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Seit Mai bieten Malteser spezielles Hilfsangebot für Familien an, die ein schwer erkranktes Kind pflegen.

Kreis Rottweil - Ein Thema das Angst macht und mit dem sich niemand gern beschäftigt. Ein Kind ist lebensbedrohlich erkrankt – Welche Hilfen gibt es für Familien?

Wenn ein Familienmitglied schwer erkrankt, gerät das Familienleben oft komplett aus den Fugen – insbesondere, wenn Kinder betroffen sind. Angehörige versuchen, alles alleine zu bewältigen und kommen irgendwann mit der seelischen Belastung nicht mehr zurecht. Häufig fehlt den Eltern die Luft, um sich besonders um die Geschwisterkinder zu kümmern. In solchen Fällen hilft jetzt der ambulante Kinder- und Jugendhospizdienst, ein Angebot der Malteser.

Dazu gehören im Landkreis Rottweil insgesamt zwölf Ehrenamtliche und die Koordinatorin Sigrun Butschek. "Bei totalen Ausnahmesituationen wollen wir vor allem den Geschwistern ein Stück Normalität zurückgeben, die verloren geht, weil sich die Eltern um das erkrankte Kind kümmern müssen. Medizinische und pflegerische Aufgaben dürfen wir nicht übernehmen, aber wir machen alles Mögliche, was Freude und Normalität zurückbringt. Wir übernehmen zum Beispiel auch Fahrdienste und Hausaufgabenbetreuungen", erklärt Sigrun Butschek. Im Normalfall kämen die Ehrenamtlichen einmal pro Woche für drei bis vier Stunden. Die Eltern selbst werden nicht betreut, ihnen steht aber durch den Kinder- und Jugendhospizdienst ein Ansprechpartner zur Verfügung.

Umfassende Ausbildung

Ab diesem Monat können die Ehrenamtlichen nach Abschluss ihrer umfassenden Ausbildung mit der Arbeit beginnen. Zusammen mit Diana Schmidt, Koordinatorin des Kinder- und Jugendhospizdienstes in Freudenstadt, hat die Rottweiler Koordinatorin die Ehrenamtlichen nach dem Celler-Modell vorbereitet. Die Ausbildung umfasst einen insgesamt 90-stündigen Vorbereitungskurs. In der Praxisphase kam bereits ein erster Kontakt mit betroffenen Kindern zustande. Zur Ausbildung gehört auch ein Erste-Hilfe-Kurs für Kinder.

Die Rottweiler Koordinatorin erklärt: "Für die Familien bin ich der erste Ansprechpartner. Deswegen ist es ein großer Vorteil, dass ich die Ehrenamtlichen gut kenne und einschätzen kann, wer zu welcher Familie passt, denn die Chemie muss stimmen. Es hat sich herauskristallisiert, dass die Ehrenamtlichen ganz tolle Menschen – mit dem Herz am rechten Fleck – sind."

Während der gesamten Zeit würden sich alle regelmäßig treffen und von einer Supervisorin betreut werden. "Es ist ganz wichtig, dass es den Ehrenamtlichen gut geht, damit sie alles verkraften können und sich vorher auch schon mit dem Thema Sterben, Tod und Trauer auseinandergesetzt haben", ergänzt Sigrun Butschek. Im Landkreis Rottweil sind momentan 60 bis 80 Familien bekannt, zu denen die Ehrenamtlichen kommen können. "Wir müssen die Familien auf uns aufmerksam machen", erklärt die Koordinatorin. Dazu werde sie in der nächsten Zeit bei Kindergärten, Kliniken, Schulen, der Stadt Rottweil, dem Jugendamt und kirchlichen Institutionen über den Dienst aufklären.

Hemmschwelle überwinden

"Auch in Oberndorf, Schramberg und Sulz, gibt es noch viel Aufklärungsarbeit." Ganz wichtig – der ambulante Kinder- und Jugendhospizdienst kommt nur, wenn die Familie das wünscht. "Da sind schon viele fremde Leute im Haus. Wichtig ist, dass auch die Familie die Hemmschwelle überwindet. Wir kommen nicht, um die Familie zu ändern, kommen unabhängig von den religiösen und politischen Ansichten einer Familie und wir sind kostenfrei."

Sigrun Butschek ergänzt, dass es sich in den meisten Fällen um eine Krise handele und die Kinder Gott sei Dank wieder gesund würden. Im Todesfall würde sich der Dienst aber keineswegs einfach so zurückziehen, sondern während der schwersten Zeit weiterhin begleiten und unterstützen. Der Hilfsdienst pflegt engen Kontakt mit der Trauergruppe für Kinder "Unter dem Regenbogen". In Baden-Württemberg sind die Malteser mit diesem Angebot bisher in zwölf Landkreisen vertreten.

Weitere Informationen: Telefon 0741/28 00 59 60, Mobil 0151/15 69 74 26, E-Mail kinderhospiz@malteser-rottweil.de