Eine Kriminalpolizistin hält eine mit Drogen versetzte Kräutermischung in der Hand. Seit einigen Jahren bereiten die Modedrogen der "Legal Highs" den Fahndern Kopfzerbrechen. Die Kräuter dienen als Träger für gefährliches Rauschgift. Foto: dpa

Synthetische Cannabinoide in der Region. Experten warnen vor Risiken. Kontrollen können umgangen werden.

Kreis Rottweil - "Legal Highs" – Drogen, die nicht verboten sind, sind in Mode. Experten warnen vor den gesundheitlichen Risiken, und die Polizei hat mit der Designerdroge alle Hände voll zu tun.

Das klingt für manche sicher verlockend – "high" und nichts von den Behörden befürchten zu müssen? "Eine saugeile Mischung", heißt es auf einer Seite, die neue psychoaktive Substanzen (npS) verkaufen. Diese sogenannten synthetischen Cannabinoide, auch "Spice" genannt, werden vor allem übers Internet verkauft, berichtet Thomas Sebold, Pressesprecher des Polizeipräsidiums Tuttlingen, im Gespräch mit dem Schwarzwälder Boten.

Das Problem bei diesem Rauschgift sei, dass die Kräutermischungen immer wieder neu erfunden würden, erklärt Sebold – und von "legal" könne dabei keineswegs die Rede sein. Denn die Inhaltsstoffe, die bereits auf der Liste des Betäubungsmittelgesetzes (BtMG) stünden und im Umlauf seien, seien strafbar. Die Schwierigkeit sei jedoch, dass die Verkäufer die Mischungen stets dem Angebot anpassen würden und neue Mischungen entwickelten.

Die Liste mit den laut BtMG verbotenen Substanzen würde zwar immer wieder aktualisiert, aber bis dahin seien bereits neue Mischungen im Umlauf, erläutert Sebold weiter. Neben den kriminalistischen Unterscheidungen von Kokain, Heroin, Amphetamin oder Cannabis werden die Kräutermischungen als sonstige Betäubungsmittel erfasst.

Für den Landkreis Rottweil wurden im Bereich der allgemeinen Verstöße nach dem Betäubungsmittelgesetz folgende Zahlen registriert: Im Jahr 2013 wurden 169 Verstöße registriert, 2014 wurden dann 239 Verstöße dokumentiert. Davon gab 86 Fälle im Jahr 2013 und 72 Fälle im Jahr 2014 Verstöße mit sonstigen Betäubungsmitteln. Im Bereich des Handelns mit sonstigen Betäubungsmitteln erfolgte eine Zunahme von neun Verstößen im Jahr 2013 auf 23 Verstöße im Jahr 2014.

Außerdem erfolge die Herstellung der synthetischen Mischungen meistens im Ausland und der Vertrieb erfolge hauptsächlich über das Internet. Auch wenn die erfassten Zahlen derzeit keinen absoluten Schwerpunkt beim Konsum von Kräutermischungen darlegen, so warnt die Polizei dennoch vor den möglichen Nebenwirkungen der synthetischen Cannabinoide: Beim Konsum könne es unter anderem zu Übelkeit, Ohnmacht oder psychischen Reaktionen kommen.

Dem schließt sich Thomas Hugger, Facharzt für öffentliches Gesundheitswesen/Sozialmedizin, vom Rottweiler Gesundheitsamt an. Auch er warnt vor dem Konsum sogenannter Kräutermischungen. Es könne zu lebensgefährlichen Vergiftungen mit Kreislaufversagen kommen, der Konsum könne Wahnvorstellungen auslösen oder zum Muskelzerfall bis hin zum drohenden Nierenversagen führen.

Immer wieder gebe es Anfragen an das Gesundheitsamt, psychoaktive Kräutermischungen zu testen. Hierzu arbeite das Amt eng mit den Suchtberatungsstellen des baden-württembergischen Landesverbands in der Region und speziellen Laborinstituten zusammen. Schwierig sei jedoch, die stetig wechselnde Zusammensetzung der neuen Inhaltsstoffe.

Suchtberater Jörg Hügel von der Fachstelle Sucht in Rottweil bestätigt, dass die Kräutermischungen im Kreis Rottweil im Umlauf seinen. Vor allem Jugendliche würden zu den synthetischen Cannabinoide greifen. Besonders beliebt sei dieses Rauschgift bei denjenigen, die Cannabiskontrollen umgehen wollten, und regelmäßig Urinproben abgeben müssten. Denn die Kräutermischungen seien medizinisch nicht nachweisbar. Allerdings drohe auch hier eine Abhängigkeit, erklärt er weiter. "Spice" mache schneller abhängig als Cannabis. Diese Mischungen "werden geraucht", berichtet er – es sehe aus wie Tabak. Allerdings würden seine Klienten Cannabis vorziehen, da der Rausch bei "Spice" länger anhalte als gewollt.