann: Für die nächsten vier Jahre hat er sich nämlich an der Universität im amerikanischen New Orleans für das Managementstudium eingeschrieben, in das ein professionelles Lauftraining integriert wird. Der Collegesport sucht weltweit seinesgleichen.

Ein System, das Lukas Ehrle in Deutschland vermisst. Da kann er, so hofft er, seinen Traum von einer Olympiateilnahme weiterträumen. Auch freue er sich auf die Trainingsgruppe, da er hier in der Regel alleine trainieren müsse. Von Kindesbeinen an sei er zusammen mit seiner lauftalentierten und um zwei Jahre jüngeren Schwester Julia und seinen Eltern in der Natur unterwegs gewesen, erzählt Lukas.

Laufen, Wandern, Biken – der Spaß an der Bewegung an der frischen Luft führte ihn als Achtjährigen zum Turnverein Villingen. Bald begann er, gemeinsam mit seiner Schwester den Germanswald zu durchjoggen, nahm hier und da an den Läufen des Denzer-Cups teil, bewältigte zunächst die Kinderstrecke, später die zehn Kilometer beim Schwarzwaldmarathon und wurde 2019 vom Berglaufmeister Timo Zeiler, Trainer der Laufgemeinschaft (LG) Brandenkopf, „entdeckt“. 2021 nahm er zum ersten Mal an den Deutschen U18-Meisterschaften der Berg-, Straßen- und Crossläufer teil und holte sich auf Anhieb alle drei Titel. Dabei belegte er in der Männerwertung gleich den zweiten Rang.

Trailszene wächst stetig

2022 folgte in La Palma der Europameistertitel U20 im Berglauf und in diesem Jahr der vierte Platz bei den Weltmeisterschaften in Innsbruck. Berglauf, das bedeutet für die Junioren eine fast acht Kilometer lange Up-and-Down-Strecke mit rund 400 Höhenmetern. Vor wenigen Wochen ist er auf der Bahn beim 5000-Meter-Lauf der unter 20-Jährigen auch noch deutscher Vizemeister geworden.

Auch wenn Lukas Ehrle zukünftig in den USA trainiert, so stehen auch weiterhin nationale Wettkämpfe an, denn die Zeit von Mai bis August wird er jeweils zu Hause verbringen. Als unmittelbares Ziel nennt er den erfolgreichen Übergang zu den Männern, um bald in der Spitze eines Sportes mitzutun, der immer mehr mediale Aufmerksamkeit erregt. „Die Berg- und Trailszene wächst stetig“, weiß er. Vielleicht, so träumt er, gehören Teile davon, so zum Beispiel das „Sky-Running“, bei dem auf weniger als fünf Kilometern Laufstrecke bis zu 1000 Höhenmeter überwunden werden müssen, auch bald zum olympischen Programm.

Traum vom Marathon

Einst einen Marathon zu laufen, auch das kann er sich vorstellen. Das, so weiß er von seinem heute 34-jährigen Idol Richard Ringer, ist eine Disziplin, die sich Läufer in der Regel erst im fortgeschrittenen Alter vornehmen. Dank der Schwarzwälder-Bote-Reihe für Kinder „Wünsch Dir was“, traf der damals zwölfjährige Lukas den Marathon-Europameister persönlich. „Und wir haben immer noch Kontakt“.

Preis für Latein eingeheimst

Lukas Ehrle ist nicht nur ein Ausnahmesportler. In der Schule habe er sich schon immer leicht getan, sagt der einstige Südstadtschüler. Am Romäusring-Gymnasium entschied er sich für die Leistungskurse Latein, Deutsch und Gemeinschaftskunde. Am Ende stand ein Notendurchschnitt von 1,0 im Abitur. Nur Physik sei allerdings nicht so seins, sagt er schmunzelnd. Da reichten seine Leistungen „nur“ für 13 Punkte. Sein Können im Fach Latein brachte ihm dagegen den Preis der Freiburger Stiftung „Humanismus heute“ ein.