Jan Böhmermann legt sich in seiner Satiresendung „ZDF-Magazin-Royale“ mit der deutschen Waffenindustrie an. Foto: Henning Kaiser/dpa

Jan Böhmermann legt sich mit der deutschen Waffenindustrie an. Sie sei mitverantwortlich für Amoktote in den USA. Heckler & Koch nimmt dazu Stellung.

Jan Böhmermann blickt in seiner Satiresendung „ZDF-Magazin-Royale“ regelmäßig auf Eklats einzelner Persönlichkeiten, deckt Missstände von Konzernen auf oder beleuchtet die ein oder andere politische Intrige.

In der jüngsten Folge nimmt er die deutsche und österreichische Waffenindustrie ins Visier und schießt konkret gegen vier Waffenfirmen – darunter Heckler & Koch (HK) aus Oberndorf (Kreis Rottweil).

Böhmermann: knapp 200 Massenschießereien in den USA

Zu Beginn der Sendung blickt Böhmermann in die USA: Er berichtet von knapp 200 Massenschießereien – allein im laufenden Jahr. Er zeigt Bilder von Supermärkten, in denen hinter Glasvitrinen verschiedenste Gewehre angeboten werden und präsentiert Videos von durchgeknallten Amerikanern, welche im Rhythmus zu Hardrockmusik in die Natur ballern.

Nun fragt man sich als Zuschauer: Was hat das alles mit der deutschen Waffenindustrie zu tun? Für Böhmermann eine Menge. Denn diese, so der Tenor in der Folge vom Freitag, verdient ordentlich Geld mit Waffenverkäufen am US-Markt – und ist zumindest nach Böhmermanns Ansicht mitverantwortlich für die vielen Amokopfer in den Vereinigten Staaten.

Kritik an Werbung von Heckler & Koch

Besonders kritisch dabei für Böhmermann: die Werbeauftritte einiger Firmen. So wirbt etwa HK auf seiner amerikanischen Website in Großbuchstaben mit attraktiven Angeboten für Waffennarren. Übersetzt heißt es dort zum Beispiel: Kaufe eine Pistole und erhalte gratis zwei Magazine dazu.

„Die wissen einfach, was gut ankommt bei den Amerikanern“, stichelt Böhmermann und bringt es folgendermaßen auf den Punkt: „Amerikanische Werbung für den amerikanischen Markt, made in Germany.“

Der Pistolenhersteller Walther aus Ulm bekommt ebenfalls sein Fett weg. Dort heißt es in einer Werbung: „It’s your Duty to be ready.“ („Es ist deine Pflicht, bereit zu sein.“) „Ready wofür?“, fragt Böhmermann mit ironischem Unterton.

Was den Moderator so wundert, gar ärgert: „Bei uns in Deutschland treten unsere Waffenunternehmen irgendwie viel harmloser auf“, sagt er und schaut sich daraufhin die Auftritte hierzulande etwa von Walther an.

Zu sehen sind dort drei sympathisch aussehende Sportschützen. Von HK zeigt er einen Werbeauftritt, in dem auf das nachhaltige Handeln und eine ökologische Produktionsstrategie verwiesen wird.

Das Fazit des Satirikers: „Deutsche und österreichische Waffenkonzerne präsentieren sich bei uns ökofriendly, in den USA aber sagen sie ganz offen: ‚Wir wollen, dass geballert wird – und zwar von allen auf alle‘, und das funktioniert“, stellt er fest. Dieses Fazit unterfüttert er mit der Bilanz von HK aus dem Jahr 2021 aus einem Bericht von „Welt.de“.

Heckler & Koch nimmt Stellung zu ZDF-Show

Demnach kam das Oberndorfer Unternehmen in diesem Jahr auf 90 Millionen Euro Umsatz im US-Zivilgeschäft – dreimal so viel Umsatz wie mit den US-Militärs.

Für Böhmermann ist der Fall klar: „In den USA wird mit unseren (deutschen und österreichischen) Waffen gemordet.“

Das sind schwere Anschuldigungen und für unsere Redaktion Anlass gewesen, einmal bei HK direkt nachzufragen, was die Oberndorfer zu diesen Vorwürfen sagen. Dort heißt es in einem Statement des Unternehmens an unsere Redaktion: „In den USA hat HK einen Marktanteil von unter einem Prozent.“

Heckler & Koch äußert sich zu Böhmermanns Vorwürfen

Dies schließe den US-Zivilmarkt sowie behördliche Kunden wie die US-Streitkräfte und weitere staatliche Sicherheitsorgane mit ein. Dort bediene HK einen Bedarf gemäß der gültigen gesetzlichen Regelungen.

Zum Auftritt Böhmermanns heißt es: „Den Duktus von Herrn Böhmermann (unter anderem ballern) macht HK sich nicht zu eigen.“ Darüber hinaus weist HK daraufhin, dass es „im Gegensatz zu einigen Mitbewerbern, Waffen und wesentliche Waffenteile allesamt in Deutschland entwickelt und fertigt. Sie unterliegen somit den strengen deutschen Waffengesetzen.“