In die Beruflichen Schulen in Rottweil und Schramberg (im Bild der "Campus" in Rottweil) soll nicht zuletzt mit Blick auf den zunehmenden Ganztagesbetrieb investiert werden. Foto: Archiv

Vor neuem Kreistag breitet sich großer Aufgabenkatalog aus. Modernisierung beruflicher Schulen erste Nagelprobe.

Kreis Rottweil - Was wollen wir? Was können wir uns leisten? Nach den Kommunalwahlen muss sich der neu gebildete Kreistag jetzt hinsichtlich künftiger Investitionsvorhaben deutlich positionieren. Dass der Straßenbau mit durch Hangrutschungen verursachten besonders prekären Streckenabschnitten ein sehr teuer kommendes Kapitel in den Kreishaushalten der kommenden Jahre bleiben wird, sei hier nur am Rande erwähnt.

Mit Blick auf die kommenden Beratungen zum Etat 2015 verwies Landrat Wolf-Rüdiger Michel am Montag in der Sitzung des Sozial-, Verwaltungs- und Kulturausschusses des Kreistags auf seine persönliche Prioritätenliste abseits des Katalogs zu maroden Straßen. Die weitere Verbesserung der Kreisschulen stehe für ihn ganz oben. Gleich danach stehe das Bemühen für eine gute Breitbandversorgung. An dritter Stelle stehe die räumliche Neuordnung des Rottweiler Landratsamts-Standortes mit der Kardinalfrage Hochhauserhalt oder nicht, ließ Michel das Gremium wissen.

Zur Darlegung dieser Ein- und Aussichten sah sich der Landrat am Montag bei der Diskussion über die Verbesserung der Schulsituationen an den Berufsschulzentren Schramberg und Rottweil veranlasst, wo mit Blick auf angestrebte Ganztagsbetriebe vor allem die Aufenthaltsmöglichkeiten entscheidend aufgewertet werden sollen. Ein von den Planern ermittelter grober Kostenrahmen, der auch Fassadensanierungen beinhaltet, liegt bei insgesamt 14,3 Millionen Euro (Schramberg 3,5; Rottweil 10,8).

Während der Kreistagsausschuss für das Schramberger Vorhaben die Planungsfortführung und die Beantragung einer Schulbauförderung befürwortete, wurde angesichts des genannten Kostenumfangs der "Rottweiler Fall" nach längerer Diskussion auf Antrag von Klaus-Dieter Thiel (CDU) mit knapper Mehrheit (8 zu 6) vertagt. Zuvor war von vielen Rednern hierzu deutlich gemacht worden, dass trotz allen Verständnisses für die wichtigen Schulbelange es bei gestalterischen Überlegungen kein in ausufernden Kosten mündendes Wunschkonzert geben könne.

Dass im Kreis Rottweil das berufliche Schulwesen hoch im Kurs steht, zeigt auch die von Kreisräten mit großer Mehrheit befürwortete Absicht, an der Ludwig-Erhard-Schule in Schramberg-Sulgen neben Wirtschaftsschule, Berufskolleg, einjährigem BKFH und Berufsschule zum nächsten Schuljahr ein Wirtschaftsgymnasium mit dem Profil Gesundheit, das nicht zuletzt junge Frauen locken könnte, einzurichten. Sollten für die neue Einrichtung Kosten entstehen, sollen diese aus dem Schulbudget bestritten werden.

Angebote fürs duale System in Wohnortnähe seien überaus wichtig, wird von der Landkreisverwaltung und Kreisräten eine Lanze gebrochen für den Weg, in allen Landkreisteilen diesbezügliche Gymnasialangebote zu ermöglichen. Ob sich zu diesem schulpolitischen "good will" auch tatsächlich die erhofften Schülerzahlen einstellen werden, scheint im Moment nicht die große Frage zu sein. Allein der Schiltacher Bürgermeister und FWV-Kreisrat Thomas Haas äußert diesbezüglich – vor allem mit Blick auf niedrige Auslastungszahlen an den neueren Gymnasialstandorten des beruflichen Bereichs in Oberndorf und Sulz – Bedenken.

Der Wandel im Bildungssystem trifft die beruflichen Schulen im Landkreis spürbar. "In den vergangenen zehn Jahren hat sich der Mittelstufenbereich halbiert, der Oberstufenbereich verdoppelt“, sagt der geschäftsführende Schulleiter Axel Rombach. Und er betont: "Wir sehen uns als die Schule, die die Gemeinschaftsschüler nach der neunten oder zehnten Klasse aufnimmt. Das sind die Schüler, die früher eben nach der Realschule zu uns kamen". Um jedem Schüler einen Platz zu garantieren, kooperierten die beruflichen Schulen im Kreis eng miteinander.