Bei einer Pressekonferenz in Rottweil nahmen Herbert Kohler (Leiter der Kriminalpolizei), Gerold Sigg (Chef der Polizeidirektion), JOachim Dittrich (Leiter der Staatsanwaltschaft), erster Staatsanwalt Frank Grundke und Pressesprecher Josef Bronner zu dem in Vöhringen begangenen Verbrechen Stellung. Foto: Danner

15-jähriger Junge ersticht 17-Jährigen bei Streitigkeiten. Ungleiches Duell unter Jugendlichen in Vöhringen mit Todesfolge.

Kreis Rottweil - Bei einem ungleichen Duell ist am zweiten Weihnachtsfeiertag in Vöhringen ein 17-Jähriger an den Folgen einer Stichverletzung gestorben. Zugestochen hatte sein 15-jähriger Nebenbuhler, nachdem sich die beiden zu einer Schlägerei in der Daimlerstraße verabredet hatten. Ein Mädchen war der Grund.Die Vöhringer sind fassungslos. Ausgerechnet zum Fest der Liebe hat eine solch schreckliche Tat einen grauen Schleier der Betroffenheit über den Ort gelegt. Dabei haben sich die beiden Teenager gekannt. Im Internet kursiert auf Facebook gar ein Foto, auf dem sie Arm in Arm der Kamera zuprosten.

Ob der 17-Jährige zuerst zugeschlagen habe, wurde gestern bei der Pressekonferenz in der Rottweiler Polizeidirektion nicht bestätigt. Sicher ist, dass es im Laufe der Auseinandersetzung einen Moment gab, in dem der 15-Jährige ein Messer zückte. Er stach mehrmals zu und traf seinen Kontrahenten an der Halsschlagader.

"Der hat mich abgestochen", soll das Opfer seinem Kumpel noch zugerufen haben. Dieser habe dann den Notarzt benachrichtigt. Der Tatort an dem von der Daimlerstraße abzweigenden Fußweg am Mühlbach liegt am Rand eines Wohngebiets. Gegenüber befindet sich ein Kinderspielplatz. Gestern standen dort auf einem Tisch sechs Kerzen, ein Zeichen der Trauer. Der 17-Jährige aus dem Sulzer Stadtteil Sigmarswangen wird als kräftig geschildert, aber nicht als gewalttätig. "Er war sehr zugänglich, wenn man ihm etwas gesagt hat. Von ihm ist auch keine Aggression ausgegangen, solange er in der Schule war", sagt eine Frau, die ihn kannte.

Zwischendurch wohnte er in Freiburg bei seinem Vater. Man hatte allerdings den Eindruck, dass er sich nach seiner Rückkehr veränderte.

Der mutmaßliche Täter scheint im Ort ein Problemfall gewesen zu sein, wohl schon als Kind. "So ein Gewaltpotenzial hätte man aber nicht erwartet", war zu hören. "Es war keine heile Welt," wird der soziale Hintergrund der beiden Jugendlichen beschrieben.

Etwa eine Stunde nach der Tat verstarb der 17-Jährige am Mittwochabend in einer Klinik, alle Bemühungen der Ärzte waren vergebens. Wie der Leitende Staatsanwalt, Joachim Dittrich, gestern mitteilte, wurde gegen den mutmaßlichen Täter Haftbefehl wegen Totschlags erlassen. Er sitzt mittlerweile in Untersuchungshaft. Angaben zur Tat habe er inzwischen auch gemacht, von einem Geständnis wollte die Staatsanwaltschaft aber nicht sprechen.

Ob die Tatwaffe den waffenrechtlichen Bestimmungen unterliegt, müsse erst noch geklärt werden. Auch auf die Frage, ob Drogen im Spiel waren, verwies Dittrich auf die laufenden Ermittlungen. Derweil heißt es in einer Meldung der Deutschen Presseagentur allerdings, dass gegen die beide Jugendlichen im Vorfeld wegen des Handels mit Cannabis ermittelt wurde. Allerdings räumte der Staatsanwalt ein, dass der nun Inhaftierte bereits polizeibekannt gewesen sei.

Thomas Prügel, Leiter der Mühlbachschule in Vöhringen, welche die Teenager früher besuchten, erklärte auf Nachfrage des Schwarzwälder Boten: "Ich finde es schrecklich, dass so etwas passiert und Gewalt so überhand nehmen kann bei uns."

Das Mädchen, um das sich die beiden Kontrahenten stritten, wurde noch in der Nacht vernommen. Die Polizei stellte der Jugendlichen den Notfall-Seelsorgedienst des Rottweiler DRK zur Seite.

Die 4000-Seelen-Gemeinde am nördlichen Rand des Landkreises Rottweil wird wohl noch eine Weile brauchen, bis sie diese Tragödie verarbeitet hat. Innerhalb weniger Minuten wurde hier das Leben zweier Familien zerstört.

Auf der Facebook-Seite des Opfers finden sich beinahe minütlich neue Pinnwandeinträge. "Was ist das für eine kranke Welt?", postet ein Mädchen. "Du bleibst unvergessen", tut ein Kumpel kund. "Hoffentlich ist es da oben schön." Auf dieser sozialen Plattform können sich die jungen Menschen artikulieren und das Unfassbare diskutieren. Es scheint ihnen ein Stück weit zu helfen, mit dem Unglück umzugehen.

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