Der ehemalige Ludwigsburger Oscar da Silva (rechts) war an alter Wirkungsstätte der überragende deutsche Spieler. Foto: Pressefoto Baumann/Hansjürgen Britsch

Der Basketballer hat die MHP Riesen einst nicht ganz einvernehmlich verlassen, doch das war beim Länderspiel gegen Montenegro vergessen.

Seine Aufgabe auf dem Parkett hatte Oscar da Silva mit Bravour bestanden. Nur danach in der Mixedzone der MHP-Arena war der 25-jährige Basketballer zunächst nicht so perfekt präpariert. Dort musste er noch ganz rasch sein Trikot umdrehen, damit der langjährige Sponsor des Nationalteams auch im rechten Licht erschien. Schließlich war da Silva am späten Donnerstagabend vor den Kameras der gefragteste Mann aus dem deutschen Kader. Nicht ohne Grund. Kurz zuvor hatte Bundestrainer Gordon Herbert schließlich gelobt: „Oscar war unser Go to Guy.“ Was im Basketball jene Spieler sind, die in den entscheidenden Momenten Verantwortung übernehmen. Das hatte da Silva getan, und wie: Er hatte am längsten gespielt (31:35 Minuten), die meisten Punkte (19) und die meisten Rebounds (7). Und als die Montenegriner nach einem 0:16-Fehlstart bis auf sechs Punkte herangekommen waren, hatte da Silva gerade einmal pausiert, wurde dann aber wieder aufs Feld beordert, um den 85:61-Sieg im ersten Qualifikationsspiel für die EM 2025 zu untermauern.

Just in Ludwigsburg schloss er nun seinen Frieden, nachdem er einst nach seinem überstürzten Wechsel zu Alba Berlin nicht gerade einvernehmlich vom Bundesligaclub MHP Riesen geschieden war. Sein Ex-Mitspieler aus Berliner Zeiten, Louis Olinde, sagte zur Leistung noch: „Wir wissen, dass er ein Biest ist. Er kann eigentlich alles.“ Defensiv sowieso, aber auch offensiv in Eins-zu-eins-Situationen. Mit dem kleinen Haken, dass er dieses Potenzial bei seinem aktuellen Club FC Barcelona nicht so häufig zeigen kann. „Aufgrund der vielen Stars dort habe ich dazu nicht so viele Gelegenheiten wie hier bei der Nationalmannschaft“, sagte da Silva. Trotz gewisser Sparmaßnahmen bei Barça reden wir immer noch über ehemalige NBA-Profis wie Willy Hernangomez oder Jabari Parker, und gerade unterschrieb nach einer Auszeit noch Ricky Rubio nach zwölf Jahren NBA. „Die Ansprüche sind nach wie vor hoch“. Sprich Titel.

Den haben die Deutschen ja bei der WM geholt, ohne da Silva. Was den Deutschbrasilianer offensichtlich beflügelt. „Olympia ist schon mein Ziel – und ein Traum.“ Dafür hat er schon mal fleißig Pluspunkte gesammelt in der Mannschaft des Bundestrainers Gordon Herbert. Der Kanadier setzt primär auf die Teamchemie und zeigte sich angetan vom ersten Auftritt nach der WM bei nur zweieinhalb Tagen Training. „Ich könnte nicht stolzer sein“, sagte er nach dem Sieg gegen Montenegro und führte Zahlen an: 21 Assists, also direkte Pässe, die zu Körbe führen, und nur sechs Ballverluste sprechen eine deutliche Sprache für ein funktionierendes Ensemble. Mit Oscar da Silva als Anführer. Diese Rolle nimmt er bewusst an und sagt: „Ich versuche auf jeden Fall, meine Mitspieler von meiner Erfahrung profitieren zu lassen.“

Am Sonntag geht es in Bulgarien weiter

Wie zum Beispiel einen weiteren ehemaligen Berliner: Malte Delow, der bei seiner Länderspielpremiere mit 13 Punkten gleich zum zweitbesten Werfer avancierte: „So habe ich mir das vorgestellt“, sagte der 22-Jährige und nannte auch gleich seine Motivation: „Der Banner an der Hallendecke mit dem Weltmeister-Pokal drauf. Das hat dann schon nochmals eine andere Bedeutung, sein Land zu vertreten.“ Wenngleich er für die nahe Zukunft keine großen Ansprüche erhebt, sondern weiß: „Bei Olympia haben die Vorrang, die es erreicht haben.“ Also die Weltmeister um die nun abwesenden NBA-Profis wie Dennis Schröder. Wenngleich daneben schon das eine oder andere Plätzchen frei sein wird. Noch hat jeder die Chance, sich zu empfehlen. In dem engen Zeitfenster diese Woche gibt es am Sonntag (16 Uhr) das zweite Quali-Spiel in Bulgarien. Was einen dort erwartet? Der Center Jonas Wohlfarth-Bottermann zuckt eher mit den Schultern: „Ich weiß nur, dass wir Favorit sind.“ Und das künftig nicht nur gegen die zweitklassigen Bulgaren.