Jasmin Stoll (von links), Lilly Kupfer und Annegret Heitzelmann aus der Tablet-Klasse des Scheffel-Gymnasiums sind hier gerade damit beschäftigt, Molekularstruktiren von Zucker zusammenzubauen – Aufnahmen dieser Modelle werden anschließend digital bearbeitet. Foto: Schabel

Bildung: Stadt treibt Digitalisierung der Schulen voran / Schnelles Internet ab 2023

Lahr - In der Corona-Krise hat die Digitalisierung der Schulen an Fahrt aufgenommen. In Lahr sollen sie mit ausreichend moderner Technik ausgestattet und vor allem auch mit schnellen Internetleitungen versorgt werden.

Chemieunterricht in der 10d des Scheffel-Gymnasiums, der sogenannten Tablet-Klasse. Digitale Geräte haben hier das herkömmliche Schulheft weitgehend ersetzt – was für die Pädagogen zum Beispiel den Vorteil hat, dass sie sich das lästige Kopieren von Unterrichtsmaterial sparen können, denn Arbeitsblätter und Prüfungen können ganz einfach digital korrigiert werden.

Zukunft des Lernens?

Die Schüler setzen bei Chemielehrer Andreas Schillert mithilfe eines Baukastensystems gerade ein Molekularmodell von Zucker zusammen, das sie anschließend fotografieren. Die Aufnahmen bearbeiten sie dann digital in ihren Tablets und erstellen so neue Modelle der Zucker-Molekularstruktur.

Ist das die Zukunft des Lernens am Scheffel? Lehrer Philipp Freykowski, an der Schule zuständig für die Digitalisierung, beantwortet die Frage vorsichtig: Die Arbeits- weise der 10d werde laufend validiert, wobei noch nicht feststehe, ob es weitere Tablet-Klassen am Scheffel geben werde. Für jüngere Schüler sei das digitale Arbeiten in dieser Form ohnehin nicht geeignet, da sie erst mal die Handschrift richtig erlernen müssten.

Der Besuch bei der 10 d war Teil eines Pressegesprächs, bei dem OB Markus Ibert, Harry Ott vom Amt für Schulen, Soziales und Sport sowie Peter Kees, der Digitalisierungsbeauftragte der Stadt Lahr, einen "Meilenstein für die Digitalisierung" vorstellten, wie Ibert es formulierte. Es ging um den Anschluss der Lahrer Schulen an das Breitbandnetz, für den nun Förderanträge gestellt und Ausschreibungen gestartet werden. Die insgesamt 24 Lahrer Schulen, davon 16 in Trägerschaft der Stadt und acht kreiseigene, sollen in zwei Phasen bis 2023 und 2024 leistungsfähige Internetanbindungen erhalten.

Internetverbindungen "teilweise miserabel"

Eine Bandbreitenerhebung durch die Breitband Ortenau GmbH habe vor zwei Jahren ergeben, dass die meisten Schulen im Vergleich zu den Vorgaben des Bundes unterversorgt sind, informierte die Stadt. Kees sprech von "teilweise miserablen Anbindungen" und "schmalen Bandbreiten".

Um diese Mängel zu beheben, greift die Stadt auf Strukturen des E-Werks Mittelbaden zurück, das bei seinen eigenen Tiefbaumaßnahmen regelmäßig Leerrohre und Glasfaserkabel mitverlegt. So sei es möglich, für das schnelle Internet an den Schulen fast 42,5 Kilometer bestehendes Glasfaserkabel zu nutzen, ohne dafür aufwändig in den Untergrund eingreifen zu müssen, teilte Ott mit. Die restliche Infrastruktur werde neu geschaffen. Unter anderem müssen noch 3,8 Kilometer Glasfaserkabel in Eigenregie verlegt werden.

Laut Stadt ergeben sich jährliche Brutto-Pachtkosten an das E-werk von 90. 000 Euro. Die Tiefbaukosten von rund einer Million Euro sollen mit mehr als 730. 000 Euro gefördert werden.

Mit einer zentralen Anbindung der Schulen an das städtische Glasfasernetz sollen gleichzeitig die Serverstrukturen in den Schulen entfallen. Das Projekt "zentrales Schulrechenzentrum" soll 200. 000 Euro kosten, von denen 80 Prozent über den Digitalpakt gefördert werden.

Ibert und Co. nannten weitere Beispiele dafür, wie die Digitalisierung der Schulen vorangetrieben wird. So habe man allein über den Digitalpakt 2 (Sofortausstattungsprogramm) 647 IPads mit Zubehör und 88 Laptops für die städtischen Schulen angeschafft. Die flächendeckende Ausstattung der Lehrer mit mobilen Endgeräten werde in den kommenden Wochen gestartet.

Pädagogen unter Druck

Für die Lehrer sei die fortschreitende Digitalisierung eine Belastung, sagte Schulleiterin Antje Bohnsack. Beim Umstieg auf Fernunterricht im Lockdown hätten die Pädagogen sich etwa "von jetzt auf gleich" neu orientieren müssen. Am "Scheffel" habe man diese Herausforderung aber gut gemeistert.